Kein Interesse an IT-Strategien

Österreichische CIOs mit Outsourcing-Partnern unzufrieden

12.01.2006 von Christiane Pütter
Die Standardisierung ihrer IT-Architektur und Veränderungen in der Betriebssystem-Plattform stehen für österreichische CIOs in den kommenden zwei Jahren ganz oben auf der Agenda. Nicht zufrieden ist jeder vierte IT-Verantwortliche mit seinem Outsourcing-Partner. Das ergab eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien.

Im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren planen knapp 30 Prozent der befragten Unternehmen, ihre IT-Budgets auszubauen. Nur 12,6 Prozent werden daran sparen. Der Großteil der Firmen (75 Prozent) gibt für die Informationstechnologie bis zu zwei Prozent des Umsatzes aus. Die IT-Budgets teilen sich auf wie folgt: Mit 35 Prozent schlagen interne Personalkosten zu Buche, in die Hardware fließen 23,6 Prozent. 21,4 Prozent werden für externe Software und 20 Prozent für Servicekosten – inklusive Outsourcing – ausgegeben.

Mit 55,6 Prozent plant mehr als jeder zweite Befragte, die IT-Architektur zu standardisieren. Fast jeder Dritte (30,2 Prozent) will in den nächsten zwei Jahren die Betriebs-Plattform verändern. Bei 40,7 Prozent der Studienteilnehmer sind zwei Betriebssysteme in der Firma installiert, bei knapp einem Viertel sind es drei. 28 Prozent der Befragten arbeiten ausschließlich mit einem System.

Verändern will jeder dritte österreichische CIO auch die Netzwerkeinrichtungen und die Middleware wie systemnahe Software, Datenbanken und ähnliches (21,7 Prozent).

Außerdem planen die Befragten die Neu-Installation einiger Lösungen. Ganz oben auf der Liste stehen Workflow-Management-Systeme mit 23,5 Prozent, danach folgen Customer-Relationship-Systeme (21,3 Prozent) und Wissens-Management-Lösungen (20,2 Prozent).

Outsourcing für mehr Know-How

Wenig Harmonie klingt beim Thema Outsourcing an: 23 Prozent der Befragten sind mit ihren Outsourcing-Partnern "sehr oder eher unzufrieden". Ausgelagert wird am häufigsten die Entwicklung von Anwendungs-Software (41,8 Prozent) und deren Wartung (37 Prozent). 38,1 Prozent der Befragten haben die WAN-Netzwerkservices outgesourct, rund jeder Fünfte LAN-Netzwerkservices. Mit 31,7 Prozent wurde bei fast jedem dritten Unternehmen der Server-Betrieb nach draußen gegeben. Jedes Fünfte hat User-Help-Desks, die IT-Security und die Betreuung von Clients ausgelagert.

Welche Punkte sprechen aus Sicht der Österreicher für das Outsourcing? Als mit Abstand wichtigster Grund nannten die Studienteilnehmer den Zugang zu größerem Know-How (61,5 Prozent). In jedem zweiten Unternehmen will man sich mehr auf das Kerngeschäft konzentrieren. 36,9 Prozent erwarten sich davon eine Reduktion der Kosten, 29,2 Prozent die Variabilisierung von Fixkosten. 30 Prozent geben an, Risiken auf den Outsourcing-Partner übertragen zu wollen.

Wie ein genauer Blick auf den Einsatz von Anwender-Software zeigt, wird mit Enterprise Ressource Planing Modulen (ERP) am häufigsten im Bereich Finanz & Controlling gearbeitet. Es folgen die Abteilungen für Material/Produktion/Logistik (78,1 Prozent) vor dem Einkauf (77 Prozent) sowie Vertrieb und Personalwirtschaft mit je 74,9 Prozent. Qualitäts-Management-Systeme sind in 44,8 Prozent der Firmen implementiert, Customer-Relationship-Management-Lösungen (CRM) in 42,6 Prozent. Über E-Commerce-Lösungen verfügen 42,1 Prozent, über E-Procurement-Lösungen 22,4 Prozent der Studienteilnehmer.

Selbstbewusste CIOs

Mit nur 39,8 Prozent der Befragten folgen bisher wenig österreichische Firmen einer umfassenden, schriftlich dokumentierten IT-Strategie, die jährlich aktualisiert wird. Die anderen Studienteilnehmer gaben an, ihre Entscheidungen punktuell nach der Lage der Dinge zu entwickeln. Die Autoren der Untersuchung kommentieren das mit dem Begriff "Hau-Ruck-Mentalität".

Sofern eine IT-Strategie vorhanden ist, wird sie meist (73 Prozent) direkt aus der Unternehmensstrategie abgeleitet, nur 27 Prozent der Befragten gaben an, unabhängig eine eigene Strategie zu erarbeiten. Die Verantwortlichkeiten und Werkzeuge der IT werden in 57,1 Prozent der Firmen schriftlich fixiert.

73,5 Prozent der CIOs in der Alpenrepublik gaben an, regelmäßig Überstunden zu machen. Mit 49,2 Prozent bezieht fast jeder zweite ein Einkommen, das auch variable Bestandteile enthält. 56,5 Prozent der Unternehmen schicken ihre IT-Mitarbeiter zwischen einem bis fünf Arbeitstagen pro Jahr auf Aus- oder Weiterbildungen. 29,8 Prozent der Firmen investieren dafür sechs bis zehn Arbeitstage pro Jahr.

Selbstbewusstsein zeigen die CIOs bei der Einschätzung ihrer eigenen Arbeit: 59,9 Prozent gehen davon aus, dass die Mitarbeiter ihres Unternehmens mit den Leistungen der IT-Abteilung "eher oder sehr" zufrieden sind. Nur ein Viertel allerdings überprüft das durch regelmäßige Umfragen - bisher. Mit 18,2 Prozent erklärt fast jeder Fünfte, Zufriedenheitsumfragen zu planen.

Für die Studie zum Thema "IT-Management aus Sicht der Geschäftsführung und IT-Leitung" haben die Autoren Peter de Toma und Philipp Schmaderer vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Wirtschaftsuniversität Wien 189 CIOs aus mittleren und großen Unternehmen in Österreich befragt.