Opel und Groupe PSA

Opel-CIO Külpp macht Tempo bei der IT-Migration

29.05.2019 von Wolfgang Herrmann
Thomas Külpp, CIO bei Opel, stemmt eines der größten Migrationsprojekte in der Automobilbranche. Beim Herauslösen der IT aus dem GM-Konzern und der Integration in die französische Groupe PSA kommt es auf Geschwindigkeit an.

"1.350 Systeme in 880 Tagen" - unter diesem Motto steht ein umfassendes IT-Migrationsprojekt beim Autobauer Opel. Verantwortlich dafür ist Thomas Külpp, seit August 2017 CIO von Opel in Rüsselsheim. Der gelernte Maschinenbauer hat eine wahre Herkules­aufgabe vor der Brust, genau genommen sind es zwei: Zum einen muss er rund 1.350 Altsysteme der einstigen Konzernmutter General Motors (GM) übernehmen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Zum anderen gilt es, Opel in die Systemlandschaft von PSA zu überführen. Das alles geschieht gleichzeitig, betont Külpp, und es muss möglichst schnell gehen, damit sich PSA als zweitgrößter Automobilhersteller Europas auf Zukunftsfelder konzentrieren kann.

2017 verkaufte General Motors den 1862 von Adam Opel gegründeten Autobauer an die Groupe PSA, zu der auch die Stamm-Marken Peugeot, Citroën und DS Automobiles gehören. Im ersten Schritt geht es nun darum, alle von Opel benötigten technischen Systeme auszugliedern und mit der eigenen IT zu betreuen. Noch komplexer ist die Aufgabe, alle Kernsysteme von Opel mit der PSA-Welt zu verschmelzen und dabei Synergien zu erzielen.

Im GM-Konzern war die Opel-IT Teil einer mächtigen IT-Organisation mit mehr als 10.000 Mitarbeitern. Die zentral geführte Organisation ließ lokalen Einheiten wenig Spielraum, berichtet Külpp. Nach dem Carveout aus dem GM-Konzern ist die verbliebene IT von Opel noch zirka 600 Mann stark. Sie wird allerdings durch die IT-Mannschaft von PSA unterstützt.

"PACE!" gibt die Richtung vor

Opel setzt mit dem Programm "PACE!" den strategischen Rahmen, an dem sich auch die IT ausrichtet. Die zentrale Botschaft: Opel soll nachhaltig profitabel, elektrisch und global werden. Für die IT bedeutet das zu­allererst, Migrationsaufgaben zügig zu erledigen und dabei besonders auf Kosteneffekte zu achten.

Opel-CIO Thomas Külpp: "Wir haben einen ausgefeilten Migrationsplan mit detaillierten Vorgaben."
Foto: Opel

Zu den 1.350 Systemen aus der GM-Welt gehört alles, was ein internationales Industrie-Unternehmen benötigt: Engineering, Fertigungssteuerung, Logistik-, Finanz- und Vertriebsanwendungen zum Beispiel, aber auch Office- und Mail-Systeme für mehr als 30.000 Benutzer.

Wie schafft man das alles in einem Aufwasch? "Wir haben einen ausgefeilten Migrationsplan mit detaillierten Vorgaben", antwortet Külpp. Ein wichtiges Ziel lautet: In Zukunft sollen Autos aller PSA-Marken in jedem Werk gebaut werden können, also beispielsweise auch ein Peugeot vom Band einer klassischen Opel-Fertigungsstätte laufen. Dafür muss die IT die Voraussetzungen schaffen und sicherstellen, dass bei Opel zum Beispiel in Sachen Fertigung "die Sprache" von PSA gesprochen werde. Konkret bedeutet das unter anderem: weg vom Siemens-PLM-System (Product-Lifecycle-Management) und Migration auf CATIA von Dassault Systèmes.

Eine besonders diffizile Aufgabe dabei ist die "Transcodification", erläutert der IT-Chef. Sein Team entwickelte dazu Übersetzungs-Tools für den Übergang vom alten ins neue PLM-System. Diese Art der Übersetzung wird auch für die Fertigung, den Vertrieb, Aftersales und die Finanzsysteme benötigt. Wie so oft steckt der Teufel im Detail. So verwenden etwa die Stücklisten ("Bills of Materials") im alten GM-System achtstellige Teilenummern, im PSA-Kosmos sind sie zehnstellig.

Die Top-CIOs der Automobil-Branche
Falko Morlock
Seit 1. September 2023 ist Falko Morlock CIO des schwäbischen Maschinen- und Anlagenbauers Dürr AG.
Alexander Buresch
Alexander Buresch ist seit Januar 2020 CIO des bayerischen Automobilkonzerns. Ein Foto des Managers hat BMW bislang noch nicht veröffentlicht. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für BMW tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning.
Mattias Ulbrich
Mattias Ulbrich ist seit 1. September 2018 CIO beim Automobilbauer Porsche. Ulbrich übernahm die Verantwortung für die IT in der Produktion des VW-Konzerns. Zum 1. Februar 2012 hatte Ulbrich die IT-Verantwortung (CIO) bei der Audi AG übernommen.
Hauke Stars
Seit Februar 2022 ist Hauke Stars IT-Vorständin und Chief Information Officer bei Volkswagen.
Katrin Lehmann
Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Jürgen Sturm
Jürgen Sturm ist seit Januar 2015 Informatikleiter beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Sturm ist promovierter Ingenieur und kommt von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Sturm war vor seiner BSH-Zeit zwischen 1999 und 2003 Bereichsleiter Organisation, Prozesse und Informationssysteme bei der Grundig AG.
Volker Schwarz
Der langjährige Rheinmetall-CIO Volker Schwarz ist seit Januar 2024 CIO beim Automobilzulieferer GKN Automotive.
Frank Loydl
CIO der Audi AG und damit Nachfolger des bisherigen CIO Mattias Ulbrich ist seit Februar 2018 Frank Loydl. Seit 2016 verantwortete er im Konzern die Software-Entwicklung. Ab 2009 war er bei T-Systems das Delivery Management für den Kunden Volkswagen AG zuständig. Diese Aufgabe übernahm Loydl 2013 schließlich direkt für den Automobilkonzern.
Sven Lorenz
Der langjährige Porsche-CIO Sven Lorenz ist Konzern-CPO bei Volkswagen. Bei der Kür zum CIO des Jahres 2006 schaffte es Sven Lorenz auf den zweiten Platz.
Martin Hofmann
Martin Hofmann tritt zum 1. Mai 2023 seinen neuen Posten als CTO und CIO bei Volta Trucks an. Zuvor war er drei Jahre als Senior Vice President bei Salesforce und über 19 Jahre bei Volkswagen, dort zuletzt als Group CIO.
Alexander Eisl
Der ehemalige MAN-Manager Alexander Eisl hat am 1. Oktober 2022 die Nachfolge von Skoda-CIO Klaus Blüm angetreten, der zu VW gewechselt ist.
Christian Eigler
Seit Januar 2016 ist Christian Eigler Continental Corporate CIO und trägt die Verantwortung für die IT bei Continental. Von Januar 2012 bis Dezember 2015 war Eigler Continental Automotive CIO. Elisabeth Hoeflich ging nach fast 30 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand.
Michael Hilzinger
Michael Hilzinger ist seit Juli 2019 CIO beim Bremsen-Spezialisten Knorr-Bremse in München. Er war zuvor Group CIO beim Stahlhändler Klöckner in Duisburg.
Markus Bentele
Markus Bentele ist seit Januar 2017 Vice President Information Technology (VP)/Group CIO beim Automobilzulieferer Mahle International GmbH in Stuttgart. Zuvor war Bentele Corporate CIO der Rheinmetall AG.
Christian Ley
Christian Ley leitet seit 2006 den Bereich Informationssysteme Brose Gruppe. In dieser Funktion verantwortet er den Ausbau der IT-Lösungen im Kontext der Unternehmensstrategie. Ley begann 1995 als Diplom Betriebswirt (FH) als Trainee in der Brose Gruppe und wechselte anschließend als DV-Koordinator in die zentrale Anwendungsentwicklung. Dort übernahm er 1999 die Teamleitung für PPS- und QM-Systeme und anschließend die Leitung der Zentralabteilung „logistische Anwendungssysteme“. In dieser Funktion war er bis 2006 weltweit für zahlreiche SAP-Implementierungsprojekte verantwortlich.
André Wehner
Am 1. Juni 2021 hat André Wehner den CIO-Posten bei MAN Truck & Bus übernommen. Als IT-Chef verantwortet Wehner die weltweite IT des Nutzfahrzeugherstellers. Dazu zählen auch Produktionswerke, Logistikzentren und die eigenen Landesvertriebsgesellschaften. Sein Vorgänger Stephan Fingerling geht als Geschäftsführer zur Group IT Services GmbH, der IT-Tochter der Volkswagen Gruppe. Vor seinem Wechsel zum Münchner Nutzfahrzeughersteller war Wehner CDO bei Skoda Auto. In der neu geschaffenen Stelle kümmerte er sich dort seit 2016 um Unternehmensentwicklung und Digitalisierung.
Maik Krüger
Am 1. April trat Maik Krüger die Position des CIO bei Dräxlmaier an. Der studierte Wirtschaftsinformatiker war jahrelang in führenden IT-Positionen bei BMW tätig.
Sebastian Stoll
Seit 1. Juni 2021 ist Sebastian Stoll CIO und Group Vice President IT der FEV Gruppe. Er hat den Posten von Andreas Engels übernommen, der beim Kölner Compliance-Startup Kerberos eingestiegen ist. Stoll berichtet an CFO Jürgen Koopsingraven. Neben der Einführung von SAP S/4 Hana will Stoll die IT in die Cloud verlagern und die Security verbessern.
Saskia Kohlhaas
Saskia Kohlhaas ist seit November 2021 Senior Vice President Information Technology beim Engineering-Dienstleister der Automobilindustrie IAV.
Thomas Külpp
Seit August 2017 ist Thomas Külpp neuer CIO beim Autobauer Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim. Zuvor war er bei Opel Director Sales & Marketing. Külpp hat Maschinenbau an der University of Applied Sciences in Wiesbaden studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er arbeitet bereits seit 27 Jahren in verschiedenen Positionen bei Opel.
Marcus Claesson
Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB.
Uwe Kühne
Uwe Kühne ist seit 2017 CIO bei GF Casting Solutions, einer Division des Georg Fischer Konzerns. Er fing 2004 bei der Georg Fischer Automobilguss GmbH als Systemanalytiker an und war zuletzt bis Ende 2016 als Head IT Operational Services bei GF Automotive für die Erbringung zentraler IT Infrastrukturleistungen verantwortlich. Auf seiner Agenda stehen die strategische Neuausrichtung der zentralen IT-Organisation, die Vorbereitung auf SAP S4/HANA, die Verlagerung zentraler IT Dienste in die Cloud sowie die Verbindung zwischen klassischer IT und Automations-Bereichen („i4.0“). GF Casting Solutions ist eine von drei Divisionen der Georg Fischer AG, ein börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen, Schweiz. Das 1802 gegründete Industrieunternehmen betreibt in 33 Ländern 131 Gesellschaften, davon 51 Produktionsstätten.
Felix Willing
Felix Willing ist seit Januar 2018 Leiter des Bereichs Information Management beim Automobilzulieferer Hella GmbH & Co. KGaA im nordrhein-westfälischen Lippstadt. In dieser Position fungiert er zugleich als CIO für den globalen Hella Konzern. Zuletzt war er CIO beim Windturbinenbauer Nordex Acciona Windpower AG in Hamburg.
Bernd Süßmann
Bernd Süßmann ist seit September 2018 Head of Corporate IT bei der SAS Automotive in Karlsruhe, einem Joint Venture zwischen Continental and Faurecia. Er trägt dort die Gesamtverantwortung für die IT, führt dabei 80 Mitarbeiter und berichtet an den CFO des Unternehmens, Ekkehard Klautke.
Bernhard Pluhatsch
Bernhard Pluhatsch ist seit Oktober 2018 neuer Head of IT, Transmission Systems bei Magna Powertrain Transmission Systems (MPT TS) in Untergruppenbach bei Heilbronn. Er kommt von der Nürnberger Leoni AG, wo er von 2002 bis 2018 Vice President IT Infrastruktur war.
Michael Simon
Michael Simon (56) ist seit 1. Juli 2019 der Leiter Zentral IT und CIO der Volkswagen Retail Group. Er berichtet an die Geschäftsführung. Zuvor war der studierte Informatiker seit 2015 Leiter IT bei der Weiss Umwelttechnik GmbH. Insgesamt bringt er Erfahrung aus drei Jahrzehnten als Fach- und Führungskraft in der IT mit, unter anderem bei der Salzgitter AG Group.
Simon Blankenstein
Seit Oktober 2022 verantwortet Blankenstein als CIO die IT der Huf Group. Er berichtet an CFO Rainer Heupel. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört der weltweite Rollout von SAP S/4 HANA.
Tommy Andreasen
Nach der Fusion von MAN Diesel und MAN Turbo wurde Tommy Andreasen, vorher CIO von MAN Diesel, Anfang 2010 CIO der neu geschaffenen MAN Diesel & Turbo Gruppe. In den vergangenen 20 Jahren übernahm Tommy Andreasen innerhalb der MAN Diesel Gruppe verschiedene Management Positionen, schwerpunktmäßig im Bereich Finanzen und Controlling. Im Jahr 2000 wurde er Head of Information Technology bei MAN Diesel in Dänemark und entwickelte und führte eine neue IT-Strategie ein. 2006 wurde er dann CIO des gesamten MAN Diesel Konzerns.

Doch es sind nicht nur technische Hürden, die Opel nach der Ausgliederung von GM nehmen musste. "Wir haben sämtliche Softwarelizenzen neu beschafft", berichtet der CIO. Das Problem: Die zum Teil hohen Mengenrabatte, die General Motors als globaler Großkonzern erzielte, mochte so mancher Softwarehersteller der deutlich kleineren Opel Automobile GmbH nicht einräumen. Külpp: "Eine Lösung lag darin, Lizenzen mit der Groupe PSA gemeinsam zu nutzen." Auf diese Weise sei es gelungen, die Softwarekosten unterm Strich deutlich zu optimieren.

Nachschärfen im laufenden Betrieb

Wie wichtig das Thema Geschwindigkeit im Migra­tionsprozess ist, zeigte sich nach einigen Monaten. "Irgendwann haben wir gemerkt: Wir können und wollen noch schneller sein", blickt der IT-Chef zurück. "Also wurde der Plan nachgeschärft und enthält jetzt noch ehrgeizigere Ziele." Dazu gehört die Vorgabe, alle 1.350 Altsysteme schon bis Ende 2019 in die Opel-IT zu überführen. Das Ziel, Opel-Anwendungen und -Plattformen in die PSA-Welt zu integrieren, habe man um "mehrere Jahre" vorverlegt, so Külpp. Die PSA-IT und die von Opel arbeiteten seit Beginn der Übernahme erfolgreich zusammen, daher laufe alles nach Plan. Opel habe die Vorgaben des PACE!-Programms sogar übererfüllt.

Dabei sorgen auch die externen Rahmenbedingungen für viel Arbeit. Themen wie die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (EU-DGVO), das neue WLTP-Verfahren (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) für Verbrauchs- und Abgastests und nicht zuletzt der Brexit halten die IT-Abteilung von Opel/Vauxhall angesichts der starken Präsenz in Großbritannien zusätzlich auf Trab.

Opel macht wieder Gewinne

Gemessen werden die Migrationsvorhaben insbesondere an den erzielten Synergie-Effekten. Ein großer Hebel für die Kostensituation bei Opel war die Entscheidung, statt neun verschiedener Plattformen in der Fahrzeugfertigung zukünftig nur noch die beiden Konzernplattformen von PSA zu nutzen.

Konzernweit einheitliche Prozesse: Unter dem Dach der Groupe PSA wird Opel auf SAP S/4HANA migrieren.
Foto: Opel

Im vergangenen Jahr sei es gelungen, die Fixkosten um 27 Prozent zu senken, betont Külpp: "Die IT hat ihren Teil dazu beigetragen und konsequent Synergien ausgeschöpft." Neben niedrigeren Kosten für Softwarelizenzen spart Opel auch beim Betrieb von Großrechnern. So wurde etwa der Mainframe in den USA nicht nach Rüsselsheim, sondern nach Frankreich umgezogen und mit dem vorhandenen konsolidiert. Hier richtete Opel zusammen mit den französischen IT-Kollegen auch sein Disaster Recovery Center ein, das den Betrieb im Rüsselsheimer Rechenzentrum absichert.

Die Auswirkungen wurden sichtbar, als Opel die Geschäftsergebnisse für 2018 präsentierte, dem ersten vollen Jahr der Zugehörigkeit zur Groupe PSA. Erstmals seit zwei Jahrzehnten verdiente der Autobauer wieder Geld und wies einen Betriebsgewinn von 859 Millionen Euro aus, mehr als jemals zuvor.

Komplett in Eigenregie ist ein Vorhaben dieser Größenordnung nicht zu schaffen, räumt Külpp ein. Deshalb hat er Capgemini und Atos als IT-Dienstleister ins Boot geholt. Deren vorrangige Aufgabe ist es zunächst, Altanwendungen zu betreuen und den Support sicherzustellen. Um "Zukunftssysteme" kümmere sich Opel dagegen weitgehend selbst. Dazu gehört beispielsweise SAP S/4HANA. Die Groupe PSA will damit konzernweit Prozesse vereinheitlichen und so die Basis für künftiges Wachstum legen. Auch dafür hat sich der Konzern einen straffen Zeitplan verordnet. Das erste europäische Land soll schon 2020 mit S/4HANA in den produktiven Betrieb gehen.

Data Analytics für CO2-Ziele

Innovationen sieht der CIO etwa in den Bereichen Industrie 4.0 und Data Analytics. In der Fertigung setze Opel schon seit Längerem auf Predictive-Maintenance-Lösungen, die etwa für die Schweißzangen-Optimierung genutzt würden. Eine wichtige Rolle spielen Analytics-Systeme im besonders sensiblen Bereich der CO2-Emissionen. Die entscheidende Frage, nicht nur für Opel, laute: "Wie schaffen wir es, mit der gesamten Fahrzeugflotte die immer strengeren CO2-Vorgaben zu erfüllen?"

In der Fahrzeugfertigung nutzt Opel statt neun verschiedener Plattformen künftig nur noch die beiden Konzernplattformen von PSA.
Foto: Opel

Auf Külpps Prioritätenliste steht auch die Verbesserung der IT-Servicequalität. "Die Zufriedenheit der Benutzer mit der IT war zu GM-Zeiten nicht immer ein vorrangiges Ziel", sagt er. Die IT-Einheiten des Automobilkonzerns sollen nun enger zusammengeführt werden, um hier voranzukommen.

In den kommenden Jahren sollen mehrere "Centers of Excellence" entstehen, in denen die Groupe PSA IT-Kompetenzen zu bestimmten Themen wie etwa SAP bündelt: "Je nach Qualifikation und verfügbaren Experten können dann bestimmte IT-Themen von PSA oder Opel gruppenweit übernommen werden."

Der Carve-out betrifft alle Prozesse

Der Carve-out aus dem GM-Konzern und die Integra­tion in die Groupe PSA betrifft am Ende alle Geschäftsprozesse, resümiert Külpp. "Es reicht nicht zu sagen: Die IT macht das schon." Das Business müsse von Anfang an eingebunden sein, sonst könne ein Projekt dieser Dimension nicht gelingen.

Unter dem Dach der Groupe PSA hat die Opel-IT mehr Spielraum und Entscheidungsbefugnisse als zu GM-Zeiten. Zugleich drückt PSA-Chef Carlos Tavares aufs Tempo und fordert, der Konzern müsse seine "darwinistische Transformation" fortsetzen. Damit verbunden sind klare Sparvorgaben, eine Modernisierung der Fertigung und ehrgeizige Profitabilitätsziele für alle Konzernmarken.

Megatrend Elektrifizierung

Dass der künftige Erfolg nicht nur von der IT abhängt, ist auch Külpp bewusst. Der "Megatrend" für die gesamte Automotive-Branche sei die Elektrifizierung, und dafür sei Opel gut aufgestellt. Im Rüsselsheimer "E-Mobility Lab" etwa simulierten Techniker schon heute die mobile Welt des Jahres 2035. "Wir wollen verstehen, wie beispielsweise ein Stromnetz in so einem Szenario funktionieren muss", erläutert der CIO. Dabei gehe es etwa um die Frage, wie eine effiziente Ladeinfrastruktur aussehen könne.

Die Roadmap in Sachen E-Mobility hat Opel abgesteckt. 2020 kommen E-Versionen bekannter Modelle auf den Markt, darunter der Corsa als reines Elektroauto und der SUV Grandland X als Hybrid. Schon 2024 wollen die Hessen sämtliche Opel-Modelle auch als elektrifizierte Fahrzeuge anbieten. Külpp sieht den Autobauer damit auf dem richtigen Weg und ist überzeugt: "Wir sind auf die Zukunft der Mobilität vorbereitet."