Digitalisierung

Mitarbeiter fühlen sich schlecht vorbereitet

30.03.2016 von Christiane Pütter
Digitalisierung verändert die Arbeit. Doch nur wenige Arbeitnehmer bescheinigen ihrem Unternehmen, eine Personalstrategie für die digitale Transformation zu haben, wie eine Studie von CSC zeigt.
  • 35 Prozent geben an, die Erwartungen an die Mitarbeiter müssten neu definiert werden
  • 27 Prozent sagen das auch für die Führungskräfte
  • 58 Prozent fordern flexible Strukturen, die starre Hierarchien, Abteilungsgrenzen und Präsenzzeiten im Büro aufbrechen
Mitarbeiter bewerten ihre Unternehmen in Sachen digitale Transformation mäßig.
Foto: Hamburg-Mannheimer

Wie wirkt sich die Digitalisierung an den Schreibtischen der Mitarbeiter aus? Um diese Frage dreht sich die Studie "Digitale Agenda 2020 Human Resources", für die CSC rund 1500 Angestellte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragen ließ. Fazit: Digitalisierung ist auf Mitarbeiterebene kein abstraktes, fernes Thema. Allerdings fühlen sich die Befragten nicht gut vorbereitet.

In Zahlen heißt das: Nur knapp jeder vierte Deutsche (23 Prozent) spürt noch keine Auswirkungen der Digitalisierung und glaubt, dass das auch in den kommenden fünf Jahren so bleibt. Eine Mehrheit von 53 Prozent dagegen sagt, die Arbeitswelt im Unternehmen habe sich bereits verändert. Die verbleibenden 24 Prozent erwarten in einem Zeitraum von einem bis fünf Jahren Auswirkungen.

Die Zahlen sind im gesamten deutschsprachigen Raum ähnlich. Allerdings rechnen auffallend wenig Österreicher (18 Prozent) damit, binnen fünf Jahren von der Digitalisierung unberührt zu bleiben.

Wenig HR-Konzepte für die Digitalisierung

Auf die Frage, ob das Unternehmen eine HR-Strategie (Human Resources) für die Herausforderungen der Digitalisierung entwickelt habe, fallen die Antworten nicht so eindeutig aus. Eine relative Mehrheit von 27 Prozent der Deutschen gibt an, in ihrer Firma gebe es keine solche Strategie und es sei auch keine geplant. Lediglich 22 Prozent wissen von einem bereits fertigen HR-Konzept. Fast ebenso viele (20 Prozent) haben die Frage nicht beantwortet. Die anderen Studienteilnehmer erwarten, dass ihr Unternehmen binnen Jahresfrist (18 Prozent) oder später (dreizehn Prozent) eine Strategie aufstellt.

Die deutlichsten Ausschläge zeigen bei dieser Frage die Schweizer. 26 Prozent verfügen über ein fertiges Konzept - und 32 Prozent haben keines und planen dies nach Angaben der Befragten auch nicht.

Die Mitarbeiter sollten angeben, welche Maßnahmen sie in ihren Unternehmen für nötig halten. Am dringlichsten ist für sie Organisatorisches: 35 Prozent geben an, die Erwartungen an die Mitarbeiter müssten neu bestimmt werden. 27 Prozent halten außerdem eine Neu-Positionierung der Führungskräfte für erforderlich.

Gute bis mäßige Noten für Aus- und Weiterbildung

Jeder Dritte (33 Prozent) schreibt Aus- und Weiterbildung eine Schlüsselrolle zu. An diesem Punkt hat CSC nachgehakt und um eine Schulnotenvergabe (eins für sehr gut, sechs für ungenügend) der aktuellen Qualifizierungsangebote gebeten. Gut 40 Prozent der Befragten vergeben eine Drei für folgendes Statement: "Das aktuelle Aus- und Weiterbildungsprogramm erfüllt die Erfordernisse der digitalen Transformation." An den beiden Enden der Skala sieht es so aus: Sieben Prozent vergeben für dasselbe Statement eine Sechs, zehn Prozent eine Eins.

Was Digitalisierung für Mitarbeiter bedeutet
Was ändert sich durch die Digitalisierung für die Mitarbeiter?
Antworten suchten diese IT-Chefs in einer Diskussion mit COMPUTERWOCHE-Redakteuren. Unser Bild zeigt von links: Hans Königes (CW), Edgar Kirchmann von Transearch, Dieter Loewe von NTT Data, Daniel Krauss von Flixbus, Axel Kummer von Metafinanz, Frank Engelhardt von Salesforce.com, Jürgen Renfer von der KUVB und Alexandra Mesmer (CW).
Axel Kummer, Metafinanz
„Wir müssen neu denken, ausgehend von den Geschäftsprozessen und den Endkunden. Dafür setzen wir auf kreative Köpfe, die auch aus anderen Branchen als der IT kommen.“
Daniel Krauss, Flixbus
„Unsere größte Herausforderung ist es, mit permanentem Change und der damit einhergehenden Unsicherheit zurechtzukommen.“
Dieter Loewe, NTT DATA
„Wir brauchen eine Arbeitskultur, in der Mitarbeiter ein Privatleben haben dürfen und nicht immer erreichbar sind.“
Edgar Kirchmann, Transearch
„Wer ­Digitalisierung ernst nimmt, braucht mehr als einen neuen Posten wie den Chief Digital Officer. Topmanagement wie Führungskräfte müssen das Thema ­treiben und vorleben.“
Jürgen Renfer, KVUB
„Digitale Veränderungen sind derart disruptiv, dass wohl niemand genau weiß, wo die Reise ­endet. Der CIO ist als Lotse gefordert.“
Frank Engelhardt, Salesforce.com
„Es motiviert die Mitarbeiter, wenn sie eine reelle oder auch gefühlte Autonomie ­haben.“

Die unternehmenseigene Vermittlung von Hard und Soft Skills bewerten deutsche Mitarbeiter wie folgt: 37 Prozent geben der Qualifizierung in puncto Hard Skills eine Drei, weitere 29 Prozent eine Zwei. Die Vermittlung von Soft Skills benoten 38 Prozent mit einer Drei und 28 Prozent mit einer Zwei.

Unternehmenskultur und Kreativität

Ein weiteres Ergebnis der Studie bezieht sich auf die Unternehmenskultur. 67 Prozent der Angestellten sehen eine Kultur, die gezielt Innovationen fördert, als "sehr wichtig" oder "wichtig" für die digitale Transformation an. Weitere 63 Prozent sagen dasselbe zum Thema Kreativität. 58 Prozent plädieren für flexible Arbeitsstrukturen, die starre Hierarchien, Abteilungsgrenzen und auch Präsenzzeiten im Büro aufbrechen.