Prognosen zum IT-Markt 2012

Paradox: Sparen und mehr verdienen

13.03.2012 von Kolja Kröger
Klingt seltsam: Anwender wollen 2012 sparen, doch die Auftragsbücher der Anbieter sind prall gefüllt. Eigentlich logisch, zeigen Prognosen von Bitkom und PAC.

Konsolidierung, Konsolidierung, Konsolidierung: Anwenderunternehmen weltweit konzentrieren sich im Jahr 2012 auf Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen ihrer IT. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung zum weltweiten Software- und IT-Services Markt von Pierre Audoin Consultants (PAC). Gleichzeitig brummt aber die Nachfrage, wie Zahlen des deutschen Branchenverbandes Bitkom belegen.

Bitkom-Präsident Dieter Kempf sieht volle Auftragsbücher.
Foto: Bitkom

"Die Schuldenkrise in Europa kann dem deutschen Hightech-Markt bislang nichts anhaben", sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf auf der CeBIT in Hannover. Drei von vier ITK-Firmen in Deutschland verzeichneten Anfang 2012 mehr Aufträge als ein Jahr zuvor. Die ganze Branche soll um 1,6 Prozent wachsen, angetrieben aber vor allem vom Segment der Informationstechnik: Software, IT-Services und IT-Hardware. Die Telekommunikationsbranche inklusive Handy-Verkauf wächst nur um 0,6 Prozent, auch die Hersteller von Unterhaltungselektronik legen nur um knapp ein Prozent zu.

Cloud-Umsatz wächst um knapp 50 Prozent

Die steilste Umsatz-Kurve zeigt der Markt für Cloud-Computing mit 47 Prozent Wachstum. Das bedeutet: Unternehmen suchen verstärkt nach Möglichkeiten, ihre IT-Dienstleistungen auszulagern. Bis 2017 sollen die Umsätze der Cloud-Branche von 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf 17,1 Milliarden hochschnellen - mit einer dann langsam abflachenden Wachstumskurve. Den Löwenanteil machen Business-Anwender aus, nur 6,4 Milliarden werden dann von Consumern umgesetzt, etwa für Online-Spiele oder Videostreams. Noch ist die Kurve steil, sind die Umsätze doch insgesamt noch vergleichsweise klein.

Diesen Outsourcing-Trend sagt auch PAC voraus. "Die Vorteile liegen auf der Hand", so Principal Analyst Karsten Leclerque. "Unmittelbare Kosteneinsparungen auf der einen und eine Verlagerung von Anfangs- und Kapitalinvestitionen (CAPEX) zu reinen Betriebskosten (OPEX) auf der anderen Seite." Gefördert werde dieser Trend durch einen Hang zu Standardisierung, Virtualisierung und der Nutzung mobiler Consumer-Geräte wie Smartphones und Tablets.

Mit Software-Standardisierung verfolgen Anwender ihre Sparziele.
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"Die Konsolidierung der IT-Infrastruktur ist heute eng verknüpft mit dem Thema Virtualisierung", heißt es von PAC. "Bei den Anwendungen werden Einsparungen zunehmend durch Softwareablösung erzielt. Unternehmen begnügen sich immer häufiger mit der Implementierung von Standardlösungen mit geringer Individualisierung, um Kosten zu sparen."

Software-Markt Deutschland wächst um 4,4 Prozent

Software-Anbieter mit diesem Portfolio, auch über die Cloud als SaaS, können davon nur profitieren. So prognostiziert Bitkom aufgrund von Zahlen des "European Information Technology Observatory" für den deutschen Software-Markt auch ein Wachstum von 4,4 Prozent, der größte Teil des Umsatzes entfällt mit 8,4 Milliarden Euro auf konkrete Anwendungen - also etwa Office, SAP, Grafik- oder Videobearbeitung.

Das Thema Mobile beflügelt die Cloud mit ihren Nebenerscheinungen. "Mobility und Cloud gehören zusammen", betonte erst kürzlich der SAP-CIO Oliver Bussmann auf den Hamburger IT-Strategietagen. "Enterprise Mobility wird zum Top-Thema auf der Agenda der Unternehmen", sagt PAC wie schon andere Analysten zuvor. Dementsprechend sagen die Bitkom-Zahlen voraus, dass der Umsatz von Tablet-PCs um 19 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro steigen wird.

Ein Grund ist sicher das kürzlich vorgestellte iPad der dritten Generation ("iPad 3") sowie eine wachsende Zahl erschwinglicher Android-Tablets. Auch Notebooks erzielen ein Plus von vier Prozent. Desktop-PCs verlieren hingegen 4,4 Prozent, und die ehemals beliebten und handlichen Netbooks stürzen um knapp ein Drittel ab.