Erst Workload-Profile analysieren, dann entscheiden

Nicht immer rechnet sich die externe Cloud

18.04.2013 von Werner Kurzlechner
Die Nutzung hauseigener IT-Infrastruktur kann unter Umständen günstiger sein als eine Migration in die Wolke. Das Outsourcing in die Cloud lohnt oft dort nicht, wo die interne IT gut aufgestellt und ausgelastet ist.
So sieht die Saugatuck-Beispielrechnung für kleine Workloads aus. Wer über eine optimierte IT-Infrastruktur verfügt, fährt damit oft am besten.
Foto: Saugatuck

Cloud Computing sei ausgelagerte IT zu Billigpreisen – insbesondere im Vergleich zu den hauseigenen IT-Ressourcen. So dachten ehemals viele, und möglicherweise teilen immer noch manche IT-Chefs diese simple Einschätzung. Das unterstellen jedenfalls die Analysten von Saugatuck Technology. In einer neuen Studie ziehen sie gegen diesen nach eigener Lesart weit verbreiteten Irrglauben zu Felde und zeigen auf, dass die Wirklichkeit doch einen Tick komplexer ist.

Vermutlich wissen das inzwischen zwar die meisten CIOs. Die unter Federführung des Analysten Charles C. Burns erstellte Studie bringt dennoch Erkenntnisgewinne, weil sie die Zusammenhänge einer Kosten-Nutzen-Analyse für die Wolke überzeugend und nachvollziehbar transparent macht.

Als Grundlage für die Saugatuck-Überlegungen dient das Konzept Total Cost of Ownership (TCO), also die Gesamtbetriebskosten. Ob diese in der Cloud tatsächlich niedriger liegen als bei der Nutzung eigener IT-Ressourcen hängt laut Burns von drei Faktoren ab: erstens Art und zweitens Größe des eigenen Workloads, drittens Effizienz des eigenen IT-Betriebes. „Cloud-Ressourcen sind in hohem Maße geeignet, die Kosten der Unternehmens-IT senken zu helfen – wenn die Cloud auf richtigem Wege für die richtigen Workloads eingesetzt wird“, heißt es in der Studie.

Bei der Evaluierung von Cloud-Angeboten müsse man sich zum einen vergegenwärtigen, dass sich die Konfiguration und die darauf fußende Preisberechnung von Provider zu Provider fundamental unterscheiden. Bei Infrastructure-as-a-Service (IaaS) aus der Public Cloud biete beispielsweise Dimensional Data eine hohe Flexibilität an möglichen Server-Konfigurationen.

Im Gegensatz dazu seien bei IBM und Rackspace die Preise für die Nutzung von Storage-Kapazitäten und anderen Ressourcen wie etwa CPUs stark aneinander gekoppelt. Dieses Preismodell sei nicht per se unattraktiv, werde aber dann zum Problem, wenn die eigenen Daten beispielsweise eine hohe Memory-Leistung bei geringer Prozessor-Leistung erfordern.

Fünf Workload-Kategorien

Zum anderen seien die Workloads in jedem Unternehmen zwar hochgradig verschieden. Sie lassen sich laut Saugatuck aber immer einer von fünf Kategorien zuordnen: Web Services, Datenbank-Dienste, Services für Netzwerk und Datenübertragung, Application Services und Support fürs Systemmangement.

Analyst Burns empfiehlt, für jeden dieser fünf Blöcke separat zu kalkulieren, ob sich ein Outsourcing in die Wolke rechnet. Zu bedenken seien dabei grundsätzliche Erfahrungswerte. Web Services etwa seien in der Regel gut für die Public Cloud geeignet, während sich Datenbank-Services erfahrungsgemäß eher für die Hybrid Cloud respektive Private Cloud anbieten.

Ferner definiert Saugatuck, wann in einem Unternehmen von einer optimierten IT-Umwelt gesprochen werden kann. Dies sei der Fall bei einem überdurchschnittlichen Verhältnis von Servern zum operativen Personal, einem ausgedehnten Virtualisierungseinsatz und einem Einkauf von Ressourcen zu einem Preis, der klar unterhalb des Listenpreises der Hersteller liegt. Hochgradig optimierte IT-Umwelten sind nach Einschätzung von Analyst Burns nahezu ausschließlich in großen Firmen zu finden.

Bei der Größe des Workloads ist laut Saugatuck auch nach zeitlicher Verteilung und Größe von Spitzen der Arbeitslast zu unterscheiden. Unternehmen mit langandauernden, aber unregelmäßigen Peaks hätten beispielsweise bei einer On-Demand-Preisstruktur für die Public Cloud mit relativ hohen Kosten zu rechnen. Bei unregelmäßigen, aber kurzen Spitzen sei demgegenüber mit dem größten Spareffekt in der Public Cloud zu rechnen.

Die Quintessenz dieser Überlegungen ist im Kern ziemlich simpel: Von den genannten Faktoren hängt im Zusammenspiel ab, ob die Gesamtbetriebskosten in der Cloud oder für die hauseigene IT höher liegen. Saugatuck rechnet das beispielhaft für einen kleinen Workload durch. Die monatlichen TCO für Facilities, Hardware, Software und Personal betragen demnach bei optimierter IT in diesem Fall 1017 US-Dollar. Bei nahezu völliger Ausnützung dieser hauseigenen Ressourcen lohnt sich die Migration in die Public Cloud laut Studie definitiv nicht.

Variable Kosten nicht vergessen

Je schwächer die Ausnützung, umso rentabler wird die Flucht in die Wolke. Und bei geringerem Effizienzgrad der IT ist die Public Cloud – in Abhängigkeit von den Angeboten der Provider – möglicherweise bei kleinem Workload schon attraktiv, selbst wenn die eigenen Ressourcen fast voll genutzt werden.

Bei mittelgroßem Workload setzt Saugatuck das Spektrum an möglichen TCO-Einsparungen durch eine Cloud-Infrastruktur auf 5 bis 35 Prozent an – abhängig vom Optimierungsgrad der hauseigenen IT. Ist die Arbeitslast groß, sind laut Studie kaum Kostensenkungen in der Cloud möglich, sofern intern eine hohe Effizienz gegeben ist.

„Unser grundlegender Rat an IT-Chefs und ihre Unternehmen ist es, jede Cloud-IT Abwägung für jede Workload-Bauart mit einer Evaluierung des möglichen Nutzens einer Migration in die Cloud zu beginnen“, lautet das Fazit der Studie. Zu berücksichtigen seien dabei neben den offensichtlichen Kosten für die eigenen IT-Ressourcen auch die versteckten Ausgaben – beispielsweise für die Datenübertragung in die Wolke. Nicht vergessen darf man laut Saugatuck auch die variablen Kosten etwa für das gewünschte Verfügbarkeitsniveau oder die auszuhandelnden Service Level Agreements.

Die Studie „Understanding Cloud Infrastructure Costs: Navigating for Savings“ ist bei Saugatuck erhältlich.