Umfrage von MobileIron

PRISM-Skandal beeinflusst BYOD

19.07.2013 von Moritz Jäger
Die Diskussion über den Datenhunger der USA beeinflusst laut einer neuen Studie von MobileIron auch den Einsatz von privaten Smartphones in Unternehmen. Arbeitnehmer interessieren sich inzwischen dafür, welche Daten der Arbeitgeber auslesen kann.
BYOD ist mittlerweile in vielen Unternehmen weit fortgeschritten. Nun sorgen sich die Angestellten um Ihren Datenschutz.
Foto: MobileIron

Die Diskussion um die eigene Privatsphäre, die mit dem Bekanntwerden der weltweiten Datenüberwachung durch Geheimdienste ausgelöst wurde, könnte möglicherweise Einfluss auf BYOD-Strategien haben. Darauf deutet eine aktuelle Studie von MobileIron hin. Das Unternehmen hat Arbeitnehmer in Deutschland, den USA und Großbritannien befragt und wollte von ihnen wissen, wie sie den Datenschutz einschätzen, wenn sie eigene Smartphones und Tablets in die Firmenumgebung einbringen. Dabei zeigte sich, dass BYOD bereits weit fortgeschritten ist: 80 Prozent gaben an, dass sie private Geräte für ihren Beruf nutzen. Mit 93 Prozent sind dabei Smartphones am stärksten vertreten, mit Abstand folgen Laptops (73 Prozent) und Tablets (39 Prozent).

Einen großen Unterschied gibt es allerdings beim Bewusstsein, was der Arbeitgeber auf den BYOD-Geräten sehen und beeinflussen kann. 22 Prozent denken, dass der Arbeitgeber nur geschäftliche Kontakte sieht, 28 Prozent sind der Meinung, dass ihr Unternehmen E-Mails und Anhänge sehen kann. Die Mehrheit, 41 Prozent, ist dagegen der Meinung, dass der Arbeitgeber nichts sieht - und liegt damit definitiv daneben. Interessant ist, dass sich die Arbeitnehmer eher bei der Kommunikation Gedanken um Datenschutz machen als etwa bei der Nutzung von lokalisierbaren Diensten. Das Szenario der Überwachung durch den Arbeitnehmer hat sich also scheinbar nicht bewahrheitet.

Alter beeinflusst Prioritäten

Die Besorgnisse beim Datenschutz liegen laut MobileIron bei jüngeren Angestellten deutlich höher als bei älteren Mitarbeitern. Deutlich wird das beispielsweise beim Thema private E-Mails: In der Gruppe der Mitarbeiter über 55 möchten 59 Prozent der Befragten nicht, dass der Arbeitgeber diese sieht. Bei den 18 - 34 Jährigen liegt der Wert bei 69 Prozent. Noch deutlicher ist es bei Social Media: 43 Prozent der jüngeren Mitarbeiter möchten nicht, dass der Arbeitgeber diese Daten auslesen kann, in der Altersgruppe 55+ liegt dieser Wert bei 22 Prozent.

So können Arbeitgeber mehr Vertrauen schaffen

Für Arbeitgeber ist eine klare Kommunikation das einfachste Mittel, um Vorurteile und Misstrauen bei BOYD abzubauen. 26 Prozent aller Befragten wünschen sich laut MobileIron, dass ihr Arbeitgeber genau erklärt, wie und auf welche Daten der Arbeitgeber im Rahmen von BYOD zugreifen kann. In Deutschland war dieser Punkt besonders populär, 34 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage hatten ihn gewählt. 20 Prozent möchte dagegen, dass der Arbeitgeber sie schriftlich informiert, bevor er auf ihr Gerät zugreift.

Die 12 Typen des BYOD-Mitarbeiters
Viele Mitarbeiter nutzen BYOD schon. Dabei haben sich im Alltag einige Typen herauskristallisiert. Wer BYOD voran getrieben hat und wer BYOD ausnutzt, erfahren Sie hier.
1. Die Millennials
Die Generation Y ist schuld daran, dass BYOD überhaupt gestartet ist. Immer mehr Millennials kommen von der Uni in der Arbeitswelt an. Sie fordern von IT und Management, dass sie ihre eigenen Geräte im Beruf nutzen dürfen - und nicht etwa einen zwei Jahre alten Blackberry. Das wäre nicht mal retro. Die Millennials arbeiten lieber flexibel und zu ungewöhnlichen Zeiten, auch mal am Wochenende. Dafür dürfen sie dann auch während der Arbeitszeit privat surfen. Dass Privates und Berufliches immer mehr miteinander verschmelzen, ist ihnen egal und vielleicht sogar recht.
2. Die Techies
Techies sind begeistert von BYOD. Noch bevor es BYOD gab, hatten sie immer schon eigene Geräte im Unternehmen am Laufen - nur hatte sich niemand dafür interessiert. Der Techie hat, was BYOD angeht, klare Vorlieben: Android vor Apple. Die Marke mit dem Apfel, mitsamt den iPads und iPhones, ist ihnen zu simpel. Android dagegen bietet den Techies viel mehr Möglichkeiten und hat ein paar nette Apps, die Technikfans lieben, etwa Software, die eine Fernsteuerung ermöglichen und andere IT-Funktionen.
3. Die CEOs
Die CEOs sind auch in Sachen BYOD die Chefs. Sie wollen ein bestimmtes Gerät nutzen, das die Firmensoftware eigentlich nicht unterstützt? Da sollte sich die IT besser ranhalten. Der Entscheider bestimmt auch bei diesen Geräten, wo es langgeht. Der Geburtsort von BYOD ist obersten Stockwerk des Unternehmens anzusiedeln.
4. Die Generation X
Nicht jeder Mitarbeiter mag BYOD oder kommt damit zurecht. Trotzdem verdonnern einige Firmen ihre Mitarbeiter dazu. Eine Umfrage von Gartner unter CIOs hat ergeben, dass 2017 die Hälfte aller Arbeitgeber ihre Mitarbeiter dazu zwingen, ihre eigenen Geräte zu nutzen. Sie müssen das teure Smartphone und das kompatible Notebook selbst anschaffen. Wie gut die Generation X damit zurecht kommt, ist vielen Firmen egal.
5. Die Sales-Mitarbeiter
"Darf ich Ihnen die neue Präsentation auf dem neuen iPad mit Retina-Display zeigen?" Ein Satz, den man von Sales-Mitarbeitern garantiert häufiger hört. Zwar wurden in den Anfangsjahren des Tablet-Hypes die Geräte noch von den Firmen gestellt. Inzwischen erwarten die Unternehmen, dass die Mitarbeiter sich selbst um die Geräteanschaffung kümmern. Die tun das auch prompt. Die Präsentation ist einfach zu schön mit einem Tablet. Der Trend: Sales-Mitarbeiter und BYOD ist bald Selbstverständlichkeit.
6. Die Stundenarbeiter
In Deutschland das gängige Modell: Die 36-Stunden-Woche. Wer, anders als Führungskräfte, nicht nur nach Leistung, sondern auch auf Zeitbasis bezahlt wird, bekommt meistens kein Gerät von der Firma. Die Stundenarbeiter, die dem deutschen Durchschnittsarbeiter entsprechen, nutzen BYOD mit Begeisterung. Sie genießen damit deutlich mehr Freiheiten. Andererseits: So bekommen sie auf einmal E-Mails nach Feierabend, wenn sie sich schon längst ausgestempelt haben.
7. Die chronischen Nörgler
"Das ist doch alles Mist, so kann das nicht funktionieren, ich mache da nicht mit." Kennen Sie diesen Satz? Dauernörgler gibt es in jedem Unternehmen. Sie sind mit nichts zufrieden - vor allem nicht mit BYOD. Dabei waren sie eine der treibenden Kräfte hinter dem Ganzen. Unbedingt wollten sie ihre eigenen Geräte nutzen, weil sie nicht ständig zwei Smartphones herum schleppen wollten. Jetzt beschweren sie sich, dass sie Sicherheitsbestimmungen einhalten müssen und auf den Geräten nicht jede Anwendung laufen lassen dürfen, die sie wollen.
8. Die Sozialen Netzwerker
Wer ständig auf Facebook, Twitter und Co. unterwegs ist, liebt BYOD. Der Typus "Sozialer Netzwerker" ist für Firmen ein großes Problem: Sie fürchten, dass die Produktivität der Mitarbeiter sinkt. Einige Unternehmen verbieten daher die Facebook-App.
9. Die schwarzen Schafe
In den falschen Händen kann BYOD katastrophal sein. Eines ist sicher: In jeder Firma gibt es Angestellte, die gern woanders arbeiten möchten. Verlassen sie die Firma, nehmen sie gern vertrauliche Daten mit. BYOD erleichtert es ihnen, Informationen zu stehlen, schließlich verschwimmen persönliche und berufliche Informationen auf den Geräten und die Nachverfolgung wird schwieriger. Diese Gefahr war zwar früher nicht kleiner, heute fällt der Informationsklau im Unternehmen aber leichter.
10. Die Freelancer
Selten stellt den Freelancern die Firma ein Gerät zur Verfügung. Das war vielleicht mal - heute wird erwartet, dass der Freelancer schon alles hat. Die meisten arbeiten lieber mit ihren eigenen Geräten, als sich von anderen etwas aufdrücken zu lassen. Fremdbestimmt arbeiten mag der Freelancer überhaupt nicht.
11. Die Home Office Mitarbeiter
Wer zum Teil oder ganz von zuhause aus arbeitet, für den ist BYOD ohnehin schon Alltag. Anstatt sich vor das kleine Firmen-Laptop zu quetschen, arbeitet man lieber bequem vorm großen Bildschirm aus. Wenn das Firmentelefon immer auf das Smartphone umgeleitet ist, nimmt man doch lieber gleich das Privathandy.
12. Die CIOs
Er hat den Überblick über alle Geräte im Unternehmen: der CIO. Zumindest sollte er ihn haben, denn er ist dafür verantwortlich, dass BYOD funktioniert. Er muss sich zunächst um eine Policy kümmern, die eine Balance zwischen dem Sicherheitsbedürfnis der Firma und der Wahrung der Privatsphäre der Mitarbeiter darstellt. Zudem muss der CIO eine schöne neue Welt basteln aus mobiler Device-Management-Software, Sicherheits-Tools, Know-how unterschiedlichster Geräte, Enterprise-App-Stores und sozialen Support-Netzwerken statt der traditionellen Help Desks. Gleichzeitig muss er mit der Personal-, der Rechts- und der Finanzabteilung sowie den Fachbereichen zusammenarbeiten. Viel Glück!