Gemeinsame IT-Plattform mit anderer Bank misslingt

Milliarden-Projekt der Zürcher Kantonalbank floppt

09.09.2008 von Christiane Pütter
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und die Waadtländer Kantonalbank (BCV) sind am Aufbau einer gemeinsamen IT-Dienstleistungsgesellschaft gescheitert. Die ZKB hatte ursprünglich vor, bis 2011 ein Volumen von 1,2 Milliarden Franken in die Plattform zu investieren.
Martin Scholl, CEO der Zürcher Kantonalbank.

Als "zukunftsweisend" wurde das Projekt angekündigt, als "großartig" in der Presse gefeiert: Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und die Waadtländer Kantonalbank (BCV) wollten ihre Informatikplattformen zusammenführen und eine gemeinsame Gesellschaft für Bankdienstleistungen aufbauen. Nun ist das Projekt gefloppt. Die IT-Fusion wurde offiziell beendet.

ZKB-Sprecher Urs Ackermann gab gegenüber dem Tages-Anzeiger, Zürich, zu: "Die Komplexität des Projekts wurde massiv unterschätzt." Infolgedessen hat das Vorhaben Zeit- und Budgetrahmen gesprengt. Dass alles umsonst gewesen sein soll, will Ackermann aber nicht gelten lassen. Schließlich habe die ZKB ihre Informatik ohnehin erneuern müssen.

Im April 2007 hatte alles noch ganz anders ausgesehen. Die Banken hatten die gemeinsam geplante neue Gesellschaft als Unternehmen mit 1300 Arbeitsplätzen angekündigt. 2011 hätte die Firma betriebsbereit sein sollen. Insgesamt wollte die ZKB bis 2011 eine Summe von 1,2 Milliarden Franken in die Entwicklung der IT-Plattform investieren.

Der damalige ZKB-Chef Hans Vögeli versprach sich Einsparungen im hohen zweistelligen Millionenbereich pro Jahr, die BCV sprach von 30 Millionen Franken jährlich.

Anton Allemann, Leiter Logistik (und IT) der Zürcher Kantonalbank.

Schweizer Medien schreiben nun von einem "Milliarden-Flop". Eine Wortwahl, die die Banken so nicht stehen lassen wollen. ZKB-Chef Martin Scholl erklärte denn auch auf einer Pressekonferenz, seinem Unternehmen entstünde durch den Stopp des Projektes ein Abschreibungsbedarf von "weniger als zehn Millionen Franken". Die Waadtländer Kantonalbank beziffert ihren Verlust auf zwei Millionen Franken.

Zahlen, die wiederum nicht jeder Kommentator so stehen lassen will. Der Tages-Anzeiger weiß zu berichten, die weniger als zehn Millionen seien "nur die halbe Wahrheit". Glaubt man dem Blatt, hat ein Bank-Mitarbeiter erzählt, die Kollegen hätten die Vorarbeiten zu der geplanten Plattform neben ihrem Tages-Job erledigt - Überstunden, die in den Projektkosten gar nicht auftauchen.

Laut den Informationen des Tages-Anzeigers arbeitet die ZKB seit 1999 an einer neuen Plattform, die die Basis für das gemeinsame Projekt bilden sollte. Angeblich sind vier Fünftel bereits fertiggestellt. Die ZKB soll dafür 1,1 Milliarden Franken ausgegeben haben.

Trauern und Denken

Wie es nun weitergeht, ist offen. ZKB-Sprecher Ackermann: "Wir müssen jetzt zuerst mal Trauerarbeit leisten." Die BCV ihrerseits will in aller Ruhe nachdenken.

Die Zürcher Kantonalbank ist ein Staatsinstitut und die größte Bank der Schweiz. Leiter der Informatik, die die ZKB bei der Logistik ansiedelt, ist Anton Allemann. Laut Tages-Anzeiger investiert die Bank jährlich um die 400 Millionen Franken in die IT. Die BCV ist die öffentlich-rechtliche Bank des französischsprachigen Kantons Waadt (Vaud). CEO ist Pascal Kiener, die Informationstechnolgoie verantwortet Aimé Achard, Head of Business Support.