Um PLM erweiterte ERP-Suiten verkürzen Produktentwicklung

SAP und Oracle bedrängen Spezialisten

29.09.2008 von Andreas Schaffry
Um neue Produkte schneller auf den Markt zu bringen , brauchen Unternehmen durchgängige Datenflüsse von der Konstruktion bis zum Vertrieb und Service. Laut einer Analyse von PAC geht der Trend deshalb in Richtung integrierter ERP-Suiten, die um PLM- sowie SCM-Funktionalitäten erweitert werden. Klassische CAD/CAM-Anbieter werden Marktanteile verlieren.
"Best-of-breed"-Anbieter für CAD/CAM-Software dominieren nach wie vor den Markt für PLM-Software, doch sie werden künftig Anteile verlieren, denn der Trend geht in Richtung integrierter PLM-Lösungen.

Im Jahr 2007 konnten die klassischen "Best-of-breed"-Anbieter für CAD/CAM-Software wie Dassault Systèmes, Autodesk, PTC oder Siemens PLM Software (ehemals UGS) ihre Marktanteile halten. Marktführer ist Dassault Systèmes mit 23 Prozent, gefolgt von Siemens PLM (20 Prozent), Autodesk (13 Prozent) und PTC (zwölf Prozent). Zu diesen Ergebnissen kommen die Marktforscher von Pierre Audoin Consultants (PAC) im Rahmen der Untersuchung "Automotive & Discrete Manufacturing Germany".

Integrierte Lösungen liegen im Trend

Der Trend geht allerdings in Richtung integrierter PLM-Lösungen, denn ERP-Anbieter wie SAP oder Oracle erweitern ihre ERP-Suiten um Funktionen für Product Lifecycle Management und Supply Chain Management.

Damit lassen sich Produktdaten auf Grundlage einer gemeinsamen Datenbasis und einheitlicher Datenmodelle zentral verwalten sowie über Berechtigungskonzepte verschiedenen Anwenderkreisen zugänglich machen. Mitarbeiter im Produkt-Design, der Konstruktion oder der Produktionsplanung können dadurch genau auf die für sie relevanten Bereiche zugreifen und ihre Aufgaben effizent erledigen.

Eine große Rolle spielen auch Collaboration-Funktionen. Damit lassen sich über Standort- und Unternehmensgrenzen sowie Zeitzonen hinweg in Projekträumen funktionale sowie physikalische Produkteigenschaften gemeinsam erarbeiten und verändern.

Die Markt-Analysten rechnen deshalb damit, dass der Anteil von "Best-of-breed"-Anbietern im Markt für PLM-Software mittelfristig leicht zurückgeht, SAP erreicht mit seiner Lösung SAP PLM immerhin schon einen Marktanteil von zehn Prozent. Auch Oracle drängt in diesen Markt und übernahm Mitte 2007 den PLM-Spezialisten Agile.

Produkte schneller auf den Markt bringen

Für den Trend zu integrierten Lösungen im Bereich des Product Lifecycle Management gibt es den Analysten zufolge verschiedene Gründe. Generell müssen produzierende Branchen ihre Produkt- und Modellpalette - geschuldet dem Nachfrageverhalten - heute stark an den Kundenbedürfnissen ausrichten sowie neue Produkte schneller entwickeln und auf den Markt bringen.

Bei der Produktentwicklung ist auch die standort- beziehungsweise unternehmensübergreifende Zusammenarbeit sehr wichtig. Virtuelle Projekträume beispielsweise ermöglichen es Entwicklungsteams, die an verschiedenen Standorten verteilt sind, über das Internet an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.

Auf diese Weise haben alle Projektbeteiligten stets Zugriff auf die aktuellsten Projektinformationen, wie Projektpläne, Dokumente und Produktstrukturen haben, was Entwicklungszeiten verkürzt. Diese Entwicklung ist insbesondere in der Automobilindustrie zu beobachten, aber auch in der Luft- und Raumfahrt- sowie der Elektrotechnik- und Hightech-Industrie.

Prozesse im Service optimieren

Der Maschinen- und Anlagenbau wiederum, der einen Großteil seiner Gewinnmarge im Service-Geschäft generiert, muss Produktentwicklung sowie After-Sales-Prozesse noch enger miteinander verknüpfen, um eine optimale Service- und Support-Qualität sicherzustellen.

Auch in der Prozessfertigung, wie etwa der Textil- und Bekleidungsbranche oder der Pharmaindustrie, nimmt die Bedeutung von PLM-Software stetig zu. In der Textilbranche lassen sich damit Lieferanten steuern sowie Fertigungsstandorte koordinieren. Im Pharmabereich wiederum werden über ein PLM-System viele heterogene F&E-Anwendungen integriert.