Automobilindustrie

Kostensenkungen durch IT werden unterschätzt

12.05.2010 von Stefanie  Naujoks
Der Marktforscher PAC hat untersucht, welche Potenziale die IT besitzt, die Prozesseffizienz in Unternehmen weiter zu erhöhen. Unternehmen sparen dabei Geld sowohl in der IT als auch mit der IT, meint Analystin Stefanie Naujoks von PAC.
Stefanie Naujoks ist Analystin bei Pierre Audoin Consultants (PAC) und zuständig für die Manufacturing-Branche.

Die Automobilindustrie befindet sich in der Krise, und auch die IT muss wie andere Bereiche im Unternehmen ihren Beitrag bei den allgemeinen Kosteneinsparzielen leisten. Ansatzpunkte gibt es hier viele: vom Nachverhandeln von bestehenden Outsourcing-Verträgen über die zunehmende Nutzung von "Pay-per-Use"-Preismodellen über die Konsolidierung und Standardisierung von Anwendungslandschaften bis hin zur Umsetzung von Virtualisierungskonzepten innerhalb der gesamten IT-Infrastruktur. PAC stellt aber auch fest, dass das Kostensenkungspotenzial der IT häufig noch unterschätzt wird.

Die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie müssen sich heute einer Reihe von IT-Herausforderungen stellen. PAC hat untersucht, welche Potenziale die IT dabei besitzt, die Unternehmen in der Erhöhung ihrer Prozesseffizienz zu unterstützen.

So sind Implementierung und Einsatz von Business-Intelligence-Lösungen angesichts der Krise und der damit einhergehenden Notwendigkeit, die Transparenz in Unternehmen zu erhöhen (sei es im Vertrieb, im Controlling oder in der Produktion), gerade für Automotive OEMs wesentliche Erfolgsfaktoren, um im globalen Wettbewerb nachhaltig Wettbewerbsvorteile zu identifizieren und umzusetzen.

Des Weiteren liegt auch in geeigneten CRM-Lösungen aber auch im Bereich Händlermanagement noch ein enormes Potenzial, um zusätzliche Umsatzpotenziale zu erschließen - nicht nur im Neugeschäft der Automobilhersteller, sondern auch im Ersatzteilgeschäft.

Wo IT und Business zusammen besser werden können

Auch Product Lifecycle Management Lösungen (PLM) können dazu beitragen, die Produktentwicklungszeiten zu verkürzen, was zum einen ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor in der Automobilindustrie ist. Zum anderen helfen sie gleichzeitig, die Entwicklungskosten zu reduzieren.

Insbesondere die Verknüpfung von Erkenntnissen aus dem Vertrieb und dem Marketing (zum Beispiel CRM-Systeme) mit den Systemen der Produktentwicklung (zum Beispiel PLM-Systeme) trägt dazu bei, die Produktentwicklung weiter zu optimieren und hilft darüber hinaus bei der Senkung der Gewährleistungskosten.

PAC sieht auch bei der Zusammenarbeit zwischen den Herstellern und Zulieferern weiterhin Potenziale für die IT, diese zu unterstützen. So geht es bei Supply Chain Management Lösungen (SCM) nicht mehr nur darum, die Prozesse entlang einer "Wertschöpfungskette", sondern vielmehr in einem global verzweigten "Wertschöpfungsnetzwerk" zu unterstützen.

Im Bereich Produktentwicklung geht es beispielsweise bei der Entwicklung für alternative Antriebe (zum Beispiel Hybrid- oder Elektromotoren) darum, die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Herstellern und Forschungs- & Entwicklungspartnern zu erleichtern. Selbiges gilt für die Entwicklung von intelligenten, elektronischen Komponenten im Bereich CarIT (zum Beispiel Fahrerassistenzsysteme).

Bei den – überwiegend kleineren und mittelständischen – Zulieferern der Automobilindustrie sieht PAC zwar Nachholbedarf bei standardisierten, integrierten und vorkonfigurierten ERP/MRP-Lösungen. Jedoch steht die Sicherstellung des Cashflows angesichts der Krise derzeit noch im Vordergrund.

Erhebliche Potenziale durch mehr Transparenz

Mittel- bis langfristig geht PAC aber davon aus, dass es zum Beispiel auf Produktionsebene noch erhebliche Potenziale gibt, die Effizienz durch IT weiter zu erhöhen. Dazu zählen beispielsweise auch Lösungen, die es ermöglichen, die Transparenz in der Produktion zu erhöhen, um flexibler auf Abrufaufträge der OEMs reagieren zu können, um dadurch nicht zuletzt auch die Kosten für das Umlaufvermögen und. für Bestände weiter zu reduzieren.

Bei allen Potenzialen, die die IT birgt, um die Effizienz in Unternehmen zu erhöhen, müssen Business und IT zunächst einmal auf Augenhöhe sein, um gemeinsam diese Effizienzpotenziale realisieren zu können.

PAC plädiert dafür, dass es darum geht, eine ausgewogene und den individuellen Unternehmensumständen entsprechende Kombination aus beiden Ansätzen anzuwenden: Die Reduktion von IT-Kosten (um den allgemeinen Erfordernissen der Kosteneinsparungen zu entsprechen) sowie die Kostenreduktion durch IT (durch die Erhöhung der Business-Effizienz).

Stefanie Naujoks ist Analystin bei Pierre Audoin Consultants (PAC) und zuständig für die Manufacturing-Branche.