Vorbild junge Kunden

Radikale Vision über die Bank von morgen

27.03.2014 von Christiane Pütter
Sie gehen nicht zu Madonna, sondern zum Avatar Miku Hatsune. Junge Menschen gehen auch nicht mehr zur Bank, sie wollen ein Konto zum Downloaden. Das sagt Brett King, Mitbegründer der Moven Bank.
Brett King, Mitgründer der US Mobile Bank Moven, glaubt nicht, dass junge Kunden noch in eine Filiale gehen werden.
Foto: Brett King, Moven

Sie trällert irgendetwas über ihre Rollergirl-Träume, schüttelt das lange grüne Haar und hüpft graziös über die Bühne. 25.000 Fans jubeln und klatschen, kreischen und tanzen. Der Auftritt von Miku Hatsune scheint sich wenig von dem anderer Popstars zu unterscheiden. Allein die Sängerin ist ein Avatar. Sie ist nur auf einer Videowand zu sehen. Doch die Halle tobt.

Das japanische Medienunternehmen Crypton Future Media hatte die virtuelle Figur von dem Mangaka Kei für ihre künstliche Gesangsstimme entwickeln lassen. Eigentlich sollte das Avatar-Mädchen nur als Werbemittel fungieren, doch dann verselbstständigte sich die Begeisterung der Fans. Mittlerweile hat Miku Hatsune mehrere Alben herausgebracht.

Die virtuelle Popsängerin dient Brett King als Symbol des Lebens junger Menschen heute. Im Rahmen des dreizehnten FI-TS Management-Forums, das die Finanz Informatik Technologie Service (FI-TS) in München ausrichtete, sprach der Mitbegründer der Moven Bank aus den USA über die Anforderungen an das Banking der Zukunft. Der Titel der Veranstaltung lautete "Digitalisierung und Compliance - wie können Banken und Versicherungen als Gewinner hervorgehen?" Kings Thema war eindeutig Digitalisierung.

Die Moven Bank, heute nur noch Moven, ging 2011 an den Start und hat keine einzige Filiale aufgebaut. Sie fungiert als Mobile Banking-Unternehmen. King wollte in München aufzeigen, wie massiv sich das Bankwesen in den vergangenen wenigen Jahren gewandelt hat - mehr als in all den Jahrhunderten seit Gründung der Banco Medici 1397. Die Ursache dafür ist das Internet.

Von PewDiePie lernen

In Deutschland mag Online-Banking noch diskutiert werden, für King ist das fast Nebensache. Er fokussiert sich auf Mobile. Seine These: Junge Verbraucher interessieren sich vor allem für Video-Inhalte. King stützt das auf die Abrufzahlen von PewDiePie. Das ist der Künstler- oder Markenname des 24-jährigen Schweden Felix Arvid Ulf Kjellberg (pewdiepie.net). Sein Geschäftsmodell: Er filmt sich selbst beim Spielen und Kommentieren von Games, das Ganze nennt sich laut Wikipedia Let‘s Play. Slogan des Vloggers "Sharing gaming moments with my Bros!"

Laut Wikipedia hat PewDiePie 25 Millionen Abonennten und erzielt mehr als 3.900.000.000 Aufrufe. Damit gilt er als derzeit meist abonnierter Youtube-Kanal.

Heiko Burdack
Der CIO der Signal Iduna Gruppe, Heiko Burdack, wechselte zum 1. Februar 2023 als Chief Technology Officer zur Commerzbank.
Gerhard Grebler
Seit Januar 2018 ist Grebler bei der Landesbausparkasse (LBS Bayern) für die Bereiche IT, Personal und Revision verantwortlich.
Melanie Kehr
IT-Verantwortliche bei der staatlichen Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ist seit April 2018 Melanie Kehr. Seit 2014 leitete sie als Bereichsleiterin Group IT den Bereich Informationstechnologie der BayernLB. Zunächst war Kehr Generalbevollmächtige der KfW, seit März 2019 ist sie auch Vorstandsmitglied der Bank.
Tobias Schmitt
Tobias Schmitt ist CIO der NRW.Bank Düsseldorf/Münster. Im Jahr 2010 wählte ihn die Jury vom Wettbewerb "CIO des Jahres 2010" zu einem der besten IT-Verantwortlichen in der Kategorie Mittelstand.
Mike Dargan
Head of Information Technology bei der Schweizer Bank UBS ist seit Mitte September 2016 Mike Dargan. Er arbeitet in Zürich und gehört dem Group COO Executive Committee der Bank an. Dargan war zuletzt CIO des Corporate and Institutional Banking der Standard Chartered Bank und dort für die End-to-End-Technologie und Betriebsprozesse dieser Geschäftsfelder zuständig.
Simone Bock
Der Finanzdienstleister State Street Bank International GmbH hat Simone Bock zum Head of IT ernannt. Seit dem 1. Dezember 2022 leitet Bock von München aus die IT der State Street Bank International GmbH (SSBI). Die erfahrene IT-Managerin kommt von der BNP Paribas Group.
Bernd Leukert
Bernd Leukert wurde am 1. Januar 2020 Vorstand für Technologie, Daten und Innovation der Deutschen Bank. Von 2014 bis 2019 war Leukert Technikvorstand bei SAP, wo er 1994 seine Karriere begann.
Stephan Tillack
Stephan Tillack (49) verantwortet seit 2014 den IT-Bereich der Norddeutschen Landesbank (NORD/LB). Unter seiner Verantwortung wurden in den letzten Jahren diverse Modernisierungs- und Standardisierungsmaßnahmen vorgenommen, u.a. wurde die IT-Plattform für das Wholesale-Kreditgeschäft ausgetauscht, die Integrationsarchitektur für die dispositiven Daten erneuert und eine neue Core-Banking Plattform für die ausländischen Niederlassungen eingeführt. Die komplette Client/Server-Architektur inkl. Bürokommunikation wurde auf Microsoft-Standard überführt, die bestehenden Rechenzentren konsolidiert, das IT Risikomanagement grundlegend modernisiert, ein Innovations- und ein Datenlabor aufgebaut und die gesamte IT der Bremer Landesbank in die NORD/LB integriert. Stephan Tillack ist seit 1999 in diversen Führungsaufgaben bei der NORD/LB tätig.
Hans-Jürgen Plewan
Hans-Jürgen Plewan ist seit 2013 Head of Group IT in der DekaBank. Zuvor führte der promovierte Informatiker die Geschäfte der Finanz Informatik Solutions Plus (FISP), einer Tochter der Finanz Informatik (FI). Die FI ist zentraler IT-Dienstleister der Sparkassen. Die DekaBank ist das Wertpapierhaus der Sparkassen. Im Vorstand vertritt seit Mai 2019 COO Daniel Kapffer die IT.
Aysel Osmanoglu
Aysel Osmanoglu ist seit Januar 2016 IT-Vorstand bei der GLS Bank in Bochum (vormals Ökobank), zuständig für Infrastruktur/IT. Die BaFin muss der Berufung noch zustimmen. Osmanoglu stieg 2006 als Trainee ein und wurde 2013 zur Bereichsleiterin Basisgeschäft Marktfolge ernannt. Sie absolvierte ein Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre, zugleich ist sie diplomierte Bankbetriebswirtin Management der Akademie Deutscher Genossenschaften.
Rudolf Hoyer
Der Diplom-Informatiker Rudolf Hoyer ist seit September 2012 Leiter des Unternehmensbereiches Informationstechnologie und Organisation bei der Hamburger Sparkasse (Haspa). Seit 2009 leitet Hoyer bei der Haspa den Unternehmensbereich „Produktivität und Prozesse“. Davor war er im Stabsbereich der NRS Norddeutsche Retail-Service AG (ein Unternehmen der HASPA-Gruppe) tätig. Bis 2005 arbeite Hoyer bei der HypoVereinsbank in Hamburg und München, wo er die Integration der Vereins- und Westbank begleitete. Von 2005 bis 2007 verantwortete er in der VR Kreditwerk AG das Kreditprocessing in Norddeutschland.
Dorothée Appel
Seit Oktober 2020 arbeitet Dorothée Appel als Chief Information Officer für Retail Banking, Commercial Banking und Functions (RCBF) in der Abteilung Innovation & Technology der ABN Amro.
Michael Clijdesdale
Seit dem 1. April 2022 ist Michael Clijdesdale Chief Information Officer im Vorstand der ING Deutschland.
Rainer Neske
Rainer Neske, Vorsitzender des Vorstands der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), hat im Januar 2018 die Zentralbereiche Finanzen und Informationstechnologie mitübernommen. Zuvor hatte zuletzt Alexander von Uslar die CIO-Funktion inne.
Volker Stadler
Volker Stadler ist seit September 2017 Geschäftsführer der Volkswagen Bank GmbH und dort verantwortlich für Operations und Informationstechnologie. Stadler war zuvor Abteilungsleiter Steering & Strategy IT der Volkswagen Financial Services AG.
Christian Brauckmann
Nach der Fusion von DZ Bank (Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank) und WGZ Bank (Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank) zum August 2016 ist Christian Brauckmann neuer Vorstand für IT und Organisation. Er war bei der WGZ Bank zuvor zuständig für die Bereiche Financial Markets Operations, Zahlungsverkehr und Organisation und Betrieb.
Christiane Vorspel
Christiane Vorspel wird ab Oktober COO im Vorstand der Commerzbank und verantwortet damit auch die IT. Sie kommt von der LBBW.
Joachim Wuermeling
Der Jurist Joachim Wuermeling ist seit Anfang November 2016 offiziell Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank. Der Vorstand der Deutschen Bundesbank hat auch die Ressortzuständigkeiten neu verteilt. Wuermeling übernahm die Verantwortung für die Bereiche Informationstechnologie und Märkte. Wuermeling war von 1999 bis 2005 Europaabgeordneter der CSU und von 2005 bis 2008 beamteter Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Dann wechselte er in die Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, danach wurde er Vorsitzender des Verbandes der Sparda-Banken in Frankfurt.
Alexander Neumann
Bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall hat im November 2016 Alexander Neumann die Position des Leiters IT-Steuerung übernommen. Neumann kommt aus dem eigenen Haus: Zuletzt arbeitete er bei der Schwäbisch Hall Kreditservice AG, ein Finanzdienstleister im Kredit-, Bauspar- und Förderkreditgeschäft, als Bereichsleiter IT-Lösungen und Projekte.
Axel Schnuck
Axel Schnuck ist seit Dezember 2016 Head of Information Technology bei der Deutsche Pfandbriefbank AG (pbb) in Unterschleißheim bei München. Schnuck war zuvor 13 Jahre in der zur DZ-Bank gehörenden Schwäbisch Hall Gruppe tätig.
Manuela Bieß
Manuela Bieß (Foto) und Jürgen Wiedmann leiten seit Januar 2018 gemeinsam den Bereich "Informationstechnologie" der Helaba. Der Bereich "Organisation und Informatik" wurde zum 1. Januar 2018 in die zwei eigenständigen Bereiche "Organisation“ und „Informationstechnologie" geteilt.
Wolfgang Ludwig
Wolfgang Ludwig ist seit Juli 2018 neuer Bereichsleiter Group IT/CIO der BayernLB. Der CIO berichtet an den CFO/COO der Bank. Ludwig arbeitet bereits seit 1996 für die BayernLB. Er hat im Zuge seiner Laufbahn verschiedene Fach- und Führungsfunktionen in München inne. Einige Jahre war er auch in der Niederlassung London tätig.
Andreas Fahrni
Als Nachfolger von Urs Monstein übernahm Andreas Fahrni formal ab Juni 2018 die Rolle als Global Head IT der Bank Julius Bär. Nebst der Führung der globalen IT-Organisation der Bank mit Entwicklungs- und Betriebszentren in Zürich, Singapur und Luxembourg, haben für ihn die agile Transformation, die Digitalisierung des Bankkundengeschäfts und die Harmonisierung des globalen Betriebsmodels Priorität. Zuvor war Fahrni seit 2008 in der Bank Julius Bär in verschiedenen Funktionen tätig. Nach dem Master als Dipl. El.-Ing. ETHZ er zudem in verschiedenen Software-Entwicklungsprojekten bei der Firma Accenture in führenden Funktionen tätig.
Ulrich Reidel
Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Ulrich Reidel ist seit Juli 2019 Chief Information Officer der Baader Bank mit Sitz in Unterschleißheim bei München. Zuvor war Reidel als CIO und CDO für die Südleasing und Südfactoring tätig, Töchter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Reidel hatte seine berufliche Laufbahn bei der Excelsis Business Technology begonnen. Weitere Stationen führten ihn über die Börse Stuttgart (Abteilungsleiter Projekt- und IT-Controlling / Bereichsleiter IT Service Management) und die MBtech Group (Leiter Software Standards and Integration).
Sandra Kagerer
Sandra Kagerer besetzt seit 1. April die neu geschaffene Position des Head of IT der Airbus Bank in München. Sie berichtet an Matthias Jacobs, Head of IT & Operations. Zuvor war Kagerer IT Governance Manager der Kapitalverwaltungsgesellschaft BayernInvest. Bis 2018 war die Finanzmathematikerin bei der Beratungsgesellschaft KPMG Deutschland unter anderem im Risk-Management tätig.
Francine Zimmermann
Francine Zimmermann hat im September 2017 die Leitung Auftragsmanagement bei der Finanz Informatik Technologie Service (FI-TS) mit Sitz in Haar bei München übernommen. Sie war zuvor 4,5 Jahre CIO bei der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK).
David Mathers
Der Brite David Mathers ist seit Anfang Mai 2012 in Personalunion CFO und CIO bei der Credit Suisse. Die Schweizer Großbank hat ihre Bereiche Finance, Operations und IT zusammengelegt. Im Zuge dessen verließ der vormalige CIO Karl Landert die Bank.
Klaus Bremges
Seit Juli 2013 arbeitet Klaus Bremges als CIO der Portigon AG, diese ist die Rechtsnachfolgerin der WestLB. Die Portigon will zudem eine Service-Gesellschaft gründen, um Outsourcing-Dienstleistungen am Markt anbieten zu können. Bremges leitet auch die IT der Portigon Financial Services GmbH.

PewDiePies Erfolg basiert nach Ansicht von King darauf, dass die Nutzer ihm vertrauen und einen Freund in ihm sehen. King glaubt, dass Computerspiel-Anbieter mit keiner konventionellen Fernseh-Werbung einen solchen Erfolg erreichen können wie mit einer positiven Bewertung durch PewDiePie. Nach diesem Modell, so King weiter, funktionieren Konsum und Markenbindung heute.

Ein weiteres Beispiel griff King aus seinem Alltagsleben: er habe mehrfach versucht, seine dreizehnjährige Tochter auf dem Smartphone zu erreichen. Sie habe aber nie zurückgerufen. Auf Vaters Frage nach den Grund dafür erklärte der Teenager, sie telefoniere grundsätzlich nicht ("Daaaad, we don’t do that!") Facebooks Wachstumsraten bei Frauen der Generation 55plus erklärt King denn auch eben damit - diese Frauen sehen keine andere Möglichkeit mehr, ihre Kinder oder Enkel zu kontaktieren.

Für Banken heißt das: Mobile muss der Kanal erster Wahl sein. Junge Verbraucher werden sich für die Bank entscheiden, die bei ihren Facebook-Freunden als cool gilt. In München fragte King: "Glauben Sie wirklich, diese jungen Leute werden in eine Bankfiliale gehen und fünf verschiedene Formulare ausfüllen, um ein Girokonto zu eröffnen?"

Junge Menschen haben noch nicht einmal mehr eine Unterschrift

Das Konto der Zukunft funktioniert als Download auf dem Smartphone, davon ist King überzeugt. Glaubt man ihm, verfügt ein Viertel der heutigen Studienanfänger noch nicht einmal über eine Unterschrift. Zwar können sie noch schreiben, haben aber nie eine individuelle Signatur entwickelt - sie erwarten Dokumentenschutz per Voice, Fingerabdruck oder Iris-Scan.

Walter Kirchmann, Geschäftsführer von FI-TS, hörte es mit Staunen. King musste denn auch einräumen, dass Deutschland hier kaum als Vorzeige-Beispiel taugt - er gibt die Smartphone-Marktdurchdringung mit 55 Prozent an, in einigen Regionen Asiens liegt sie bei 90 Prozent. Kirchmann wiederum bezog sich auf den anderen Aspekt der Veranstaltung - Compliance. Dass junge Verbraucher mit ihren Handys verwachsen sind, bestreitet der FI-TS-Chef nicht. Dass aber die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Kontoeröffnung ohne Unterschrift zulässt, sieht er in naher Zukunft kaum.

Beispiel Fidor Bank

Doch Anzeichen für den von King skizzierten Wandel gibt es auch in Deutschland. So erhielt 2009 die Fidor Bank AG aus München ihre Vollbank-Lizenz. "Die ursprüngliche Gründungsidee war, die sich im Netz vermehrt abzeichnenden Web-2.0-Verhaltensweisen in den Bereich der Finanzdienstleistung zu übertragen", erklärt die Bank über sich selbst. Die Direktbank schreibt auf ihrer Site: "Wir sind die Bank, die den Begriff Vertrauen lebt und nicht nur für die Werbung nutzt. 'Banking mit Freunden' ist ein anspruchsvoller Slogan." Klingt ja wie bei PewDiePie.