Neu und zehn Jahre zu spät

Outsourcing – jetzt auch auf der Cebit

11.03.2005 von Horst Ellermann
Erstmals in ihrer Geschichte hat die Cebit eine Ausstellungshalle ausschließlich für das Thema Outsourcing reserviert. Auf - für Cebit-Verhältnisse bescheidenen - 2.500 Quadratmetern präsentieren sich dort vor allem Offshore-Anbieter. Gartner-Analysten klärten vor Ort auch gleich darüber auf, welche Vor- und Nachteile das Auslagern in ferne Länder hat.

Neues spielt sich in diesem Jahr in Halle 8 ab. Sie ist die kleinste auf der Messe und passt unter die Treppe vom Ausgang "Ost 3“. Aber Innovatives zeigt sich bekanntlich nicht durch Größe. In Halle 8 haben sich Aussteller zum Thema Outsourcing versammelt, allerdings fast ausschließlich solche, die unter das Label "Offshore Outsourcing“ passen.

So werben sie denn vor allem auch mit den Namen ihrer Herkunftsländer und den dort üblichen Gehältern – beispielsweise weniger als 10.000 US-Dollar pro Jahr für einen Programmierer. Über den Ständen stehen in großen Lettern Namen wie Bulgarien, China, Litauen, Eqypt, India und - Fiducia. Das exotische Fiducia vom Kontinent der Bankendienstleister scheint der einzige Aussteller, der bei Outsourcing nicht automatisch an Offshore gedacht hat.

IT-Outsourcing ein normaler Prozess

Warum auch? Offshore folgt zunächst keinen anderen Regeln als das normale Outsourcing. Ergo präsentierte Peter Dück von Gartner in seinem Eingangsreferat im "Outsourcing Solutions Forum“ auch vornehmlich Allgemeingültiges zum Auslagern von IT-Diensten. Vor den rund 50 Zuhörern im Rahmenprogramm der Halle 8 zeigte er die älteste Folie aus seinem Sortiment und verwies mit Stolz darauf, dass das Werk aus dem Jahr 1999 immer noch Bestand hat.

Von zwei dauerhaften Trends ist dort die Rede: Erstens kümmern sich CIOs zunehmend um einen "Business Value Add“, also um eine Steigerung des Geschäftswertes. Zweitens sorgen sie sich um Standardisierung. Letzteres ist die Grundlage für Outsourcing, da nur solche Aufgaben sinnvoll ausgelagert werden können, die auch ohne spezifisches Wissen von Fremden zu leisten sind. Ohne Standardisierung keine Skaleneffekte und ohne Skaleneffekte kein Anreiz für Dienstleister. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass das Kaufen von IT-Services ein ganz normaler betriebswirtschaftlicher Prozess ist“, betont Dück.

Spezifisches zum Thema Offshore Outsourcing präsentierte sein Gartner-Kollege Franz Josef Schultz-Kult: "Egal, wie niedrig der Lohn für einen Programmierer ist, man kommt nie über 45 Prozent Einsparung hinaus.“

Reibungsverluste bei der Kommunikation

Schultz-Kult macht dafür vor allem Kommunikationsprobleme verantwortlich. Auch in entwickelten Ländern entstünden Verluste, wenn Programmierer und Fachabteilungen nach gemeinsamen Lösungen suchen. Allerdings halten sich die Missverständnisse dort in einem Rahmen, den Gartner in den USA mit weniger als zehn Prozent beziffert. Die Kommunikationseffizienz liegt nach einer Gartner-Studie dort bei 96 Prozent.

Kommen dagegen Onsite-Mitarbeiter eines Offshore-Dienstleisters mit ins Spiel, sinkt sie auf 78 Prozent. Wird die Aufgabe ganz von Offshore-Mitarbeitern erledigt, fällt sie sogar auf 49 Prozent. Aus diesem sehr schlechten Wert erklärt sich, warum Offshore-Projekte zum Teil scheitern, beziehungsweise unerwartet teuer werden.

Außer der Kommunikation machte Schultz-Kult auf ein weiteres Spezifikum beim Offshore-Outsourcing aufmerksam: "In einigen Ländern finden Sie mittelalterliche Rechtssysteme vor.“ Besonders China mit seinem umfassenden Gebrauch der Todesstrafe und seiner eigenwilligen Auslegung des Copyrights nannte der Offshore-Experte bedenklich.

Ansonsten schloss er sich jedoch dem Urteil seines Kollegen Peter Dück an: Offshore sei nichts anderes als normales Outsourcing und bereits seit einigen Jahren ein eindeutiger Trend. "Zehn Jahre später hat’s dann auch die Cebit gemerkt“, lästert Schultz-Kult über die Neu-Ausrichtung der Halle 8.

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