Hardware-Alternative

Lawson-ERP geht in die Amazon-Cloud

28.04.2010 von Hartmut  Wiehr
Ab Mai 2010 wird ERP-Anbieter Lawson seine Lösungen auf Amazon Elastic Compute Cloud (EC2) geben. Dies wäre auch für Retailer eine ernsthafte Alternative zu ihrer bisherigen IT-Infrastruktur. Um ein Software as a Service Angebot (SaaS) handelt es sich nicht.
Lawson-ERP auf Amazons Cloud-Plattform EC2 könnte eine Alternative für Retail-Unternehmen sein, die Probleme mit ihrer existierenden IT-Infrastruktur haben.

Besonders bei Retailern im Lebensmittel- und Pharmabereich ist Lawson laut IDC Retail Insights gut verankert. Mit Lawson on Amazon (LoA) nimmt man nun speziell jene Unternehmen ins Visier, die entweder nicht ständig in neue Hardware und Betriebsführung investieren wollen oder die sich keine eigenen ("privaten") Cloud-Installationen für Test- und Entwicklungsumgebungen oder für Disaster Recovery leisten können.

Wer seine Anwendungen oder zumindest einen Teil davon in "öffentliche" Clouds stellt, also an einen Dienstleister sei es für die komplette Abwicklung oder nur für einen Teil der Software übergibt, macht sich seine Management-Aufgaben etwas leichter und senkt – voraussichtlich – seine IT-Ausgaben.

Bei dem neuen Lawson-Angebot ab Mai geht es allerdings nicht um Software as a Service (SaaS), sondern die Amazon-Infrastruktur dient als Alternative zur eigenen Hardware eines Unternehmens oder zu der eines Hosting-Anbieters, auf der sich dann eine "normale" ERP-Installation befindet. Lawson bedient sich damit der IT-Infrastruktur von Amazon, obwohl man dort noch mehr anbieten könnte – zum Beispiel ausgefeilte, automatisierte Provisioning-Dienstleistungen einschließlich auf den aktuellen Verbrauch von Hardware- oder Software abgestimmter Abrechnungsmodi. Dank des Einsatzes von Virtualisierung sind dazu inzwischen auch einige Hosting-Anbieter in der Lage.

IDC Retail Insights geht davon aus, dass Lawson gegenwärtig nur geringe Umsatzerwartungen für den neuen Geschäftszweig hat. Es gehe vor allem darum, den Kunden eine breitere Auswahl an Einsatzmöglichkeiten für ERP zu offerieren. Ein weiterer Beweggrund dürfte sein, sich an den Cloud-Hype anzuhängen.

Gegenwärtig sind die Systemmanagement-Tools für die ERP-Suite noch nicht in die Automatisierungsfunktionen von Amazons EC2 integriert. Es bleibt deshalb den Anwendern überlassen, welche zusätzlichen Software-Werkzeuge sie benützen. Offen ist derzeit auch, welche speziellen Retail-Erweiterungen Lawson bei Amazon anbieten wird. Aus Sicht der Retailer wäre es ferner wünschenswert, wenn eine Anbindung an die E-Commerce-Plattform von Amazon geschaffen würde, um neue Möglichkeiten für das Verkaufen über das Internet zu erschließen.

Lawson on Amazon besonders für stark wachsende Unternehmen interessant

Lawson on Amazon könnte besonders für jene Retailer interessant sein, die Kapazitätsprobleme mit ihrem Rechenzentrum haben oder die sehr schnell wachsen. Wer dagegen nur seine Szenarien für Disaster Recovery oder Entwicklungsumgebungen verbessern möchte und nur geringe Probleme mit dem Wachstum der eigenen IT-Infrastruktur hat, ist womöglich mit einer traditionellen Hosting-Lösung auf der sicheren Seite. Retailer, die schon jetzt risikobereit sind und auf das Angebot von Lawson anspringen, könnten sicherlich nette Software-Rabatte aushandeln. Um zu vermeiden, nur ein Versuchskaninchen zu sein, sollten die Service Levels und Ausfallgarantien beziehungsweise -kompensationen genau definiert sein.

Solange die großen ERP-Anbieter weiterhin mit ihren Internet- und Cloud-Angeboten kämpfen, hat Lawson im Verbund mit Amazon sicher einen Startvorteil. Vielleicht gelingt es sogar, ähnlich bedeutsam wie Salesforce.com mit seinem CRM-Angebot aus der Wolke zu werden.