Business One und All-in-One: Analysten finden das Vorgehen der Walldorfer nur logisch

Neue Release-Strategien: SAP greift sich den Mittelstand, bevor Microsoft es tut

28.03.2007 von Christiane Pütter
Die Kameras surrten, die Wiederverkäufer strahlten und das Publikum staunte: SAP hat auf der Cebit heftig für die neue Release-Strategie von Business One getrommelt. Künftig brauchen Kunden, wie bei mySAP ERP auch, keine Updates auf komplett neue Versionen mehr aufzuspielen, sondern kaufen nur bei Bedarf Erweiterungspakete. Eine Abwehr gegen Microsoft, kommentieren Analysten.

Das will SAP-Sprecherin Astrid Pölchen nicht gehört haben. "Wir gucken weniger darauf, was die Konkurrenz tut, sondern orientieren uns vor allem an den Wünschen unserer Kunden", beteuert sie. Und Vereinfachung ist eben die lauteste Forderung, seit es Updates gibt.

Weniger Komplexität und mehr Flexibilität, das sind denn auch die großen Pluspunkte, die Analysten der neuen Release-Strategie für Business One zuschreiben. Dabei ist die ja so neu nicht, sagt Rüdiger Spies von IDC: "In der Mainframe-Umgebung von IBM zum Beispiel gibt es das seit Jahren." Nicht selten entlastet auch der Dienstleister den Kunden komplett vom Updaten. Die Zeit ist reif für solche Vorgehensweisen.

Wann SAP reif ist für Business One Service Enabled, dazu kann Astrid Pölchen allerdings noch keine Angaben machen. "Business One ist aber in der jetzigen Form für eine service-orientierte Architektur nicht geeignet", so Christian Glas von PAC. Für den Analysten wollen die Walldorfer mit Business One den unteren Mittelstand angehen, mit All-in-One den oberen. Glas bescheinigt dem Unternehmen "eine geschickte Strategie", zeigen doch die Studien von PAC, dass der Mittelstand mehr Potenzial bereit hält als Großkunden. Dazu Rüdiger Spies: "Und SAP bastelt natürlich am Abwehrschirm gegen Microsoft."

Die Industrie als Vorreiter

Achim Theede von Steria Mummert sieht SAP einem Trend folgen, der sich in der gesamten Dienstleistungsbranche abzeichnet. Der Analyst sagt: "Die Industrie macht es vor: Eine Zerlegung kompletter Systeme in Produkt und Servicemodule ermöglicht es, auf individuelle Kundenanforderungen einzugehen und gleichzeitig die Prozess- oder Transaktionskosten zu senken".

Wie es scheint, mit Erfolg: Gleich 20 Business-One-Partner tummelten sich in Hannover mit auf dem SAP-Stand. Die Wiederverkäufer präsentierten teils ganz neue Branchenlösungen und deckten vom Automobilzulieferer über Projekt-Management bis zu Software für den mittelständischen Handel ein weites Feld ab.

Unabhängig vom Hype um Business One oder andere Produkte nutzte SAP die Cebit auch, um das sogenannte Referral Programm zu pushen - eine Art Club, der den Mittelstand von innen aufrollt. Das übergreifende Programm ist kurz vor der Messe verabschiedet worden und richtet sich an SAP-Partner, SAP Channel Partner und Dienstleistungsunternehmen aller Größen. Ziel: Im Rahmen des Programms sollen SAP-Partner oder Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen SAP-Mittelstandslösungen an interessierte Kunden empfehlen.

Willkommen im Club

Jürgen Kleinsteuber, Channel-Verantwortlicher im Mittelstandsgeschäft bei SAP Deutschland, will binnen Jahresfrist 100 Referral Partner gewonnen haben. Geht es nach Kleinsteuber, soll jeder davon im Schnitt zwei neue Business-One-Kunden mitbringen.

Ehrgeizige Pläne - doch dem SAP-Mann ist auch bewusst: Dass viele Referral Partner sich auch zum Vertrieb von Business One entschließen, dürfte "eher die Ausnahme" sein.