Fertigungsindustrie besonders betroffen

Millionenverluste durch Software-Fehler

15.05.2007 von Christine Ulrich
Der Teufel steckt in den Anwendungen: Durch fehlerhafte Software erleidet die deutsche Wirtschaft jedes Jahr einen finanziellen Schaden im dreistelligen Millionenbereich. Am stärksten betroffen ist die Fertigungsindustrie. Ein Grund für die Defizite: Vielerorts herrscht immer noch kein einheitliches Lösungssystem vor. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Software-Anbieters ECS Engineering Consulting & Solutions.

Jeweils 25 Prozent der befragten IT-Manager beziffern den finanziellen Schaden, der durch Software-Fehler entsteht, auf eine beziehungsweise mehr als eine Milliarde Euro. 42 Prozent sind der Meinung, dass die Verluste bei 100 Millionen Euro liegen. Und nur acht Prozent glauben, dass die Defizite auf einen Rahmen von zehn Millionen Euro beschränkt bleiben.

Am fehlerintensivsten: PCs und Internet-Server

Branchenweit die meisten Software-Fehler passieren offenbar in der Fertigungsindustrie. Das meinen jedenfalls 44 Prozent der Befragten. Hohe Quoten weisen auch Banken und Versicherungen (18 Prozent), Logistik (16 Prozent) und Elektronik (13 Prozent) auf.

Der geschätzte Schaden liegt durchschnittlich im hohen dreistelligen Millionenbereich.

Als die fehlerintensivsten Plattformen nennen 29 Prozent der IT-Manager PCs und 26 Prozent Internet-Server. Diesen folgen intelligente Haushaltsgeräte (13 Prozent), Handys und Autos (je elf Prozent). Allerdings wird nach Meinung der Befragten die qualitativ hochwertigste Software in Deutschland entwickelt: Dies geben 43 Prozent an. An zweiter Stelle rangiert Japan (23 Prozent), an dritter Indien (13 Prozent).

Und all die Misere, obwohl die beste Software offenbar hierzulande gefertigt wird.

Die Verlustzahlen "sind alarmierend und zeigen, dass dem Qualitäts-Management zukünftig eine gewichtige Rolle zufällt", sagt Wolfgang Dietzler, CEO von ECS. Vor allem in der Fertigungsindustrie bestehe großer Verbesserungsbedarf.

Am schlimmsten ist wohl die Fertigungsindustrie dran, am besten steht die Medizintechnik da.

An den Defiziten trägt laut ECS auch der Umstand Schuld: dass in vielen Unternehmen nämlich immer noch kein konsistentes und durchgängiges System zur Datenablage existiert. Daten, die bei Entstehung, Lagerhaltung und Vertrieb eines Produktes anfallen, werden oft nicht gespeichert, verwaltet und abgerufen.

Abhilfe durch Product Lifecycle Management?

Böse Buben sind PCs und Internetserver, wenig anfällig scheinen Flugzeug und Bahn zu sein.

These von ECS: Abhilfe schaffen kann das Product Lifecycle Management (PLM). Dieses betrachtet den gesamten Produkt-Lebenszyklus als einen einzigen komplexen Geschäftsvorgang. Idealerweise greifen alle Bereiche und Systeme, die mit einem Produkt zu tun haben, auf eine gemeinsame Datenbasis zu. Das erhöht die Qualität des Produktes - und alle computergestützten Schritte der Produktentwicklung: von Planung (PPS/ERP), Konstruktion (CAD), Berechnung (CAE) und Fertigung (CAM) bis zu Controlling, Vertrieb und Service. Eine einheitliche Datenverwaltung wie beim PLM "kann speziell die Fertigungsindustrie vor hohen finanziellen Verlusten bewahren“, meint Peter Teckentrup, COO von ECS.

Für die Studie befragte ECS 100 Fach- und Führungskräfte aus der Industrie.