Trends und Flops

Neuer Gartner Hype Cycle für Social Software

13.09.2013 von Andreas Schaffry
Social Software strotzt vor neuen Entwicklungen: Aufstrebend sind Persona Management und social TV, Gamification und Social Content enttäuschen Erwartungen.
Gartner-Analyst Jeffrey Mann rät CIOs, die Entwicklungen im Social-Software-Bereich genau zu verfolgen.
Foto: Gartner

Immer mehr Firmen führen soziale Technologien und Techniken ein und nutzen diese, um geschäftliche Anforderungen zu erfüllen. "Um die Vorteile von Social Software wahrnehmen zu können, müssen CIOs die Entwicklungen in diesem Beriech verfolgen. Gleichzeitig müssen sie verstehen, welche Auswirkungen neue Social-Software-Anwendungen auf das Business, den IT-Betrieb und Unified-Communications-(UC)- sowie Collaborations-Applikationen haben", erklärt Jeffrey Mann, Analyst bei Gartner. Das US-amerikanische IT-Research- und Beratungsunternehmen hat die aktuellen Entwicklungen daher in dem "2013 Hype Cycle for Social Software" zusammengefasst.

Am Modell des Hype-Zyklus, den Begriff prägte Gartner-Analystin Jackie Fenn, werden die fünf Phasen der öffentlichen Aufmerksamkeit für eine Technologie beschrieben. Es beginnt mit der anfänglichen Begeisterung für eine Technologie auf die der Gipfel der überzogenen Erwartungen folgt, der direkt in das Tal der Enttäuschungen mündet, weil die Erwartungen nicht erfüllt wurden. Von dort führt der Weg auf den Pfad der Erleuchtung, einer realistischen Einschätzung der Vorzüge und Grenzen einer Technologie, und zuletzt auf das Plateau der Produktivität, falls die Entwicklung allgemein etabliert ist.

Aufsteiger: Collaborative Interfaces und social TV

Zu den neuen und aufstrebenden Social-Software-Entwicklungen zählen unter anderem kollaborative Nutzeroberflächen, Co-Browsing, social Television (TV), kundenzentrierte Web-Strategien, Persona Management oder Social Business Process Management (BPM). Das Konzept der kollaborativen Benutzeroberflächen (Collaborative Customer Interface) wird durch die Forderung vorangetrieben, dass Service-Mitarbeiter und Kunde gleichzeitig auf dieselbe Business-Applikation und damit auf die gleichen Informationen und Daten zugreifen können.

Dazu müssen Unternehmen die bestehenden grafischen Nutzeroberflächen neu gestalten und personalisieren. Laut Gartner soll diese Technologie in fünf bis zehn Jahren das Plateau der Produktivität erreichen. Denselben Horizont erwarten die Analysten beim Persona Management und bei social TV.

Zum Persona Management zählen Tools, mit denen Personen, die verschiedene soziale Plattformen nutzen, den Überblick darüber behalten, welche Äußerungen sie wann und in welchem Kontext machen oder gemacht haben. Es gibt bereits Werkzeuge, um viele unterschiedliche Twitter-Accounts zu verwalten oder Gruppen auf Facebook zu etablieren.

Mit social TV ist die Kommunikation und soziale Interaktion während des Fernsehschauens gemeint.

Social BPM wiederum begreift soziale Kollaboration als integralen Bestandteil der Geschäftsprozesse, die dadurch transformiert und kontinuierlich verbessert werden sollen. Kundenzentrierte Web-Strategien, also die intuitive Bedienung einer Webseite, sollen wiederum innerhalb von zwei bis fünf Jahren marktreif sein.

Dagegen werde Social Co-Browsing bereits vor der Produktivitätsphase obsolet sein. Dabei nutzen zwei oder mehrere Personen gemeinsam Speicherplatz auf einem sozialen Netzwerk, um gleichzeitig auf dieselbe Webseite zuzugreifen oder eine Browser-Ansicht miteinander zu teilen.

Gamification am Gipfel der Erwartungen

Auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen befinden sich Themen wie soziale Netzwerk-Analysen, spielerische Elemente bei der Arbeit (= Gamification), sozialer Content oder Social Recruitment Software. Durch das Tal der Enttäuschungen gehen derzeit ehemalige Hype-Themen wie virtuelle Realität oder das Erstellen und Veröffentlichen sozialer Profile, etwa auf Plattformen wie Facebook oder auch auf Linkedin oder Xing.

Gartner stellt die aktuellen Entwicklungen bei Social Software im Hype-Cycle-Modell dar und bewertet diese.
Foto: Gartner

Auf den Pfad der Erleuchtung haben zum Beispiel Social Media Engagement Solutions gefunden, deren Marktreife die Marktforscher innerhalb der nächsten zwei Jahre erwarten. Damit werden soziale Daten erfasst und analysiert, um festzustellen wer welche Inhalte eingibt und die Häufigkeit der Posts. Kurz vor dem Plateau der Produktivität stehen derzeit Tools für das Ideenmanagement oder Social Media Monitoring. Dazu zählen Software Services, mit denen sich nachverfolgen lässt, welche Themen in sozialen Medien gerade in Mode sind und diskutiert werden.

Nur Mobile Social Networks schon etabliert

Im Hype Cycle für soziale Medien haben bisher lediglich mobile soziale Netzwerkservices (Mobile Social Networks) die Ebene der Produktivität erreicht. Damit können sich Mitglieder sozialer Netzwerke auch über ihre Smartphone oder Tablet-PC mit diesen verbinden und daran teilhaben. Zu diesen Diensten zählen im Enterprise-Umfeld Yammer, das seit 2012 zu Microsoft gehört, Socialspring und Socialcast, das VMware 2011 übernahm.

Aus dem aktuellen Hype Cycle entfernt wurden die Themen automatische Inhaltserkennung (Automatic Content Recognition), Content Analytics, Social Commerce und Cloud Synchronisierung. Diese seien inzwischen nicht mehr eng genug mit dem Social-Software-Bereich verbunden, schreibt Gartner im Hype Cycle.