Trend zu BI und Managed Services

Mobiles ERP wird zur Pflicht

26.04.2013 von Andreas Schaffry
CIOs aus der Prozessindustrie bevorzugen integrierte ERP-Software statt Best-of-Breed-Lösungen. Laut einer Studie gewinnen künftig mobile BI und Managed Services an Bedeutung.

Die Auswahl und Implementierung eines ERP-Systems stellt für Unternehmen eine strategische Entscheidung dar. 88 Prozent der CIOs favorisieren bei der ERP-Auswahl ein integriertes IT-System. Von dessen Einsatz versprechen sie sich effizientere und stabilere Geschäftsprozesse.

Beim ERP ist Integration Trumpf

ERP-Trends in der Prozessindustrie
Prozessindustrie will integrierte ERP-Systeme
88 Prozent der IT-Leiter in Unternehmen der Prozessindustrie wollen ein ERP-Komplettsystem mit integrierten Funktionen. Einen Best-of-Breed-Ansatz lehnen die meisten ab.
Einbindung von IT-Funktionen
Eine ERP-Lösung sollte Kernbereiche wie das Warehouse Management, das Rechnungswesen, die Produktentwicklung und Co. abdecken. Auch Workflow-Komponenten sind gefragt.
Trend zu mobilen Lösungen
Auch in der Prozessindustrie geht der Trend zu mobilen Lösungen. Künftig wird insbesondere die Bedeutung von mobile BI steigen.
Steigende Nachfrage nach Managed Services
Die Nachfrage nach Managed Services steigt. Eine komplette Auslagerung des ERP-Betriebs lehnen IT-Verantwortliche jedoch ab.

Sie scheuen den Integrationsaufwand, der mit der Wahl von spezialisierten Einzellösungen anfällt. Dazu zählen etwa die Einrichtung und Pflege von Schnittstellen sowie Datenübertragungen zwischen verschiedenen Anwendungen. Nur elf Prozent der IT-Leiter wollen ihre Betriebsabläufe auf Grundlage eines "Best-of-Breed"-Ansatzes mit mehreren Speziallösungen abbilden.

Das sind zwei Kernergebnisse des ERP Trend Report 2013 für die Prozessindustrie, den das Hamburger Beratungshaus Softselect zusammen mit dem ERP-Anbieter Infor durchgeführt hat. IT-Entscheider wollen insbesondere, dass klassische ERP-Kernbereiche möglichst eng miteinander verknüpft sind, wie etwa die Logistikprozesse und das Warehouse Management (89 Prozent) sowie das Rechnungswesen (87 Prozent).

84 Prozent fordern, dass ein ERP-Komplettsystem auch Scanner-Anwendungen integriert und 72 Prozent wollen eingebundene Funktionen für die Produktentwicklung und die Verwaltung von Rezepturen. Für 41 Prozent der Umfrageteilnehmer sind außerdem Workflow-Komponenten ein wichtiger Bestandteil. Damit lassen sich Prozesse wie das Weiterleiten von Dokumenten, die Rechnungsverarbeitung oder Freigabeverfahren automatisieren.

Die IT-Leiter gehen zudem davon aus, dass in den nächsten drei Jahren die Nachfrage nach mobilen Lösungen, die ERP-Funktioen auch unterwegs auf dem Smartphone oder dem Tablet-PC bereitstellen, stark ansteigt.

Mobile BI im Kommen

Heute sind im ERP-Umfeld vor allem mobile Business-Szenarien für den Vertriebsaußendienst oder Service-Techniker verbreitet. Künftig sollen mobile Szenarien auch in der Logistik sowie im Bereich der Lagerwirtschaft bei der Ein- und Auslagerung und zur Kommissionierung von Waren an Bedeutung gewinnen.

Geschäftsführer und sonstige Entscheider wollen auch unterwegs betriebliche Kennzahlen und Auswertungen wie Liquiditätsanalysen jederzeit einsehen können, um stets über die aktuelle Unternehmensentwicklung auf dem Laufenden zu sein. Deshalb gehen drei Viertel der IT-Verantwortlichen davon aus, dass mobile Apps für Business Intelligence (mobile BI) in drei Jahren eine wichtige oder sehr wichtige Bedeutung haben werden. Aktuell sind es 60 Prozent.

Die befragten Unternehmen nutzen im Rahmen des ERP-Regelbetriebs häufig auch IT-Outsourcing-Dienstleistungen. So haben 29 Prozent der Umfrageteilnehmer die Systemüberwachung und etwas mehr als ein Viertel das Hosting ihrer ERP-Anwendung als Managed Services an einen externen Dienstleister ausgelagert.

Managed Services beliebt, Komplett-Outsourcing nicht

In den kommenden Jahren soll die Nachfrage nach Managed Services weiter steigen. 28 Prozent wollen künftig die Systemüberwachung und ein Viertel das Hosting an einen IT-Dienstleister übertragen. Allerdings lehnt die Mehrheit der Anwender das Komplett-Outsourcing des ERP-Betriebs ab. Derzeit haben nur zwölf Prozent ihr ERP-System vollständig ausgelagert und bei nur neun Prozent gibt es entsprechende Planungen.

Wer sich einmal für eine ERP-Lösung entschieden hat, der bleibt in der Regel auch lange bei "seinem" IT-System. 55 Prozent gaben an, dass ihre ERP-Anwendung zwischen sechs und 15 Jahre eingesetzt wird.

ERP-Laufzeit von 16 Jahren keine Seltenheit

Immerhin 18 Prozent setzen ihre Software bereits seit mindestens 16 Jahren ein. Die langen Laufzeiten verwundern kaum, denn knapp zwei Drittel der IT-Verantwortlichen sind zufrieden, ein knappes Viertel sogar "sehr zufrieden" mit ihrer derzeitigen ERP-Lösung.

Die Untersuchung befragte 337 mittelständische Unternehmen der Prozessindustrie aus der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) zu ihren Anforderungen und Erwartungen an eine ERP-Lösung. Die Umfrageteilnehmer stammen aus den Branchen Chemie, Nahrungsmittel, Pharma und Kosmetik.