Transformation der Thüga

So digitalisiert Thüga CIO Suckert Stadtwerke

29.08.2017 von Christiane Pütter
Eine eigene Stabsstelle für IT und Digitalisierung treibt die Transformation derThüga -Gruppe voran. Der Konzern ist an rund hundert kommunalen Energie- und Wasserversorgern beteiligt. CIO Annette Suckert operiert mit Wir-Gefühl und Wimmelbildern.
  • CIO Annette Suckert muss die Balance zwischen Standardisierung und individuellen Entscheidungen der Partnerunternehmen wahren
  • Suckert hat ein internes Digitalisierungsportal für die Gruppe eingerichtet
  • Die CIO engagiert sich im BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) und hat an einem Digitalisierungs-Reifegradmodell des Verband mitgewirkt
Annette Suckert ist CIO der Thüga und hat dort die Stabsstelle "IT und Digitalisierung" gegründet.
Foto: Annette Suckert, Thüga

Der LKW auf der kurvigen Landstraße, der Koch, der seinen Pudding präsentiert, der vollbepackte Dampfer - und immer die "Warum?"-Frage. Zu sehen ist das alles auf einem großen Wimmelbild, das eine Zeichnerin eigens für die Thüga AG kreiert hat. Das Bild gibt das Projekt "Stadtwerke Digitalisierungsstrategie" wider. Annette Suckert, CIO der Aktiengesellschaft, hat das Projekt im Sommer 2016 angestoßen.

Die Thüga AG ist als Beteiligungs- und Fachberatungsgesellschaft bundesweit an rund hundert Unternehmen der kommunalen Energie- und Wasserwirtschaft beteiligt. Mehrheitlich gehören diese Unternehmen den Städten und Gemeinden. "Digitalisierung führt zu Veränderungen der Energiewirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette", weiß Suckert, "das betrifft sowohl große Energiekonzerne als eben auch Stadtwerke und Regionalversorger." Konsequenz für die Thüga: sie gründete eine Stabsstelle für "IT und Digitalisierung". Suckert wollte ein gemeinsames Vorgehen statt bisheriger isolierter Einzelaktionen.

Die CIO zielte einerseits auf einen standardisierten Ansatz ab. Bestimmte Punkte gelten übergreifend für alle Stadtwerke und so lassen sich Synergien realisieren. Andererseits wollte sie jedem einzelnen Unternehmen genug Raum für individuelle Entscheidungen lassen.

CIO Annette Suckert hat das Digitalisierungsprojekt der Thüga von einer Zeichnerin ins Bild setzen lassen.
Foto: Thüga

Im Spätsommer vorigen Jahres trommelte Suckert für ein erstes Digitalisierungssymposium alle interessierten Partnerunternehmen zusammen. "Hier ging es zunächst einmal darum, das Projekt 'Stadtwerke Digitalisierungsstrategie' zu vermarkten und ein 'Wir-Gefühl' zu erzeugen", berichtet sie. Daher wurde auf der Veranstaltung viel über Digitalisierung an sich und die Möglichkeiten ihrer Umsetzung diskutiert. Und es entstand das "Wimmelbild", das nicht nur nett anzusehen ist, sondern seitdem als Leitmotiv jeden weiteren Infotag begleitet.

Die wichtigsten CIOs der deutschen Energiebranche
Martin Hölz
Ab 1. April 2020 wird Martin Hölz CIO der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit Sitz in Karlsruhe. Er löst Frank Krickel ab, der seit Juni 2017 die Position des Leiter der Funktionaleinheit Informationstechnologie (C-TI) innehatte und das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt.
Damian Bunyan
Damian Bunyan ist seit Januar 2016 CIO der E.ON-Abspaltung Uniper in Düsseldorf. In dem Unternehmen werden die E.ON-Bereiche konventionelle Stromerzeugung, Energiehandel und Exploration & Produktion gebündelt. Von 2006 bis 2013 war Bunyan Mitglied der Geschäftsführung des E.on Business Services.
Philip Lübcke
Philip Lübcke ist seit September 2019 Geschäftsbereichsleiter IT der TEAG Thüringer Energie. Er berichtet an den Vorstand Personal und IT Wolfgang Rampf. Zuvor war Lübcke sechseinhalb Jahre lang CIO der Frankfurter Mainova AG. Insgesamt brint er 15 Jahre Erfahrung aus der Energiebranche mit.
Sebastian Weber
Seit 1. Juli verantwortet Sebastian Weber als CTO bei Eon den IT-Betrieb. Er soll auch die digitalen Plattformen des Konzerns ausbauen. Zudem hat er gemeinsam mit Christopher d'Arcy in einer Doppelspitze die Geschäftsführung der IT-Tochter Eon Digital Technology GmbH übernommen. Beide berichten direkt an Digitalvorständin Victoria Ossadnik.
Jan-Wilm Buschkamp
Jan-Wilm Buschkamp ist seit August 2019 Bereichsleiter IT der Mainova AG. Seitdem hat das Team um den CIO mit „hybrIT2023“ ein IT-Transformationsprogramm erarbeitet, um den Frankfurter Energieversorger zukunftsfähig zu machen. Ziel des Programms ist es unter anderem, mehr Wert zu generieren, das Unternehmen lean und agil aufzustellen sowie Prozesse end-to-end zu gestalten.
Oliver Herzog
Zum 1. September 2023 übernimmt Oliver Herzog den CIO-Posten bei der Thüga. Seine Vorgängerin Annette Suckert scheidet altersbedingt aus dem Unternehmen aus.
Thorsten Steiling
Thorsten Steiling ist seit Februar 2019 CIO Oerlikon Group & Managing Director Oerlikon IT Solutions AG. Er berichtet an Boris von Bieberstein, Head of Group Business Services. Zuvor war Steiling von September 2017 bis Januar 2019 CIO/Head of Corporate IT beim Automobilzulieferer Veritas AG in Gelnhausen.
Marcus Schaper
Marcus Schaper ist CIO bei der neuen RWE-Tochter Innogy. Er kommt von der Mutter RWE. Er war zuvor Head of IT bei der RWE Supply & Trading. Schaper hat an der WWU Münster Wirtschaftsinformatik studiert und war seit dem Jahr 2000 bei McKinsey. Zu RWE kam er im April 2010. Bis zum Börsengang der neuen RWE-Tochter fungierte Schaper als CIO für beide Konzernteile, seitdem ist er CIO der neuen Tochtergesellschaft. Übergreifende IT-Aufgaben in der RWE AG werden derzeit von Winfried Bröring wahrgenommen.
Jan Leitermann
Seit Juni 2017 ist Jan Leitermann Group CIO beim österreichischen Öl- und Erdgaskonzern OMV in Wien. Leitermann war zuvor Managing Director und Board Member beim Beratungsunternehmen Accenture AG Schweiz.
Jürgen Skirde
Jürgen Skirde ist CIO der RAG. Gleichzeitig hat er die operativ ausgerichtete Funktion des IT-Leiters inne. Im Konzern arbeitet der Diplom-Ingenieur schon seit 1985 - zunächst zehn Jahre auf Bergwerken, seither im IT-Management. Unter anderem leitete er SAP-Einführungsprojekte, von 2004 bis 2011 war er für die Infrastruktur verantwortlich.
Jan-Hendrik Semkat
Seit November 2017 ist Jan-Hendrik Semkat neuer Bereichsleiter Innovations- & IT-Management bei Natgas. Der gebürtige Oldenburger war mehrere Jahre in den Bereichen Softwareentwicklung, Projektmanagement und Beratung in der Energiewirtschaft tätig. Zuletzt war er Geschäftsführer der SIV Utility Services.
Jörg Ochs
Jörg Ochs (51) hat am 2. September die Leitung der Informationstechnologie der Stadtwerke München (SWM) übernommen. Er berichtet an den technischen Geschäftsführer der SWM Helge-Uve Braun. Ochs ist bereits seit 2017 Geschäftsführer der SWM Infrastruktur GmbH, der SWM Infrastruktur Region GmbH und der RegioNetzMünchen GmbH. Insgesamt ist er bei der SWM seit 2003 beschäftigt, unter anderem als Senior-Manager IT-Security, Leiter IT-Security und Datacenter/Infrastruktur und als Leiter Telekommunikation bei der SWM Services GmbH.
Michael Seiferth
Im Oktober 2021 hat Michael Seiferth die Geschäftsführung der N-Ergie IT übernommen. Vorgänger Klaus Vogl hat das Unternehmen verlassen.

Um jedem Stadtwerk seine Digitalisierungsstrategie zu ermöglichen, entwickelt das Projektteam strategische Leitsätze rund um Wertschöpfung, Mitarbeiter, Projektmanagement und andere Themen. Alle Beteiligten legen ihre jeweiligen Schwerpunkte auf folgenden vier Ebenen fest: digitale Kundenbeziehungen, digitale Produkte und Leistungen, digitaler Stadtwerksbetrieb und digitale Fähigkeiten. Daraus leiten sich Ziele ab sowie die Roadmap für ihre Umsetzung.

Dafür veranstaltet Suckert zweimal zwei Tage lang Workshops beim jeweiligen Stadtwerk. Zur Unterstützung hat sie ein Beratungsunternehmen mit ins Boot geholt. Gemeinsam mit den Fachbereichen klärte die CIO folgende Fragen: Wo macht eine zentrale Lösung Sinn? Was setzt die Thüga gemeinsam mit den Stadtwerken um? Wo können Stadtwerke im Verbund gemeinsame Produkte entwickeln?

Zum kompletten Projektteam zählten zwischen zehn und zwanzig Leuten, davon ein Kern aus drei bis vier Mitarbeitern von Thüga und Beraterfirma sowie mehrere Kollegen aus dem jeweiligen Stadtwerk. Darunter sind Geschäftsführer, Hauptabteilungsleiter und operative Mitarbeiter.

Das Digitalisierungsprojekt geht jetzt in die zweite Runde

Kommunikation, Vernetzung und Erfahrungsaustausch waren der CIO von Anfang an wichtig. Dafür hat sie ein internes Digitalisierungsportal für die Gruppe eingerichtet. Ihre Rolle als Projektverantwortliche sieht Suckert durch zwei Punkte geprägt: "Zum einen verknüpfe ich die Themen der Digitalisierung mit den spezifischen Herausforderungen der kommunalen Energieversorger.

Zum anderen verknüpfe ich die Stadtwerke mit den spezifischen Fachabteilungen der Thüga, so dass wir die Bedürfnisse der Stadtwerke durch innovative Angebote und Lösungen unterstützen können." Dabei profitiert Suckert von ihrem Werdegang: die Technische Fachwirtin hat in Freiburg als CIO beim Energieversorger Badenova und dann als Geschäftsführerin der E-MAKS gearbeitet, einem Dienstleister für Energie-Management, Abrechnung und Kundenservice.

Mittlerweile läuft die zweite Welle des Digitalisierungsprojektes. Und der Kreis wächst. Die Unternehmen, die von Anfang an dabei waren, gehen jetzt in die nächste Rund und legen ihre Ziele für 2018 fest. Die, die neu dazukommen, profitieren von den bisherigen Erfahrungen. Einige Partnerunternehmen haben schon eingeschlagen, andere überlegen noch. "Ich führe permanent Gespräche", berichtet Suckert.

Sie beobachtet sehr genau, wie sich der digitale Reifegrad der Thüga-Gruppe entwickelt. Dazu wendet sie ein Maturity-Modell des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) an. Dass das was taugt, weiß sie: Die CIO sitzt in einem der Fachausschüsse des Verbandes und in der Arbeitsgruppe Digitalisierung, sie hat an dem Modell mitgewirkt. Suckert erklärt: "Das Thema Digitalisierung liegt mir am Herzen!"