HR und Talent Management

So geht Personalpolitik in der digitalen Transformation

19.01.2016 von Carsten Busch
Die Digitalisierung stellt die Verantwortlichen für Human Resources in den Unternehmen vor neue Aufgaben. Sie müssen Talente finden und IT-Spezialisten binden. Enterprise Social Network, Predictive Analysis und Gamification können dabei für Personalmanager Erfolgsschlüssel sein. Wieso lesen Sie hier.

Traditionelle Geschäftsmodelle und verkrustete Arbeitsstrukturen werden heute im Zeitalter der Digitalisierung in Frage gestellt. Ganze Branchen müssen sich neu ausrichten oder verschwinden vom Markt, während durch innovative Technologien neue Industrien und Berufsgruppen entstehen. Die Digitalisierung nimmt weiter Fahrt auf und hat alle Lebensbereiche erreicht, natürlich auch die Arbeitswelt und den Arbeitsmarkt. Die digitale Transformation ist Realität und kann nicht ignoriert werden. Keiner kommt daran vorbei. Die Devise heißt: "Go digital or die". Doch damit verwandelt sich auch die Rolle der Abteilungen für Human Resources und stellen sich folgende Fragen: Welche Herausforderungen und neuen Managementaufgaben sind damit verbunden? Wie sieht ein zukunftssicheres Talent Management aus?

Talent Management ist für Personaler in Zeiten des Fachkräftemangels und der Digitalisierung das Gebot der Stunde.
Foto: Gustavo Frazao - Shutterstock.com

Erfolgreiche Unternehmen haben die tiefgreifenden Konsequenzen, die mit der Digitalisierung einhergehen, für die Arbeitsweise im Betrieb sowie den Umgang mit Mitarbeitern verstanden - sie handeln strategisch. Sie haben erkannt, dass auch HR-Aufgaben anders organisiert werden müssen. Hier sollte jeder Mitarbeiter ebenso im Zentrum der Planungen stehen wie die Anforderungen der Personalabteilung und des gesamten Unternehmens. Um die Geschäftsziele zu erreichen, müssen erfahrene Mitarbeiter der Firma länger erhalten bleiben und zusätzlich neue Talente entwickelt werden.

Digitale Transformation erfordert neue Denkweise

Die digitale Transformation mit ihrer "schöpferischen Zerstörung" bietet Personalverantwortlichen die große Chance, dem Unternehmen strategische und wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile zu sichern. Innovative Lösungen für das Talent Management können helfen, effektiv die bestmöglichen Fach- und Führungskräfte zu gewinnen, sie langfristig zu binden und beruflich weiter zu qualifizieren. Auf die Veränderungen des Marktes zu reagieren, ist übrigens nicht primär eine Frage des Budgets oder der Manpower. Beide sind größtenteils in den Betrieben vorhanden. Die digitale Transformation im HR-Bereich fängt vielmehr mit einer Veränderung der Sicht- und Denkweisen sowie der Unternehmenskultur an.

9 Wege zur erfolgreichen Digitalisierung eines Unternehmens
9 Wege zur Digitalisierung
Eine neue Studie zum Thema Digitalisierung identifiziert neun Handlungsfelder in denen Unternehmen tätig werden müssen, um die Digitalisierung erfolgreich voranzutreiben und Digitale Exzellenz zu erlangen.
Digital Leadership
Die digitale Transformation muss von der Unternehmensspitze priorisiert und vorangetrieben werden.
Digital Empowerment
Die Qualifizierung von Mitarbeitern für die digitale Transformation sollte unternehmensweit von statten gehen.
Customer & Partner Engagement
Kunden und Partner sind die treibenden Kräfte der digitalen Transformation. Das Ziel für Unternehmen ist es folglich, deren Erwartungen und Anforderungen zu verstehen und diesen möglichst schnell gerecht zu werden.
Business Model Innovation
Digitale Exzellenz erfordert die fortlaufende Überprüfung bestehender Geschäftsmodelle auf Digitalisierungspotenziale und -notwendigkeiten. Unternehmen sollten neue digitale Geschäftsmodelle aktiv entwickeln.
Digital Platform Management
Im digitalen Raum haben verschiedene Plattformen eine zentrale Rolle übernommen. Unternehmen müssen auf diesen Plattformen präsent sein, Einfluss auf sie nehmen oder sogar selbst eine Plattform entwickeln und betreiben.
IT Architecture Transformation
Veraltete IT-Architekturen müssen komplett überarbeitet und erneuert werden. Die auf Stabilität und Sicherheit ausgelegten Backend-Systeme sollten so optimiert werden, dass sie die Frontend-Systeme in ihrer schnellen Weiterentwicklung unterstützen können.
Process Digitisation & Automation
In der klassischen IT-Disziplin der Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung erfordert Digitale Exzellenz ein permanentes IT-Engagement.
Data-driven Agility
Digitale Exzellenz erfordert die stetige Auswertung von entstehenden Daten. Diese sollten anschließend in die steuernden Prozesse zurückgeführt werden, wo sie unmittelbar für die Weiterentwicklung und Gestaltung des digitalen Angebotes zur Verfügung stehen.
Digital Security & Compliance
Digitale Exzellenz ist nur zu erreichen und aufrechtzuerhalten wenn Systeme und Prozesse kontinuierlich in Bezug auf Sicherheit und Compliance überprüft und weiterentwickelt werden.

Mitarbeiterbedarf richtig antizipieren

Um mit den rasanten Veränderungen mithalten zu können, muss das Talent Management flexibel auf die bestehenden Anforderungen reagieren und auch zukünftige antizipieren können. Eine gemeinsame Studie der Marktforschungsgesellschaften Loudhouse und Lumesse zeigt jedoch, dass über zwei Drittel der befragten HR-Verantwortlichen einräumen, Probleme in der Vorhersage zu haben, welche Art von Mitarbeitern das Unternehmen in einem Jahr und später benötigen wird.

High Performer halten und Talente ködern

Die Einfachheit, Geschwindigkeit und Effektivität, mit der die HR-Abteilung auf geschäftliche Anforderungen reagieren kann, ist daher ausschlaggebend und verschafft dem gesamten Unternehmen Wettbewerbsvorteile. Die Herausforderung besteht zum einen darin, die High Performer im Unternehmen zu halten, zum anderen gilt es, Top-Talente für die Company zu gewinnen. Das Problem dabei ist aber, dass letztere Zielgruppe in Zeiten des Fachkräftemangels extrem gefragt ist. Personalmanager müssen solche Talente nicht nur schnell finden und einstellen, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie sich schon vor ihrem ersten Arbeitstag als Teil des neuen Teams fühlen.

Dazu müssen Personaler die Wünsche ihrer hochqualifizierten Bewerber kennen und ihnen gerecht werden. Zu diesem Zweck sollten sie Talent-Management-Methoden anwenden, die helfen, Veränderungen schnell voranzutreiben und dazu beitragen, die Motivation derzeitiger und zukünftiger Mitarbeiter zu steigern. Ferner muss die HR-Abteilung erreichen, dass Führungskräfte in Sachen Talent Management neue Wege einschlagen.

Tipps für die Mitarbeitermotivation
Zwischendurch Luft schnappen
Da kann es schon für mehr Energie sorgen, zwischendurch kurz an die frische Luft zu gehen. Vielleicht lässt sich ein Meeting nach draußen verlegen.
Ein Kaffee zwischendurch
Wer keinen Kicker oder Sportangebote im Büro vorfindet, dem hilft vielleicht eine kurze Kaffeepause mit Kollegen, um anschließend motiviert und mit neuen Ideen an die Arbeit zu gehen.
Verabredungen am Feierabend
Wer tagsüber im Büro vom Biergartenbesuch träumt, sollte ihn für abends fest einplanen und sich mit Kollegen oder im Freundeskreis verabreden. Die Aussicht auf eine schöne Verabredung motiviert für den Tag.
Ablenkung mit Kollegen
Wer sich kurz mit Kollegen ablenkt - zum Beispiel am Tischkicker - ist danach oft motivierter.
Weg vom Schreibtisch
Besonders bei größeren Arbeitgebern gehören Sport- und Entspannugsangebote genauso dazu wie die Kantine. Sie helfen, danach ausgeglichener und motivierter an den Schreibtisch zurückzukehren.
Entspannung am Schreibtisch
Manchmal muss man für mehr Entspannung den Schreibtisch auch gar nicht verlassen: zum Beispiel für eine kurze Meditation oder wenn der Arbeitgeber einen Massagedienst anbietet.
Entspannung im Sitzen
Mancher entspannt auch lieber allein für einige Minuten und findet in einer Sitzsack- oder Sofaecke Erholung und Motivation für neue Aufgaben.
Eiskalte Motivation
Auch die Aussicht auf ein Eis in der Mittagspause oder nach Feierabend kann die Motivation steigern.
Motivation am Nullpunkt
Gerade wenn es draußen wärmer wird, leidet häufig die Motivation der Mitarbeiter, die gedanklich schon die Füße im Badesee baumeln lassen.

Hilfsmittel Enterprise Social Network

Auf diese Weise eröffnet die Digitalisierung Personalverantwortlichen auch neue Potenziale. Stand bislang die Personalabteilung im Mittelpunkt der HR-Prozesse, wendet sich das Blatt nun in den Unternehmen. Das heißt: Neue Systeme und Tools werden Management und Fachkräften zur Verfügung gestellt - zum Beispiel über das Enterprise Social Network. Wenn Verantwortliche verstehen, was ihren Mitarbeitern Spaß bereitet und sie gleichzeitig motiviert, tragen etwa Gamification-Elemente entscheidend dazu bei, Motivation und Mitarbeiterbindung zu verbessern.

Instant Recognition lautet hier die Formel der Stunde. Mitarbeiter und Führungskräfte erhalten unmittelbares Feedback zu bewältigten Aufgaben. Somit können Boni sofort vergeben oder ein nötiger Schulungsbedarf ermittelt werden. Mitarbeiter und Vorgesetzte brauchen keine Quartalsgespräche mehr abzuwarten, um Einblick in die Performance des Einzelnen zu bekommen.

Des Weiteren hilft Predictive Analytics Verantwortlichen, kritische Verhaltensweisen und Arbeitsweisen oder Probleme der Mitarbeiter frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig proaktiv gegensteuern zu können. Zum Beispiel wenn Angestellte ihr Profil in Xing "aufhübschen", um für Headhunter attraktiver zu sein, Arbeitszeiten massiv über- oder unterschreiten oder Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit nicht zufriedenstellend ausfallen, werden Verantwortliche alarmiert. Es können dann Modelle simuliert werden, so dass strategische Entscheidungen nicht mehr aus dem Bauch heraus getroffen werden müssen.

Fazit

Die erfolgreiche Digitalisierung der HR-Abteilung ist nicht in erster Linie eine Frage von Geld, Manpower, Software und digitalen Tools. Die Strategie darf außerdem nicht nur darauf ausgelegt sein, welche Systeme zukünftig integriert oder welche Kanäle bedient werden sollen. Sie muss neben diesen Faktoren auch berücksichtigen, wie sich die Sichtweisen des Managements und der Mitarbeiter, aber auch die gesamte Unternehmenskultur verändern. Damit gehen Verschiebungen von Verantwortungen und Veränderungen der Geschäftsprozesse einher, die aber auch dazu beitragen können, dass die Position der HR-Verantwortlichen im Unternehmen nachhaltig gestärkt wird.