Basel-II-Anforderungen treiben IT-Ausgaben

Prozess-Industrie kämpft mit heterogenen IT-Landschaften

01.02.2006 von Christiane Pütter
Das Zusammenführen von Daten aus der Produktionsebene einerseits und Geschäftsanwendungen andererseits - Stichwort "vertikale Integration" – wird die IT-Investitionen in der Prozess-Industrie antreiben. Noch aber greifen viele Unternehmen auf Behelfslösungen zurück. Das geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consultants (PAC) hervor.

Unternehmen in der Prozess-Industrie müssen immer komplexere Produktionsprozesse, logistische Herausforderungen und gesetzliche Vorgaben bewältigen, sind bisher aber technisch kaum dafür gerüstet, so die Analysten. Eine Verbindung zwischen einzelnen Datengruppen und Systemen der Geschäftsebene fehlt. Die Firmen haben meist heterogene Systemlandschaften und behelfen sich mit Office-Programmen wie Excel. Dazu Lynn Thorenz von PAC: "Der Blick aufs Ganze, der in Entscheidungssituationen notwendig ist, wird verstellt."

Insgesamt wird die deutsche Prozess-Industrie in diesem Jahr 12,1 Milliarden Euro für die IT ausgeben. In den Teilbereich vertikale Integration zu investieren, ist insbesondere für Unternehmen aus den Branchen Chemie, Metall und Pharma interessant. Sie versprechen sich davon Wettbewerbsvorteile. Als Anreiz gilt die Erwartung, mit einem Klick auf entscheidungsrelevante Informationen in Echtzeit zugreifen und Prozesse sofort mit Daten versorgen zu können, statt wie bisher auf dem Umweg über Plandaten. Damit sollen die Produktivität der Anlagen erhöht und Lagerhaltungskosten gesenkt werden.

Neue gesetzliche Vorgaben betreffen auch die Lebensmittel-Industrie. So müssen Nahrungsmittel nach einer kürzlich erlassenen EU-Richtlinie lückenlos vom Händler bis zum Hersteller zurück verfolgt werden können. Konsequenz: Viele kleine und mittelständische Produzenten ersetzen ihre alten, isolierten IT-Systeme. Außerdem investieren sie in Qualitäts-Management.

Im Rahmen des Branchenreports "Process Manufacturing Germany" haben die Analysten außerdem untersucht, welche allgemeinen Trends in diesem Jahr die Marktentwicklung im Bereich Software und IT-Entwicklung bestimmen werden. Die Befragten nannten folgende Punkte: die Erfüllung von Compliance-Anforderungen wie etwa Basel II, die Standardisierung und Konsolidierung heterogener IT-Landschaften, die Optimierung von Lieferketten und Produktentwicklungsprozessen.

Mittelfristig, bis zum Jahr 2009, werden Themen wie anhaltender Kostendruck, die fortschreitende Globalisierung oder neue Gesetzgebungen die Prozess-Industrie weiter dazu veranlassen, in die IT zu investieren.

Pierre Audoin Consultants hat zum Bereich vertikale Integration mit 30 Entscheidern aus den größten Unternehmen der Prozess-Industrie Expertengespräche geführt. Zusätzlich sind in die Studie die Resultate aus einer Befragung unter rund 1.000 Anwendern eingeflossen.