Ratgeber in der Rezession

So sparen CIOs richtig

07.05.2020 von Heinrich Vaske
Die Pandemie dauert an, in vielen Branchen müssen die Unternehmen kräftig Federn lassen. Für CIOs heißt das: Sie müssen sparen, ohne ihre Digitalisierungsfortschritte aufs Spiel zu setzen.
Laut McKinsey kommt es mehr denn je auf den CIO an, wenn Unternehmen sparen, gleichzeitig aber möglichst stark aus der Krise herauskommen wollen.
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Die Corona-Krise bringt weltweit den Konsum und die Märkte zum Erliegen. Viele IT-Verantwortliche sind von heute auf morgen gezwungen, ihre Kosten zu senken oder zumindest einen Plan für etwaige Korrekturen vorzulegen. Die Management-Beratung McKinsey gibt Hinweise, wie die IT-Macher dabei vorgehen können.

Um diese Optionen effektiv nutzen zu können, sollten CIOs, je nach aktueller Geschäftslage, entscheiden, ob sie sich den Einsatz eines übergreifenden Planungsteams leisten können oder wollen, das insbesondere Experten aus Controlling und Risikomanagement, Einkauf, Architektur-Entwicklung und Infrastruktur umfasst. In enger Zusammenarbeit mit den Geschäftseinheiten könnte ein solches Team die Kostensenkungen organisieren und koordinieren.

Aus dem Kreis solcher Teams können dann wiederum Experten für die Umsetzung abgestellt werden, die nicht nur bei der Planung, sondern auch in der Implementierung der Maßnahmen eine Schlüsselrolle spielen. Dazu müssten die Planungsteams allerdings angemessene Ressourcen und Budgets bekommen, ebenso brauchen sie eine weitgehende geschäftsübergreifende Entscheidungsbefugnis. Unerlässlich ist für diese Profis auch ein kurzer Draht zum Vorstand, um Probleme schnell eskalieren und lösen zu können. Auch muss das Planungsteam die Freiheit haben, IT-Ausgaben zu kontrollieren und einzugrenzen.

Laut McKinsey gelten IT-Kosten zwar als Fixkosten, tatsächlich verfügen die meisten Budgets aber über eine "eingebaute Flexibilität", so dass es - bis zu einem bestimmten Level - oft gar nicht so schwierig ist, den Bedarf an veränderte Marktbedingungen anzupassen. Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass die IT-Kosten um bis zu 30 Prozent reduziert werden könnten, ohne dass Business- und IT-Leistung in der Substanz gefährdet würden. Manche Einschnitte könnten sofort unternommen werden, andere bedürften Vertragsanpassungen und Veränderungen an den IT-Betriebsmodellen.

IT-Unterstützung flexibel reduzieren

Relativ schnell möglich ist es demnach, das Projektportfolio zurechtzuschneiden, externe Auftragnehmer zu beurlauben, Hardware-Anschaffungen einzufrieren oder das Niveau der Service-Levels zu senken. Etwas anspruchsvoller ist das Stilllegen wenig genutzter Systeme, die Kapazitätsbegrenzung von Entwicklungsumgebungen oder die Reduzierung des Vor-Ort-Supports.

Viele CIOs sind längst dabei, diese und weitere Maßnahmen umzusetzen. Laut McKinsey kommen sie aber erst dann einen entscheidenden Schritt weiter, wenn sie sich mit den Geschäftsbereichen vernetzen, dort die veränderten Bedarfe erheben und verstehen, wo sich die IT-Unterstützung reduzieren lässt. McKinsey berichtet von einem Unternehmen, das seine IT-Kosten innerhalb von sechs Monaten um 20 Prozent gesenkt habe, indem es nur Wartung und Support einschränkte und die Vor-Ort- auf eine Remote-Unterstützung umstellte. Das Projektportfolio sei nicht berührt worden, es hätten auch keine Verträge neu verhandelt werden müssen.

Auf der vertikalen Achse sind die Business-Szenarien zu sehen, die sich je nach den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zuspitzen können. Abhängig davon sind die richtigen Hebel (vertikale Achse) zu wählen, um die IT-Kosten zu senken.
Foto: McKinsey

Die Berater empfehlen auch, das Entgegenkommen mancher IT-Anbieter und Dienstleister während der Krise konsequent zu nutzen, Verträge nachzuverhandeln und den eigenen Bedarf gegebenenfalls anzupassen. Auch lohne sich das Vertragsstudium: Einige Lieferantenverträge enthielten Klauseln, die eine schnelle Reduzierung von Dienstleistungen ermöglichten - oft innerhalb von drei bis sechs Monaten. "As-a-Service"-Technologien wie Infrastructure as a Service (IaaS) oder Platform as a Service (PaaS) könnten in ausgewählten Bereichen innerhalb von drei bis sechs Monaten eingerichtet und wirksam werden.

Wenn die schnellen Maßnahmen nicht ausreichen, wird es für CIOs schwieriger und unangenehmer: Sie müssen in geschäftsunterstützende Funktionen eingreifen, indem sie Systeme stilllegen, die Infrastrukturkapazität reduzieren oder das Projektportfolio zurechtstutzen. Hier sind laut McKinsey weitere Einsparungen von 20 Prozent drin, wenngleich die Widerstände wachsen werden. Zudem müssen viele dieser Maßnahmen in der Regel später wieder rückgängig gemacht werden, da sie so drastisch sind, dass sie nur kurzfristig helfen, langfristig aber die Krise vertiefen und verlängern können.

Laut McKinsey kommt es mehr denn je auf den CIO an, wenn Unternehmen sparen, gleichzeitig aber möglichst stark aus der Krise herauskommen wollen. Ein Erfolgsrezept liege darin, eng mit den Geschäftseinheiten zusammenzuarbeiten und die betrieblichen Kosten, etwa durch Prozessautomatisierung, zu senken. Ebenso kann die IT das Business intensiv auf der Umsatzseite unterstützen, indem digitale Verkaufskanäle neu erschlossen und die vorhandenen verbessert werden. Einsparungen könnten sich für IT und Business auch ergeben, wenn die Anwendungslandschaft rationalisiert und modernisiert werde.

Vier Handlungsfelder für den CIO

Grundsätzlich empfehlen die Berater den CIOs, folgende Handlungsfelder zu priorisieren: