ROI und Projektlaufzeit

SAP, Oracle und Microsoft im Vergleich

03.08.2012 von Andreas Schaffry
Eine Studie von Panorama Consulting untersucht das Entscheidungsverhalten der Anwender sowie Wirtschaftlichkeit und Implementierungsdauer der ERP-Lösungen.

IT-Leiter, die eine neue ERP-Software einführen wollen, nehmen meist ein Produkt der drei führenden Anbieter in die engere Auswahl: Microsoft Dynamics, Oracle E-Business Suite mit Peoplesoft und JD Edwards und SAP ERP. Doch welche Lösung ist am besten geeignet? Wie lange dauert die Implementierung? Wann lässt sich mit dem Return on Investment (ROI) rechnen?

SAP meist engere Wahl

SAP-Software ist bei ERP-Projekten meist in der engeren Wahl. CIOs entscheiden dennoch häufig zugunsten von Oracle oder Microsoft.
Foto: Panorama Consulting

Diese und noch mehr Fragen untersucht die Benchmark-Studie "Clash of the Titans 2012", welche die auf Enterprise Ressource Planning (ERP) spezialisierte US-Beratungsfirma Panorama Consulting Solutions mit Sitz in Centennial (Colorado) durchführte. Panorama Consulting hat für die Studie Antworten von mehr als 2000 ERP-Anwenderunternehmen aus 61 Ländern weltweit gesammelt und analysiert, die eine Lösung von Microsoft, Oracle oder SAP einsetzen. Die Daten für die Umfrage wurden zwischen Februar 2006 und Mai 2012 über die eigene Webseite erhoben.

Um ein Kernergebnis bereits vorwegzunehmen: Es gibt in dem Vergleich der drei ERP-Titanen keinen Sieger, denn jeder hat Stärken und Schwächen. So nehmen IT-Verantwortliche die ERP-Lösung von SAP häufiger in den ERP-Auswahlprozess aufnehmen als die ERP-Angebote der Wettbewerber. Bei 35 Prozent der Studienteilnehmer kommt SAP in die engere Auswahl, bei 24 Prozent ist es Oracle und bei 17 Prozent Microsoft Dynamics. Den Studienautoren zufolge kommt SAP aufgrund des hohen Marktanteils und dem Erkennungswert als Marke öfter in den Auswahlprozess als Oracle und Microsoft. Eine Rolle spielt hierbei auch, dass SAP mit rund 700 Industrie-spezifischen Lösungen eine breite Palette von vordefinierten Branchenpaketen im Portfolio hat.

ERP-Entscheidung: Oracle und Microsoft hängen SAP ab

Bei der Entscheidung für die spätere ERP-Software dreht sich der Spies jedoch um. Am Ende hat die ERP-Suite von Oracle am häufigsten die Nase in Auswahlverfahren vorn. 34 Prozent der Firmen geben ihr den Zuschlag, dicht gefolgt von Microsoft Dynamics mit 32 Prozent. "Nur" 28 Prozent entscheiden sich für ein SAP ERP-System. SAP ist dennoch mit einem Marktanteil von 22 Prozent immer noch der unangefochtene Spitzenreiter im ERP-Markt. Oracle kommt auf 15 Prozent und Microsoft auf zehn Prozent. Der restliche Marktanteil verteilt sich auf andere ERP-Anbieter.

Die Studienautoren folgern aus dem Entscheidungsverhalten, dass Betriebe nicht einfach von einer SAP-Einführung zu überzeugen sind. Sie weisen gleichzeitig darauf hin, dass die getroffene ERP-Entscheidung nicht zwingend die "richtige" Wahl sein muss, denn sonst würden nicht so viele ERP-Projekte scheitern.

ERP-Projekte sind Zeitfresser

Die wenigsten ERP-Projekte werden fristgerecht abgeschlossen. Die größten Verzögerungen gibt es bei Oracle-Implementierungen.
Foto: Panorama Consulting

Auch bei der Implementierungsdauer gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Lösungen drei ERP-Schwergewichte. Microsoft Dynamics ist mit einer Implementierungszeit von durchschnittlich 13 Monaten am schnellsten eingeführt.

SAP-ERP-Implementierungen dauern im Schnitt 17 Monate und die Einführung der Oracle-Produkte 18 Monate. Hauptgrund für die kürzeren Projektlaufzeiten bei Microsoft Dynamics ist, dass es sich bei den Kunden in der Regel um kleinere Firmen mit weniger komplexen Strukturen und Prozessen handelt.

61 Prozent der Anwenderunternehmen klagen, dass die von den ERP-Anbietern eingeplanten Einführungszeiten deutlich überschritten werden. Nur 28 Prozent der ERP-Vorhaben werden im veranschlagten Zeitrahmen durchgeführt. Elf Prozent werden früher als geplant abgeschlossen.

Oracle-Einführung dauert am längsten

Die größten Abweichungen weisen Oracle-Projekte mit einer Verzögerung von vier Monaten auf. Der Produktivstart erfolgt statt wie geplant in 14 Monaten eben erst nach 18 Monaten. Bei Microsoft und SAP dauern ERP-Projekte dagegen nur zwei Monate länger als geplant. Als Hauptgrund für den zeitlichen Verzug geben 29 Prozent der Firmen die Erweiterung des ursprünglich festgelegten Projektrahmens an.

Ein Fünftel macht für die Verspätung organisatorische Gründe geltend. Jeweils 17 Prozent geben Probleme bei der Datenübernahme aus dem Altsystem und personelle Engpässe an. Elf Prozent nennen als Verzögerungsgrund unrealistische Zeitvorgaben. Das legt nahe, dass die ERP-Anbieter und ihre Systemintegratoren die Einführungsdauer falsch einschätzen.

Amortisierung in drei Jahren

ERP-Projekte amortisieren sich meist erst nach drei und mehr Jahren. Bei SAP geht es häufig auch schneller.
Foto: Panorama Consulting

Anwenderunternehmen müssen zudem Geduld haben, bis sich die Ausgaben für ein ERP-Projekt rechnen. Mehr als ein Drittel der SAP-Implementierungen amortisieren sich nach drei und mehr Jahren. Bei Oracle sind es im gleichen Zeitraum 20 Prozent und bei Microsoft 15 Prozent. Dabei weist SAP mit neun Prozent die höchste Rate an Projekten auf, die sich bereits binnen zwölf Monaten rechnen. Bei Microsoft sind es sechs Prozent und bei Oracle fünf Prozent.