Problem private Nutzung

SAP-CIO: "Das iPad ist Business-tauglich"

28.10.2010 von Thomas Pelkmann
Experten und Analysten diskutieren noch über die Business-Tauglichkeit des iPad, manche Unternehmen setzen den Tablet-PC von Apple schon produktiv ein. SAP zum Beispiel, wie CIO Oliver Bussmann im CIO.de-Interview berichtet.
Hat bei SAP das iPad schon eigeführt. CIO Oliver Bussmann.
Foto: SAP AG

Über die Businesstauglichkeit des iPad lassen sich auch sechs Monate nach der Einführung keine endgültigen Urteile fällen. "Apple hat das iPad nicht als Business-Device konzipiert", stellt zum Beispiel Christian Möller, leitender Redakteur der Macwelt, im CIO-Interview klar. "Es ist ein Casual Device, für zu Hause, zum Spielen, zum Surfen", so Möller. Im Geschäftsumfeld jedenfalls habe das Gerät nichts zu suchen.

Die Leser von CIO.de stimmen ihm zu. Auch Analysten wie Andrew Jaquith von Forrester bleiben skeptisch, weil das iPad Konfigurations- und Sicherheitsprobleme auslöst, wenn es im Unternehmen eingesetzt werden soll.

Immer mehr Unternehmen schert das wenig: So laufen etwa bei Audi und VW Pilotprojekte zum Einsatz des iPad in Produktion und Verwaltung. Neben den Nachteilen haben die Tablet-PCs nämlich auch unbestreitbare Vorteile, wie zum Beispiel Jürgen Holderried, Leiter IT Services bei der Audi AG zusammenfasst: "Es ist für unsere Zwecke gut geeignet, weil es über seine ‚On-Now’-Funktion direkt nach dem Einschalten zur Verfügung steht, eine einfache und intuitive Bedienung ermöglicht und einen guten Kompromiss zwischen Display-Größe und Mobilität bietet."

Zu den "Early Birds" beim Unternehmenseinsatz des iPads gehört auch der Software-Riese SAP: Rund 1500 Geräte sind beim Walldorfer Unternehmen bereits im Einsatz, wie Oliver Bussmann CIO-Online verrät. Der SAP-CIO hat seine eigene Meinung über die Business-Tauglichkeit des iPad: "Durch den Einsatz des iPads verschmelzen zwei Welten: Hier wird Lifestyle zum Workstyle", so Bussmann im CIO-Interview.

"Was mich persönlich betrifft, so bin ich im Grunde genommen immer online."Durch die VPN-Anbindung des iPads mit den IT-Systemen bei SAP hat der CIO ständigen Zugriff auf Mails, Termine und zu den SAP Business-Systemen. "Ich nutze verschiedene Geschäftsapplikationen wie SAP CRM, den SAP Business Objects Explorer, aber auch Prototypen frisch aus der Entwicklung", erläutert der CIO. "Das iPad erlaubt es mir, immer auf dem aktuellen Stand der Business-Nachrichten und meinen Social-Media-Feeds zu sein."

Nicht zu unterschätzen sei auch ein Umweltaspekt beim iPad, der in der Beurteilung der Experten bislang kaum eine Rolle spielt: "Es ist nicht mehr nötig, Präsentationen oder Dokumente unbedingt ausdrucken zu müssen. Sie haben diese Sachen auf dem iPad stets dabei". Das Urteil des SAP-CIOs über das iPad fällt allen Zweifeln zum Trotz eindeutig aus: "Die Businesstauglichkeit ist auf jeden Fall gegeben".

Die Probleme bei Konfiguration und Sicherheit

Bei SAP kommt das iPad im Moment vorwiegend in der Entwicklung zum Einsatz. Die Kollegen von CIO Bussmann nutzen das iPad, um Apps zu entwickeln, die "unseren Kunden und deren Bedürfnissen entgegenkommen". Von der Einführung des iPad bei SAP sollen aber auch Manager und Verkäufer profitieren.

Vor Ort können sie den Kunden präsentieren, was die Entwicklungsabteilungen des Konzerns auf dem iPad ausbrüten. "Gerade bei dieser Klientel erlangt das iPad immer stärker die Rolle eines wahren Business-Tools" erläutert Bussmann den Nutzen dieser Präsentationen. Damit könnten Manager und Verkäufer ihre Tagesgeschäfte abwickeln, ohne unbedingt ein Notebook nutzen zu müssen. "Das gibt unsere IT-Infrastruktur bereits her."

Mit den von Analysten angemerkten Problemen bei Konfiguration und Sicherheit muss sich aber auch SAP herumschlagen. "Als CIO oder IT-Leiter müssen Sie sich generell diesem Aspekt widmen, wenn Sie Ihr Unternehmen mit mobilen Geräten ausstatten", bestätigt Bussmann die Sensibilität dieses Themas.

"Wir selbst haben eine zusätzliche Infrastruktur geschaffen, die es notwendig macht, dass das iPad mit den nötigen Zertifikaten, VPN-Zugang und einem E-Mail-Zugriff ausgestattet wird, die unseren Sicherheitsregeln entsprechen", erläutert Bussmann. Jeder Mitarbeiter, der mit dem iPad arbeiten möchte, müsse eine Installationsroutine aufrufen, die das iPad "sozusagen unternehmenstauglich" macht.

Globale Richtline für private Doppelnutzung in Arbeit

Auch ein weiteres Problem im Umgang mit dem iPad im Unternehmen ist bei SAP virulent: die Consumerization genannte Doppelnutzung von privaten Geräten für geschäftliche Zwecke. Das macht es für die IT-Abteilungen zusätzlich schwierig, das iPad an Unternehmensrichtlinien anzupassen und gegen unbefugte Zugriffe zu schützen. "Diese Anforderung sehen wir ganz klar", bestätigt der SAP-CIO, "und deshalb arbeiten wir von Global IT gerade an einer Richtlinie, die dann auch länderspezifisch ausgerollt wird".