Durch HANA und Cloud Computing

Neue Anforderungen an SAP-Berater

10.05.2016 von Susanne Ackermann
SAP-Experten sollten sich künftig ein breiteres Know-how aneignen, um Geschäftsmodelle und Prozesse technologisch schnell umsetzen zu können, heißt es bei IT-Personaldienstleistern und SAP-Beratungsunternehmen. Von Vorteil sei der Erwerb von Kenntnissen aus der Open-Source-Welt.
  • Open Source beschleunigt Innovationen zunehmend
  • Mit SAP HANA- und Cloud-Szenarien wird erstmals auch die Tür für reine Cloud-, aber auch hybride Szenarien in den Unternehmen geöffnet
  • Für SAP-Berater kann es lohnenswert sein, sich Kenntnisse in den neuen Technologien anzueignen und die Paradigmen von SAP HANA und Cloud kennen zu lernen

Das Innovationstemp in der SAP-Welt ist hoch. Treiber sind technologische Neuerungen wie SAP HANA und Cloud, mit denen SAP die Unternehmen für das digitale Zeitalter rüsten will. Damit gewinnen HANA- und auch andere Cloud-basierende SAP-Lösungen auch für Berater an Bedeutung. Die Softwareexperten benötigen neben zusätzlichem technologischen Wissen mehr als bisher die Fähigkeit, sich andere Denkweisen anzueignen und Ideen und Modelle auf Technologien zu beziehen. Von dieser Erfahrung berichten IT-Personaldienstleister und SAP-Beratungsunternehmen.

HANA und andere Cloud-basierte SAP-Lösungen gewinnen auch für Berater an Bedeutung.
Foto: Pressmaster - shutterstock.com

Die andere Seite im Blick

Der technologische Wandel in der SAP-Welt verlangt von SAP-Beratern, dass sie - je nach Schwerpunkt - mehr als bisher auch die jeweils "andere Seite" mit in den Blick nehmen.

Sebastian Rahm, Abteilungsleiter Rekrutierungsmanagement IT beim Mannheimer Personaldienstleister Hays, formuliert es so: "Technikspezialisten müssen sich mehr mit Geschäftsmodellen auseinandersetzen als bisher und betriebswirtschaftliche Berater mehr damit, wie sich Ideen und Modelle technologisch umsetzen lassen."

Sebastian Rahm, Abteilungsleiter Rekrutierungsmanagement IT bei Hays, ist der Ansicht, dass sich erst noch zeigen müsse, ob Hadoop im SAP HANA/Cloud-Bereich breiter eingesetzt wird.
Foto: Hays

Insgesamt sollten SAP-Berater "breiter denken" und die Situation aller Beteiligten erkennen, heißt es. Der Geschäftsführer des Heidelberger SAP-Beratungsunternehmens Datavard, Gregor Stöckler, betont: "Wir sehen, dass zunehmend Entscheider außerhalb der IT schnelle, agile Projekte treiben." Dies verändere die "älteste Beratertätigkeit", die des Übersetzers zwischen IT, Fachabteilung, Trends und Good Practices im Markt, so Stöckler.

Open Source beschleunigt Innovationen

"SAP konnte das hohe technologische Innovationstempo erreichen, weil der Walldorfer Softwarehersteller nicht mehr alle neuen Technologien selbst entwickelt, sondern verstärkt auf Open Source zurückgreift", so bringt es Karsten Kötter auf den Punkt, Senior Solution Architect des Heidelberger SAP-Beratungsunternehmens cbs Corporate Business Solutions.

SAP HANA zu lernen, bedeute deshalb, sich andere Denkweisen anzueignen. Kötter empfiehlt, sich zunächst mit den grundlegenden Paradigmenwechseln von SAP HANA vertraut zu machen: dem Code to Data-Paradigma, In memory Computing und drittens der Spaltenorientierung der Datenbank. Als projektspezifische Technologien nennt Kötter xsjs, HTML5, node.js, SQLScript, ABAP on HANA und CDS Views.

Wichtige projektspezifische Technologien sind laut Karsten Kötter, Senior Solution Architect von cbs, unter anderem HANA und HTML5.
Foto: cbs Corporate Business Solutions

Für SAP-Berater, die sich auf HANA und Cloud spezialisieren wollen, spielen Open-Source-Technologien eine zentrale Rolle. Welche technologischen Open-Source-Kenntnisse im Einzelfall gefragt seien, hänge ebenfalls stark vom Projekt ab. Wie Karsten Kötter erachten auch andere Experten aus dem SAP-Beratungsumfeld etwa OpenStack, Javascript, HTML5 oder REST/ODATA als wichtig. SAPUI5 kommt als Open Source-Technologie für die Präsentation von S/4 HANA und die HANA Cloud-Plattform zum Einsatz.

Kurzfristig eher SAP S/4 HANA

Karina Weirich, Head of Transition & Assessment Center Services beim Walldorfer Technologie-Unternehmen Realtech, sieht kurzfristig in den Core-Technologien das größte Potenzial, basierend auf der SaaS-Lösung SAP S/4 HANA. Sie ist der Überzeugung, dass Kunden in den kommenden Jahren voraussichtlich eher die Standardapplikation SAP S/4 HANA nutzen als die HANA Cloud-Plattform (HCP). Bei letzterer werde verstärkt auf Open Source-Produkte für IaaS und PaaS gesetzt.

Realtech-Managerin Karina Weirich ist der Überzeugung, ist der Überzeugung, dass Kunden in den kommenden Jahren eher die Standardapplikation SAP S/4 HANA nutzen als die HANA Cloud-Plattform (HCP).
Foto: REALTECH

Die Open-Source-Strategie von SAP hat auch aus Sicht von Hays-Mann Rehm an Fahrt aufgenommen. Seiner Erfahrung nach konzentrieren sich die Technologien derzeit vor allem noch auf den technischen und infrastrukturnahen Bereich. Auf der Anwendungsebene starte die Open Source-Entwicklung erst: "Seit das Urgestein Linux an strategischer Bedeutung für SAP gewinnt, ziehen Open Source-Lösungen für die Cloud nach, vor allem OpenStack."

Gregor Stöckler stellt fest, dass die Technik in und rund um SAP komplexer werde und viele Komponenten nicht mehr in ABAP entwickelt seien. Diese würden somit zu einer "Blackbox" für Berater. Stöckler teilt die Einschätzung, dass Open-Source-Technologien für SAP-Berater immer wichtiger werden. Er nennt hier für die Implementierung von Business Apps vor allem R und Hadoop. Auf der Datenbankebene spielen neben Hadoop auch SPARK, Cassandra und Mongo DB eine immer wichtigere Rolle, sowie auf der Integrationsebene Talend.

In Hinsicht auf Hadoop äußert sich Hays-Manager Rahm noch zurückhaltend: Ob Hadoop im SAP HANA/Cloud-Bereich breiter eingesetzt werde, müsse sich erst noch zeigen. Überdies empfiehlt der Personalexperte SAP-Beratern, Kenntnisse in den Bereichen Systemarchitektur, Netzwerktechnologie, Datenmanagement und Datensicherheit zu vertiefen.

Cloud rückt Integration wieder ins Blickfeld

Unternehmen, die Prozesse in die Cloud legen, verlagern damit auch die Verantwortung für den Betrieb ihrer IT an den Anbieter. Jeder Berater sollte verstanden haben, welche Änderungen der Verantwortlichkeiten die Einführung einer Cloud-Lösung mit sich bringt, so der Tenor in den SAP-Beratungsunternehmen. "Durch die Cloud wird die Integration wieder zum Kernthema und zwar auf allen Ebenen: Daten, Applikationen und Prozesse", ergänzt Gregor Stöckler: "Wir sehen wieder eine Bewegung weg vom Ansatz Best of Suite hin zu Best of Breed. Heute muss man sich mit kleinen und kleinsten Nischenanbietern auseinandersetzen, die Teile der Wertschöpfungskette abdecken und durch Agilität und Innovation große Player ausstechen." Dies verlange jedem Berater ein Verständnis der Lösungsansätze ab und stelle ihn vor neue Herausforderungen, wie etwa beim immer komplexer werdenden Themenfeld Sicherheit.

Gregor Stöckler, Datavard: "Wir sehen eine Bewegung weg vom Ansatz Best of Suite hin zu Best of Breed. Heute muss man sich mit kleinen und kleinsten Nischenanbietern auseinandersetzen, die Teile der Wertschöpfungskette abdecken und durch Agilität und Innovation große Player ausstechen."
Foto: Datavard

Anforderungen wandeln sich häufiger

"SAP-Berater müssen verstehen, dass sich durch HANA und Cloud ganz neue Möglichkeiten für Prozesse ergeben, wie die aktuellen Megatrends zeigen: Big Data, Mobile, Internet of Things oder Social-Media-Integration. Die Schnelligkeit und Agilität der Märkte verlangen schließlich von den Unternehmen, auch ihre Anforderungen an Prozesse immer wieder zu hinterfragen", betont Henrik Hausen, der Geschäftsführer des auf das Cloud ERP-System SAP Business ByDesign spezialisierten Beratungsunternehmens all4cloud: "Kunden zwingen dem Lieferanten zum Teil Prozesse auf, manchmal organisatorisch, manchmal nur technisch."

SAP-Berater können Kunden dabei unterstützen, die sich ändernde Technologie so einzusetzen, dass die Anpassung an die sich schnell wandelnden Anforderungen gelingen kann. Wie Hausen betont, müssen alle Parteien heute viel besser informiert sein, welche Anforderungen entstehen und wie diese schnell und günstig umzusetzen sind.

Henrik Hausen, Geschäftsführer von all4cloud, ist davon überzeugt, dass sich durch HANA und Cloud ganz neue Möglichkeiten für Prozesse ergeben.
Foto: all4cloud

Prozesse lassen sich durch HANA und Cloud-Technologien flexibler als bisher gestalten, darauf weist Sebastian Rahm von Hays hin. Dies eröffne SAP-Beratern die Möglichkeit, nicht nur einzelne Prozesse zu hinterfragen, sondern Anregungen zur Modellierung ganz neuer Prozesse zu geben, die das Geschäftsfeld an sich beeinflussen. In diese Richtung argumentiert auch Karina Weirich von Realtech: Der Trend, SAP Best Practices einzusetzen, um damit Budget für Innovationen freizumachen, erfordere auch ein Umdenken in der Beratung, weg vom Bodyleasing hin zu Prozessberatung.

Mehr hybride Szenarien

Mit SAP HANA- und Cloud-Szenarien wird erstmals auch die Tür für reine Cloud-, aber auch hybride Szenarien in den Unternehmen geöffnet, die bis jetzt ihre Systeme traditionell onpremise betrieben haben, sagt Weirich von Realtech: "Damit verändern sich auch die Anforderungen an die Beratungshäuser, denn diese müssen mehr Unterstützung bei der Auswahl der Sourcing-Szenarien sowie bei den Serviceprozessen bieten." In der Regel werde der Kunde nicht auf der "grünen Wiese" beginnen, sondern eine bestehende Landschaft umbauen, so dass Teamfähigkeit und ein gutes Verständnis der Abläufe unverändert wichtig bleiben, so Weirich. SAP HANA S/4 Finance und Logistics lassen sich nur bei guten Branchenkenntnissen professionell beherrschen.

SAP-Berater sollten sich im Klaren darüber sein, dass die Auslagerung der Verantwortung für den IT-Betrieb auch Folgen im Kundenunternehmen hat - bei den internen IT-Mitarbeitern könne diese Verlagerung zu Befürchtungen führen, sie würden im Unternehmen nicht mehr gebraucht, erläutert Karsten Kötter von cbs. Dabei wolle das IT-Management der Unternehmen den Mitarbeitern der eigenen IT-Abteilung häufig strategischere Aufgaben übertragen, jedoch werde dies nicht immer gut genug kommuniziert, so der Tenor im Markt. SAP-Berater müssen diesen Hintergrund kennen, um angemessen agieren zu können.

BDU-Studie: Beratergehälter 2015
Was Unternehmensberater verdienen ...
... hat der Bund Deutscher Unternehmensberater (BDU) in einer aktuellen Studie ermittelt.
Mitarbeiter in IT-Support,
... HR oder Verwaltung stehen in Unternehmensberatungen am unteren Ende der Einkommensskala. Sie verdienen durchschnittlich ...
... brutto im Jahr.
Allerdings sind im Bereich "Support Staff" die Gehälter breit gestreut: Sie bewegen sich zwischen 21.500 und 41.500 Euro im Jahr.
Wer nach dem Bachelor-Abschluss ...
... als Analyst in einer Unternehmensberatung einsteigt, kann mit durchschnittlich ...
... für Analysten im Jahr rechnen.
Damit verdient er im Jahr etwa 7.000 Euro mehr als ein Mitarbeiter aus dem Support Staff, der nicht beratend tätig ist.
Jung-Berater mit Masterabschluss ...
... können von einem Bruttojahresgehalt von durchschnittlich ...
... für Berater ausgehen.
Damit gehören Berater zu den Hochschulabsolventen, die überdurchschnittlich bezahlt werden.
Senior Cosultants mit einigen Jahren Berufserfahrung ...
... erhalten nur geringfügig mehr als Consultants: Das Jahreseinkommen steigt um nur 1.500 Euro und beläuft sich auf ...
... für Senior Consultants.
In der Hierarchiestufe "Manager" ...
... in der Unternehmensberatung kann man mit einem Jahresverdienst von ...
... für Manager rechnen.
Im Vergleich zum Vorjahr sind die Manager-Gehälter in der Beratung nur um zwei Prozent gestiegen.
Senior-Manager in der Beratung ...
... sind in der Regel am Umsatz ihrer eigenen Projekte beteiligt. Das Jahresgehalt beträgt im Schnitt ...
... für Senior Manager.
... erhält im Vergleich zum Manager 15.500 Euro mehr jährlich.
Partner sind die oberste Hierarchieebene in der Unternehmensberatung.
Sie verantworten einen Geschäftsbereich des Unternehmens und sind in der Regel Anteilseigner der Firma.
... erhalten Partner einer Unternehmensberatung im Jahr.
Damit verdienen sie mehr als drei mal so viel wie der Bachelor-Absolvent, der als Analst beginnt.

Für SAP-Berater kann es also lohnenswert sein, sich Kenntnisse in den neuen Technologien anzueignen und die Paradigmen von SAP HANA und Cloud kennen zu lernen. HANA und andere Cloud-basierende Lösungen werden im Markt an Bedeutung gewinnen, lautet Rahms Prognose, obwohl es nicht "das HANA/Cloud Projekt" per se und nicht "den HANA/Cloud-Berater" gebe - aber SAP-Experten mit HANA- und/oder Cloud Know-how sind gesucht. Dies bestätigen die SAP-Beratungsunternehmen. Henrik Hausen von all4cloud: "Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich früh auf diese Themen zu spezialisieren."

SAP-Berater können sich nicht mehr auf ihrem bisherigen Wissen ausruhen: "Viele SAP-Experten müssen erst wieder lernen zu lernen", fordert cbs-Berater Kötter. Der Zugang zu den etablierten Open Source-Komponenten ist einfach, weil diese an Universitäten unterrichtet werden.

Die Geschichte von SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.