Niedersachsen und Schleswig-Holstein setzen auf Pinguine

Regionale Unterschiede beim Linux-Einsatz

10.11.2006 von Tanja Wolff
Bundesweit ist Linux durchschnittlich auf fast einem Drittel der Server von Unternehmen und Behörden installiert. Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Tech Consult gibt es beim Einsatzgrad von Open-Source allerdings regionale Unterschiede.

Der Untersuchung zufolge liegen Schleswig-Holstein (37 Prozent) und Niedersachsen (35 Prozent) über dem Bundesdurchschnitt. Linux-Hochburgen sind die im Norden gelegenen Hansestädte Hamburg (53 Prozent) und Bremen (46 Prozent). Aber auch im Saarland und Nordrhein-Westfalen herrscht eine überdurchschnittliche Affinität für Open-Source-Software auf Servern.

Weniger werden die quelloffenen Systeme in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg eingesetzt. Dort beträgt der Grad des Einsatzes 27 beziehungsweise 31 Prozent. Bayern liegt ebenfalls knapp unter dem Durchschnitt.

Das Ergebnis zeigt, dass die in den Medien oft herausgehobenen Referenzinstallationen der öffentlichen Verwaltung in München und Schwäbisch-Hall keine besonderen Auswirkungen auf die gesamte Region haben. Es wird deutlich, dass der Einsatzgrad des freien Betriebssystems branchenübergreifend in Norddeutschland höher ist als im Süden.

Die oftmals erfolgreich umgesetzten Linux-Server-Projekte öffentlicher Institutionen finden auch im angrenzenden Ausland Anklang. So orientierte sich beispielsweise Paris an München und hat mittlerweile mehr als die Hälfte der 396 städtischen Server auf Linux umgestellt. Überregional hatten die süddeutschen Kommunen in Schwäbisch-Hall, Mannheim und Leonberg Einfluss auf die Migration bei der Polizei in Niedersachsen und im Bundestag in Berlin.

Förderung aus dem Süden

Laut der Analyse fördern süddeutsche Verbände wie die "Linux Kommunale" und die bwcon-Initiative "Boss" in Stuttgart oder der "Linux Business Campus Nürnberg" die Entwicklung und den Einsatz von Open-Source-Software in ganz Deutschland.

Im Hinblick auf den regionalen Einfluss dieser ist es möglich, dass sich die an den Linux-Projekten beteiligten Hardware-Anbieter und Systemintegratoren zu sehr auf die Linux-Großbaustellen konzentrieren. Falls das der Fall sein sollte, könnte das in der direkten Umgebung vorhandene Potenzial vernachlässigt werden.

Aus Sicht der Anbieter wäre zu überlegen, ob nicht eine stärkere Offensive auf den Mittelstand in ausgewählten Gebieten Erfolg versprechender ist, als die langfristige Verpflichtung bei einem der Großprojekte. In diese Richtung bewegen sich bereits die großen Linux-Infrastrukturanbieter wie IBM, HP und FSC. Sie bauen vermehrt Partnerschaften zu spezialisierten Open-Source-Dienstleistern mit regionaler Kompetenz auf.

Besonders der Mittelstand und die vielen deutschen Kleinunternehmen haben häufig noch nicht die Möglichkeiten der Open-Source-Software erkannt. Hier finden Anbieter einen Markt, der gerade unter regionalen Gesichtspunkten wie Partnerbindung und lokale Ansprechpartner interessant ist.

Potenzial im Osten

Der Untersuchung zufolge gibt es besonders im ostdeutschen Markt ein großes Potenzial für das Geschäft mit Open Source. Anbieter von Hardware und Services können im Osten speziell mit Kostenargumenten punkten. Das Anschlussgeschäft mit entsprechender Middleware und auch Anwendungen kann in vielen Fällen der Lohn für die regionale Ausrichtung auf Märkte und Partner sein.

Für die Studie "Linux-Landscape" befragte Tech Consult IT-Entscheider aus 1.168 Unternehmen.