Preisanpassungen verschoben - KPIs vereinbart

SAP: Softwareumsatz bricht ein - erste Einigung mit Anwendern

29.04.2009 von Riem Sarsam
SAP meldet für das erste Quartal 2009 einen um 33 Prozent niedrigeren Softwareumsatz. Wesentlich stabiler erwies sich das Servicegeschäft. Außerdem einigte sich der Konzern mit der Anwendervereinigung Sugen auf Leistungskennzahlen für den Enterprise Support und verschiebt die geplanten Preiserhöhungen von 2012 auf 2015.

Für das erste Quartal 2009 meldet SAP einen vorläufigen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro (2008: 2,46 Milliarden Euro). Das Betriebsergebnis nach US-GAAP sank gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres von 359 Millionen auf 332 Millionen Euro. Das ist ein Minus von acht Prozent.

Besonders heftig getroffen hat es den Hersteller beim Verkauf von Software. Hier reduzierten sich die Einnahmen um 33 Prozent auf 418 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2008 lagen die Erlöse noch bei 622 Millionen Euro. Diesen Einbruch führt SAP "auf das schwierige Umfeld aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise" zurück. Die Ergebnisse des ersten Quartals 2009 seien zudem nur schwer mit den entsprechenden Vorjahresergebnissen vergleichbar, da das erste Quartal 2008 noch vor Beginn der Wirtschaftskrise lag.

Als stabil erweist sich hingegen das Geschäft mit den Dienstleistungen. Die sogenannten Software- und softwarebezogenen Serviceerlöse blieben auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Sie beliefen sich auf 1,74 Milliarden Euro. Diese Ergebnisse hängen allerdings direkt mit den Softwareeinnahmen zusammen, da sie zum großen Teil aus dem Verkauf der SAP-Lösungen resultieren. Eine Auswirkung der schwachen Verkäufe dürfte sich daher erst in späteren Bilanzen niederschlagen.

Unter dem Strich meldet SAP ein Betriebsergebnis in Höhe von 332 Millionen Euro (nach US-GAAP). Das ist ein Minus von acht Prozent gegenüber den ersten drei Monaten 2008. Nach Non-US-GAAP sank der Gewinn um 16 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode von 489 Millionen auf 410 Millionen Euro. Beide Ergebnisse enthalten Restrukturierungskosten in Höhe von 160 Millionen Euro im Zusammenhang mit der angekündigten Stellenreduzierung. Für das gesamte Geschäftsjahr 2009 rechnet SAP mit einem Restrukturierungsaufwand von insgesamt zwischen 200 und 300 Millionen Euro (genaue Angaben siehe Tabelle am Ende des Artikels)

Benchmarking soll Mehrwert des SAP Enterprise Support messen

Ob der Einbruch tatsächlich nur auf die Weltwirtschaftskrise zurückzuführen ist, darf bezweifelt werden. Seit der Ankündigung, die Wartungspreise zu erhöhen, haben sich viele Kunden empört abgewendet und stoppen entweder geplante SAP-Projekte oder schauen sich nach alternativen Lösungen um. Kein Zufall dürfte es daher sein, dass die Walldorfer gleichzeitig mit den bescheidenen Quartalszahlen auch eine Einigung mit der Kundenvertretung Sugen bekanntgeben.

Demnach haben sich SAP und Sugen, ein internationaler Zusammenschluss von zwölf SAP-Anwendervereinigungen, jetzt auf ein System von Leistungskennzahlen verständigt, mit dem künftig der Mehrwert von SAP Enterprise Support gemessen werden soll. Hier lag bislang ein Stein des Anstoßes für die SAP-Kunden. Sie monierten, dass sie für einen zusätzlichen Dienst mehr Geld bezahlen sollten, ohne den von SAP versprochenen zusätzlichen Nutzen sehen, geschweige denn messen zu können.

Nun soll es ein gemeinsames Benchmarking-Programm - mit dem schönen Namen Sugen Value Key Performance Index (SUGEN PI Index) - geben. Dieser erhebt die Leistungskennzahlen bei repräsentativen SAP-Kunden und wertet diese aus. Darüber hinaus kommt SAP den Kunden bei der Preisgestaltung für Supportverträge, die bereits auf SAP Enterprise Support umgestellt wurden, entgegen. Die geplanten Preisanhebungen will der Konzern nun von konkreten Verbesserungen abhängig machen, die in dem neuen Index abgebildet werden.

Das Benchmarking-Programm ist auf vier Jahre ausgelegt. Es soll den Vergleichsmaßstab liefern, mit dem alle SAP-Kunden den individuellen Wertbeitrag von SAP Enterprise Support bewerten und vergleichen können. Zusätzlich wird ein unabhängiger Projektpartner die Qualität des Programms kontrollieren.

"Zusammen mit SAP haben wir einen Meilenstein erreicht: das Aufsetzen des langfristigen Benchmark-Programms sowie die Verknüpfung von Mehrwert und Preissteigerungen", erklärt Andreas Oczko, Mitglied im Vorstand der DSAG und Leiter der Arbeitsgruppe SAP Enterprise Support bei SUGEN. "Unternehmen werden dadurch bessere Einsicht in den von SAP angekündigten Mehrwert von SAP Enterprise Support gewinnen."

Um drei Jahre verlängert SAP nun die im Juli 2008 angekündigte stufenweise Preiserhöhung für Kundenverträge, die bereits auf SAP Enterprise Support migriert sind. Ursprünglich über einen Zeitraum von vier Jahren bis 2012 geplant, läuft sie nun über sieben Jahre bis 2015. Ab dem Jahr 2010 erhöhen sich die Gebühren von SAP Enterprise Support für diese Kundenverträge unter Berücksichtigung der individuell geltenden Verträge, beschränkt durch eine jährliche Obergrenze.

SAP garantiert Preise für Enterprise Support bis Ende 2015

Für die Kunden bedeutet dies einen wesentlichen Schritt zu mehr Planungssicherheit - weniger Kosten dürften allerdings nicht auf sie zukommen. Nach SAP-Aussage ist mit einer maximalen durchschnittlichen Erhöhung von 3,1 Prozent für die Jahre ab 2010 zu rechnen. Bis Ende 2015 garantiert SAP die Preise für Enterprise Support mit maximal 22 Prozent.

Die im Rahmen der deutschen und österreichischen Pflegeverträge übliche Regelung ist uneingeschränkt weiter gültig. Die definierte Obergrenze gilt auch für diese Verträge. Die Anpassungsregelungen für Verträge, die vor Juli 2008 geschlossen und noch nicht migriert wurden, gelten nach wie vor.

Peter Wesche, Research Director beim Analystenhaus Gartner, applaudiert: "Das Ziel von SAP, eine Art Rating für den Anwendungssupport anhand von KPIs zu liefern, ist innovativ und anspruchsvoll", zitiert ihn die SAP-Pressemitteilung. Der Benchmarking-Ansatz sowie die Aufstellung eines Kennzahlensystems zur Messung des Geschäftsnutzens werde Kunden dabei helfen, die Vorteile des Supportprogramms zu verstehen.

"Wir sind davon überzeugt, dass Enterprise Support unseren Kunden einen einmaligen Mehrwert bietet", beharrt SAP-Vorstandssprecher Léo Apotheker. Der erste Schritt, den Beweis dazu anzutreten, ist endlich getan.

Der KPI-Index für SAP

Die Kennzahlen des Sugen KPI Index gliedern sich in vier Kategorien. Sie wurden auf Grundlage von Kundengespräche definiert. Die vier Oberkategorien sind:

Informationen über Sugen

Sugen steht für SAP User Group Executive Network. Die Organisation wurde 2007 gegründet und ist ein Zusammenschluss von zwölf nationalen Anwendervereinigungen. Ziel ist der offene Dialog zwischen den Mitgliedern und SAP, um Innovationen, Wertschöpfung und wirtschaftlichen Erfolg in diesem Markt zu fördern. Gemeinsam formulieren die Sugen-Mitglieder strategische Prioritäten und arbeiten mit SAP an deren Umsetzung. So wird eine effiziente Kommunikation der Anwendervereinigungen untereinander und mit SAP sowie der gegenseitige Erfahrungsaustausch über Best Practices sichergestellt.

Zu den Mitgliedern zählen die American SAP User Groups (ASUG) in Nordamerika, in Brasilien sowie in Mexiko, AUSAPE in Spanien, die DSAG für Deutschland, Österreich und die Schweiz, JSUG in Japan, SAPSA für Schweden, SAUG in Australien, SAP UK & Ireland User Group für Großbritannien und Irland, die SUG-MENA für den Nahen Osten und Nordafrika sowie VNSG in den Niederlanden.

SAP Q1 nach US-GAAP:

in Mio. Euro

Q1 2009

Q1 2008

Veränderung

Softwareerlöse

418

622

-33%

Software- und softwarebezogene Serviceerlöse

1.741

1.736

0

Umsatzerlöse

2397

2.460

-3

Operative Aufwendungen

2065

2.101

-2

-davon Restrukturierungsmaßnahmen

160

-

-

Betriebsergebnis

332

359

-8

Operative Marge in %

13.9

14,6

-0,7 Prozentpunkte

Ergebnis aus fortgef. Geschäftsaktivitäten

210

247

-15

Konzernergebnis

204

242

-16

SAP Q1 nach Non-US-GAAP*:

in Mio. Euro

Q1 2009

Q1 2008

Veränderung

Softwareerlöse

418

622

-33%

Software- und softwarebezogene Serviceerlöse

1.753

1.783

-2

Umsatzerlöse

2.409

2.507

-4

Operative Aufwendungen

1.999

2.018

-1

-davon Restrukturierungsmaßnahmen

160

-

-

Betriebsergebnis

410

489

-16

Operative Marge in %

17

19,5

-2,5 Prozentpunkte

Ergebnis aus fortgef. Geschäftsaktivitäten

267

345

-23

Konzernergebnis

262

340

-23

* Die Anpassungen beim Umsatz beziehen sich auf Business-Objects-Supporterlöse, welche Business Objects als eigenständiges Unternehmen ausgewiesen hätte. SAP ist es aufgrund der US-GAAP-Rechnungslegungsvorschriften nicht erlaubt, diese Erlöse in voller Höhe auszuweisen. Aufwandsanpassungen beziehen sich auf akquisitionsbedingte Aufwendungen. Weitere Informationen zu den Non-GAAP-Kennzahlen, die in dieser Pressemitteilung enthalten sind, sowie die Überleitung auf die jeweils nächste, durch US-GAAP-Rechnungslegungsstandards definierte Kennzahl befinden sich im Anhang zu dieser Pressemitteilung.