Unternehmen investieren vor allem in Standard-Lösungen

Lieber Konfektion als Maßanzug

18.04.2007 von Werner Kurzlechner
Westeuropäische Unternehmen investieren wieder in ihre Informations-Technologie. Im Schnitt erwarteten sie hier im vergangenen Jahr ein Budget-Wachstum von 34 Prozent. Das Geld stecken die Firmen immer noch lieber in Standard-Lösungen als in maßgeschneiderte Software. Das fand IDC in einer Studie heraus, die auch einen Branchen-Überblick liefert.

Die Vorliebe für Konfektionsware ist in europäischen Firmen immer noch weit verbreitet, wobei es im Branchen-Vergleich Ausnahmen gibt. Am fortschrittlichsten verhalten sich die Versicherungs- und Finanzunternehmen, die sich zu fast 42 Prozent ihre Lösungen auf den Leib schneidern lassen und nur zu 29 Prozent von der Stange kaufen. Auch Einzel- und Großhandel stellen eine Ausnahme dar und setzen beim Enterprise Ressource Planning (ERP) überwiegend auf kundenspezifische Software.

Überdurchschnittlich stark setzt auch die öffentliche Hand für ihre Bedürfnisse entwickelte Software ein - insbesondere Verwaltung und Bildungseinrichtungen, weniger stark die Gesundheitswirtschaft.

Klare Unterschiede arbeitet IDC für die verschiedenen Arten von IT-Lösungen heraus. Über Sicherheits-Technologie verfügen 83 Prozent der Unternehmen: 59 Prozent setzten auf vorgefertigte Lösung, 24 Prozent auf individuelles Design. In diesem Bereich werden mit Abstand die meisten IT-Lösungen eingesetzt; hier greifen die Firmen am ausgeprägtesten auf Standard-Angebote zurück.

Absolut setzen die Unternehmen vor allem in den Bereichen industrie-spezifische Anwendungen (25 Prozent) und ERP (24,4 Prozent) auf Maßanfertigungen. Im Supply Chain Management (SCM) halten sich die Firmen bislang am meisten zurück beim IT-Einsatz - fast 60 Prozent verneinen. Hier ist aber auch der Spagat zwischen Standard (23 Prozent) und kundenspezifischem Schnitt (18 Prozent) am kleinsten.

Auf welche Weise Unternehmen IT verwenden, hängt stark von der Branchen-Zugehörigkeit ab. ERP ist vor allem im verarbeitenden Gewerbe (71 Prozent), im Bereich Verkehr, Kommunikation und Energieversorgung (66 Prozent) sowie im Handel (61 Prozent) verbreitet.

Im Handel haben sich BPM-Lösungen durchgesetzt

Mit Hilfe von IT-Lösungen bringen 70 Prozent der Banken und 64 Prozent der Firmen im Segment Verkehr/Kommunikation/Energie ihr Customer Relationship Management auf Vordermann. Behörden hinken mit nur 30 Prozent deutlich hinterher. Industrie-spezifische Lösungen setzen mehr als 65 Prozent der Versicherungen, Finanzdienstleister und Banken ein; das gilt ebenfalls für den Bereich Verkehr/Kommunikation/Energie.

SCM-Lösungen nutzen beispielsweise mehr als die Hälfte der Betriebe im Handel und in der diskreten Fertigung. Beim Business Process Management (BPM) zeigen mit 71 Prozent die Banken die stärkste IT-Präsenz; im Handel (62 Prozent) und Business Services (57 Prozent) ist BPM das Feld, in dem sich IT-Lösungen am stärksten durchgesetzt haben. Nachholbedarf haben hier vor allem Verwaltung und Bildung.

Beim Einsatz von Datawarehouses haben mit mehr als drei Vierteln abermals die Banken die Nase vorn. Im Content Management sind IT-Lösungen inzwischen quer durch die Branchen Usus. 49 Prozent der Unternehmen haben derartige Software implementiert, mit nur 36 Prozent ist die diskrete Fertigung Nachzügler.

IDC befragte für die Studie "IDC European Vertical Market Survey" im vergangenen Sommer in Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien und Spanien 1.950 Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeitern aus zehn Branchen.