Merkmale der Top Performer

PwC: Die 7 Dimensionen des Digital IQ

04.07.2012 von Jörg Hild
Eine Studie von PwC zeigt, wie Unternehmen neue Technologien erfolgreiche in ihr Geschäft einbinden. Jörg Hild von PwC erläutert in seiner Kolumne die Ergebnisse.
Jörg Hild ist Partner "IT Sourcing Advisory" bei PricewaterhoueseCoopers.
Foto: PwC

In unsicheren Zeiten, die durch die andauernde Finanzkrise und durch Ängste vor einer erneuten Rezession geprägt sind, ist es keine leichte Aufgabe unternehmerisch erfolgreich zu sein. Unternehmen, die gegen den Strom schwimmen und dauerhaft erfolgreich sind, unterscheiden sich von diesen in vielerlei Hinsicht.

Definition “Digital IQ“

In einer Welt der zunehmenden Technologisierung von Konsumenten und Mitarbeitern machen erfolgreiche Unternehmen vor, wie sich neue Technologien sinnvoll nutzen und in das Geschäftsleben integrieren lassen. Der Grad zu dem dies geschieht wird als "Digital IQ" bezeichnet.

Dimensionen des Digital IQ
Foto: PwC

Zu Beginn des Jahrtausends waren es Unternehmen, die Zugriff auf die neueste Technologie hatten: Unternehmen hatten die neueste Hard- und Software im Einsatz, die schnellsten Internetverbindungen und nicht zu vergessen: mit dem Blackberry auch das erste Smartphone. Gut zehn Jahre später haben die Privatanwender aufgeholt, wenn nicht sogar überholt: Heute sind sie es, die Tablets, Smartphones sowie Cloud-Services und die damit verbundenen Gewohnheiten in die Unternehmen tragen. Diesen Trend bezeichnet man als "Consumerization of IT", also den Einfluss der Konsumer-IT auf die Unternehmens-IT.

PwC hat 489 Unternehmen in verschiedenen Branchen mit einem Jahresumsatz von mindestens 500 Dollar Millionen zu ihrem "Digital IQ" befragt. Die Studie zeigt wie sich "Top Performer", Unternehmen die im vergangenem Jahr um 5 Prozent oder mehr gewachsen sind, von weniger erfolgreichen Wettbewerbern unterscheiden. Die Studie kombiniert sowohl die IT- als auch die Business-Sicht, geht auf die Rolle des CIOs ein und beschreibt, wie die Kompetenz im Bereich der Emerging Technologies sichtbar gemacht werden kann.

Die 7 Kennzeichen des Digital IQ

Der "Digital IQ" wird durch die folgenden strategischen und technologischen Komponenten bestimmt:

1. Strategische Planung: eine Geschäftsstrategie, die den Nutzen sowie die Nutzung moderner IT-Technologien klar adressiert

2. Mobilisierung: nur durch die Festlegung einer eindeutigen Roadmap zur Strategie-Umsetzung und der anschließenden Kommunikation im Unternehmen können die strategischen Ziele erreicht werden

3. Umsetzung der Roadmap: nicht nur die zeit- und budgetgerechte Umsetzung der definierten Maßnahmen, sondern vor allem die Erfüllung der strategischen Ziele unterscheiden erfolgreiche von weniger erfolgreichen Unternehmen

4. Business Intelligence: Wie nutzen Unternehmen interne und externe Datenquellen, um neue Geschäftsfelder zu erkennen, kritische Entscheidungen zu untermauern oder den Fortschritt der aufgesetzten Maßnahmen zu überprüfen?

5. Cloud Computing: In welchem Grad wird Cloud Computing genutzt, um die Agilität und Flexibilität und somit auch die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen?

6. Social Media: Wie umfassend werden die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke genutzt?

7. Mobility: Welche mobilen Services stehen den Mitarbeitern und den Kunden zur Verfügung und wie stark sind sie in die Unternehmensprozesse integriert?

Bestimmung des Digital IQ
Foto: PwC

Üblicherweise wird ein strategischer Plan erstellt, bevor eine aufwändige Investition getätigt wird. Ausschlaggebend ist hierbei die Effizienz einer Strategie. So sind 89 Prozent der Top Performer mit ihrer Strategie zufrieden - bei den restlichen befragten Unternehmen sind es lediglich 63 Prozent. Außerdem integrieren Top Performer häufiger die IT-Verantwortlichen in ihren strategischen Planungsprozess.

Erfolg, wenn der CEO mit im Boot ist

Bei den erfolgreichen Unternehmen antworteten 86 Prozent der Befragten, ihr CEO bediene sich aktiv der Informationstechnologien, um Unternehmensziele und -strategien zu erreichen. Diese Zahl fällt auf 56 Prozent bei den weniger erfolgreichen Unternehmen. Der CEO ist somit wichtiger Sponsor für die IT und hilft die Business-Seite für die anstehenden Veränderungen zu begeistern.

Hinzu kommt, dass die CIOs bei erfolgreichen Unternehmen nicht nur direkt mit dem CEO sondern auch mit weiteren Mitgliedern der Vorstandsebene in Kontakt stehen. Der CIO wird hier als wichtiger Vorreiter auf Innovations- und Geschäftsebene gesehen. Die Diskussion der vergangenen Jahre um die Positionierung des CIO im Vorstand bzw. der Geschäftsführung tritt damit in den Hintergrund, wichtiger ist die Vernetzung der Führungsgremien mit den IT-Verantwortlichen.

Rolle der IT und des CIO bei den Top Performer
Foto: PwC

Am Anfang steht die Entwicklung und vor allem die Kommunikation einer Geschäftsstrategie, die auch die Aspekte des "Digital IQ" berücksichtigt. Ihr wird durch die Ableitung einer Roadmap Leben eingehaucht. Zu viele Unternehmen vernachlässigen diesen wichtigen Schritt, nicht so die Top Performer. 77 Prozent von ihnen haben eine dezidierte, mehrjährige Geschäftsstrategie inklusive Roadmap. Bei den anderen Befragten sind es nur 54 Prozent.

Roadmap für Geschäftsstrategie entwickeln und kommunizieren

Es ist außerdem essenziell, dass die Strategie umfassend im Unternehmen kommuniziert wird. Hier geben 77 Prozent der Top Performer - aber nur 44 Prozent der restlichen Befragten - an, dem ausreichend nachzukommen. Auch in der Frage, ob Geschäfts- und IT-Führungskräfte ein ähnliches Verständnis hinsichtlich der Strategie haben, gehen die Zahlen mit 78 Prozent der erfolgreicheren Unternehmen und 49 Prozent der anderen weit auseinander. Die Abstimmung zwischen Business- und IT-Seite hat also nach wie vor Optimierungspotenzial.

Das Aufstellen einer Strategie führt zu IT-Projekten, die sich an bestimmte Zeit- und Budgetvorgaben halten müssen. Es ist also keine Überraschung, dass eine größere Zahl an erfolgreichen (67 Prozent) als an weniger erfolgreichen Unternehmen (38 Prozent) angeben, ihre Projekte innerhalb ihres Zeitrahmens fertigzustellen. Sich an die finanziellen Vorgaben zu halten, fällt beiden Gruppen schwerer.

Zeit- und Budget-Grenzen bei Projekten weniger streng fassen

Trotzdem reduzieren viele Organisationen den Umfang ihrer Projekte inhaltlich, um Zeit- und Budgetgrenzen einhalten zu können - dabei unterschätzen sie jedoch den negativen Einfluss auf den Projekterfolg. Fast 100 Prozent der Top Performer geben an, dass ihre Projekte den inhaltlichen Anforderungen immer gerecht werden. Auf der Seite der weniger erfolgreichen können dies nur 35 Prozent von sich behaupten.

Nur 44 Prozent der weniger erfolgreichen Unternehmen nutzen mobile Technologien um mit ihren Kunden z.B. über Smartphones oder Tablet PCs zu interagieren. Diese Zahl springt für die Gruppe der Top Performer auf 66 Prozent. Sie haben in der Regel ihre Prozesse und Services an diese Kommunikations- und Vertriebswege angepasst. Die genutzten Technologien sind das eine, die zu verarbeitenden Daten das andere.

Das schiere Volumen als auch der Nutzen von extern erzeugten Daten steigt gegenüber den innerhalb eines Unternehmens anfallenden Daten unentwegt an. Unternehmen müssen heute kontinuierlich überprüfen, wie externe Daten gewinnbringend mit internen Daten verknüpft werden können, um Erkenntnisse unter anderem über neue Kundenanforderungen sowie Markt- und Branchenentwicklungen zu erlangen. Über 50 Prozent aller Befragten gaben an, ihre Investitionen in dem Bereich Business Intelligence weiter zu erhöhen.

Soziale Netzwerke gewinnbringend fürs Unternehmen nutzen

Nie zuvor gab es so umfangreiche und verlässliche Quellen wie die sozialen Netzwerke, um mehr über Kundenwünsche und -ansichten zu erfahren. Sie stellen ein fast unbegrenztes Reservoir dar. Die Herausforderung liegt in der richtigen Nutzung und Integration der sozialen Netzwerke in den Unternehmenskontext. Sowohl die Besten als auch der Rest investieren in etwa denselben Betrag in Social-Media, allerdings sehen Top Performer darin mehr Erfolg (41 Prozent) als die Anderen (24 Prozent).

Das wohl umstrittenste Thema ist Cloud Computing. Auf der einen Seite der Wunsch nach mehr Flexibilität, kürzeren Innovationszeiten und Kostenreduktion. Auf der anderen Seite das Versprechen, genau diese Wünsche zu adressieren. Was häufig noch fehlt ist die Realität, die Wunsch und Versprechen überbrückt. Ungeachtet dessen, investieren die Top Performer erneut wesentlich mehr als andere Unternehmen. 52 Prozent der Top Performer wollen mehr in öffentliche Cloud-Applikationen investieren. Bei den restlichen Unternehmen sind es nur 34 Prozent. Die Zahlen für private Cloud-Applikationen gehen sogar noch weiter auseinander. Hier stehen 58 Prozent, 39 Prozent gegenüber.

Fazit: Was einen Top Perfomrer ausmacht

Insgesamt verbinden Top Performer also ihre Strategie mit bestimmten Programmen und Aspekten und mobilisieren ihre Organisation, um diese Strategie umzusetzen. Jedem Mitarbeiter ist seine Rolle hierbei bewusst und es ist transparent, wie der Erfolg manifestiert werden soll. Top Performer sind außerdem sehr offen für neue Chancen und Innovation. Dem CIO kommt hierbei eine wichtige Rolle als innovationstreibende Kraft zu. Sei es nun als Teil oder als Berater der Vorstandsebene.

Jörg Hild ist Partner “IT Sourcing Advisory” bei PricewaterhoueseCoopers.