Eine App, die Spaß macht

Wie Randstad den Vertrieb digitalisiert

29.07.2021 von Hans Königes
Verkäufer sind eigen, sie verwenden Software nur, wenn sie ihnen wirklich hilft und gut zu bedienen ist. Der Personaldienstleister Randstad baut daher auf Gamification.
Randstad entwickelte für Vertriebsmitarbeiter eine App mit Gamification-Elementen, um den Spaß und die Motivation im Job zu erhöhen.
Foto: JPstock - shutterstock.com

So eine Situation, wie sie Randstad-CIO Carsten Priebs schildert, dürfte praktisch in jedem Unternehmen bekannt sein: Man wolle den Anteil der Mitarbeiter, die ihre Vertriebsziele erreichen, erhöhen und gleichzeitig solle der Job noch mehr Spaß machen. Denn wie in vielen anderen Unternehmen auch - ergaben die Mitarbeiterbefragungen unter den Verkäufern, so Priebs, dass der Job hin und wieder auch als unangenehm und frustrierend empfunden werde, vor allem wenn "die Erreichung der Vorgaben wie beispielsweise Anzahl Telefonate und Besuche als reine Zahlenerfüllung" betrachtet wird.

Im Rahmen des Senior Executive Programs (SEP), in dem Randstad jährlich 30 internationale Führungskräfte fördert, müssen Teams von vier bis fünf Personen auch ein - für den Arbeitgeber wichtiges Thema beziehungsweise Projekt - umsetzen.

Priebs Idee war es nun, "die gesamte Bandbreite der Gamification zu nutzen", um die intrinsische Motivation und die Anerkennung der Vertriebsleistung des Einzelnen zu steigern, so dass die Verkäufer besser und sicherer im Job werden. Sein Team entwickelte das Konzept für eine App, die ähnlich wie eine Fitnessanwendung die persönliche Entwicklung des Mitarbeiters fördert. Der deutsche CEO zeigte sich angetan von der Idee, gab die Mittel frei und sechs Wochen später stand die erste Version für den produktiven Einsatz bereit.

Randstad Carsten, CIO Randstad: "Gamification ist ein echtes Motivationstool."
Foto: Randstad

Die Ergebnisse, mit denen sich das Unternehmen auch beim Digital Leader Award (DLA) bewarb, führten zu einer Präsentation vor dem Executive Board, das eine Arbeitsgruppe unter dem globalen CDO einrichtete, um den umfassenden Einsatz von Gamification im Unternehmen zu evaluieren und Know-how in laufende Großprojekte zu transferieren. CIO Priebs kommentiert dieses Vorhaben: "Es wurde erkannt, dass man Innovationen nicht einkaufen, sondern selbst entwickeln und dafür Kapazitäten bereitstellen muss."

Die Projektorganisation der Sales-Buddy-App, wie sie genannt wird, wurde gleich als Best Practice in die Digitalstrategie für die Entwicklung von Innovationen aufgenommen. "Die bereichsübergreifende und weitgehend hierarchiefreie Zusammenarbeit aller Beteiligten im Projekt macht den firmeneigenen Führungsstil 'Freedom in the frame' anfassbar und sorgt für besseres Verständnis", freut sich Priebs. Sie habe die intrinsische Motivation der Mitarbeiter erhöht und es sind Communities für gegenseitiges Lernen und sozialen Austausch entstanden. Als Beleg fügt er an, dass die App die Vertriebsaktivitäten in Deutschland erhöht habe und der Umsatz in den Anwenderländern gegenüber der Kontrollgruppe deutlich gewachsen sei.

"Gamification ist ein echtes Motivationstool", freut sich Priebs. Mitarbeiter verwenden Software, weil sie ihnen persönlichen Nutzen bieten und gleichzeitig helfen, die Geschäftsziele zu erreichen. Eine echte Win-win-Situation würden Marketiers sagen.

Tipps zur intrinsischen Motivation der Mitarbeiter
Wie Führungskräfte motivieren
Mitarbeitermotivation bedeutet nicht nur, materielle Anreize für erbrachte Leistungen in Aussicht zu stellen. Eine langfristige Produktivität und Zufriedenheit der Beschäftigten fußt vielmehr auf einer starken intrinsischen Motivation der Beschäftigten durch die Führungskräfte.
Sinnhaftigkeit des Unternehmens vermitteln
Was ist der Sinn des eigenen Unternehmens und warum gibt es den Betrieb? Auf diese Fragen eine befriedigende Antworte zu geben, schafft Sinnhaftigkeit bei allen Beschäftigten.
Sinnlosigkeit vermeiden
Damit Mitarbeiter bis in die Haarspitzen motiviert sind, müssen Führungskräfte darauf achten, dass ihnen der Sinn nicht genommen wird. Da Sinn eine subjektive Einstellung ist, kann eine Führungskraft ihn nicht direkt übertragen. Ein Vorgesetzter kann aber sehr wohl direkt dazu beitragen, eine Tätigkeit als nicht mehr erfüllend oder sinnlos zu erleben.
Sinnstiftende Mitarbeiterführung
"Sinn ist immer subjektiv, er entsteht aus unseren Beziehungen zu anderen Menschen, zu bestimmten Dingen, zu unserem Tun", sagt Reinhold Messner. Daher ist es Aufgabe der Führungskraft, Mitarbeiter dabei zu helfen, Sinn zu finden. Die Identifikation mit der Tätigkeit wird dadurch gestärkt.
Auf allen Ebenen motivieren
Wer Mitarbeitermotivation möchte, muss Sinn stiften. Dieser Grundsatz darf aber nicht nur für einzelne Führungskräfte im Unternehmen gelten. In der DNA des Betriebs ist dieser Ansatz auf jeder Organisationsebene zu verankern.
Für Selbstbestimmung und Autonomie sorgen
Selbstbestimmung und Autonomie sind zentrale Faktoren für intrinsische Motivation.