Ja zu Consumer-IT

So werden CIOs die Spielverderber-Rolle los

12.08.2011 von Thomas Pelkmann
Nach wie vor sträuben sich IT-Chefs gegen Facebook und private iPads. Falsch, meint IDC: Wer sich öffne, erleichtere sich nach Anfangsmühen sogar die Arbeit.
Die Seite des CIO-Magazins bei Facebook - auch ein Schritt zur Anpassung an Consumer IT: Laut IDC gilt es, diesen Trend zu nutzen, nicht zu verdammen.

Der Trend, private IT-Geräte im Unternehmen zuzulassen, spaltet die IT: Viele CIOs sind strikt gegen Konsumerisierung, weil iPad und iPhone in Mitarbeiterhand zunächst einmal große Probleme für Datenschutz und Integrität der IT-Infrastruktur mit sich bringen. Manche weichen dem Druck der Straße und suchen notgedrungen nach Wegen, die Wünsche der Mitarbeiter ebenso zu berücksichtigen wie die Ansprüche des Unternehmens und die rechtlichen Rahmenbedingungen.

Aber auch das reicht den Marktforschern von IDC noch nicht. In einer von CA Technologies gesponsorten Studie fordern sie CIOs auf, die Chancen von Cloud-basierten Applikationen, mobilen Apps, sozialen Netzwerken und intelligenten mobilen Geräten zu nutzen. Die Herausforderungen dieser Konsumerisierung sollten die IT-Abteilungen dabei aber nicht außer Acht lassen.

Die Liste von Geräten und Anwendungen, die Mitarbeiter auch während der Arbeit nutzen, ist lang und wird immer länger: Da sind auf der einen Seite mobile Arbeitswerkzeuge wie Laptops, Smartphones und Tablet-PCs. Da gibt es soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Xing oder LinkedIn. Demnächst wird mit Google+ ein weiterer Anbieter dazu kommen.

Und da sind Cloud-Anwendungen wie Dropbox, Google Docs oder Webmail-Angebote für Privatpersonen. IT-Abteilungen sehen sie alle mit großer Skepsis, denn jeder einzelne Eintrag auf der Liste macht der IT Arbeit: Netze müssen bereitgestellt und gesichert werden, die Bandbreite und die Übertragungsgeschwindigkeiten müssen stimmen, Anwendungen und Daten gesichert werden.

Dabei, schreibt IDC in der Studie "IT Consumers Transform the Enterprise: Are You Ready?", sorgt die Konsumerisierung nicht einfach nur für Mehrarbeit bei der IT. Vor allem bringt sie neue Chancen für die Unternehmen, schneller und enger mit Kunden zu kommunizieren, neue Märkte zu erobern und mit motivierteren Mitarbeitern produktiver zu arbeiten als bisher. Für die Studie hat IDC weltweit rund 800 IT-Entscheider und mehr als 1000 Konsumenten befragt.

Social Media hilft Unternehmen

Die Umfrageteilnehmer bestätigen mehrheitlich, dass sie mit der Einführung von strategischen Social-Media-Aktivitäten die Kundenkommunikation verbessert und die Kundenzufriedenheit gesteigert hätten. Aber auch aus IT-Sicht bringt Konsumerisierung messbare Vorteile: Wer im Unternehmen öffentliche Cloud-Dienste zulässt und nutzt, kann die Personalstärke der IT-Abteilung reduzieren und gleichzeitig den Schulungs- und Trainingsaufwand verringern. Die täglichen Prioritäten würden sich mit den ursprünglich nur für Konsumenten gedachten Angeboten verschieben, schreibt IDC.

Es geht dann weniger um die fortlaufende Optimierung von Servern, Netzwerk, Speicher und Software-Komponenten, sondern darum, sich mit den neuen Chancen für Kundennähe und Business strategisch zu beschäftigen. Zugleich geht es für die IT-Abteilungen aber auch darum, die Hausaufgaben zu erledigen, die sich aus der Konsumerisierung ergeben.

Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen

Mittlerweile ist es in Unternehmen normal, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit der Mitarbeiter immer mehr verschwimmen. Auf der Arbeit schnell bei Facebook vorbeizuschauen, ist genau so üblich wie der Blick ins Firmenpostfach nach Feierabend oder im Urlaub. Diese Spielart von Konsumerisierung muss in der Unternehmens-IT als Modell abgebildet sein. Die Konnektivität von Mail- und Fileservern nach außen gehört ebenso dazu wie Policies zum Umgang mit geschäftlichen Mails und Dokumenten auf privaten Geräten.

Da immer mehr Mitarbeiter über Smartphones und Tablet-PCs auch auf Unternehmensanwendungen, Services und Daten zugreifen, stellt sich die Frage der Frontends: Sollen das proprietäre Apps für jedes Endgerät sein oder Web-basierte Anwendungen für die Browser auf allen Geräten? Beide Formen sind denkbar, bringen aber Anforderungen an die Provisionierung und Wartung von Anwendungen, an die Konnektivität von Geräten und Firmen-Infrastruktur sowie an die Verwaltung von Benutzerprofilen und -rechten mit sich.

Kunden und Mitarbeiter bewegen sich immer selbstverständlicher in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Xing. Ob sie das als Privatpersonen oder als Angestellte eines Unternehmens tun, lässt sicher immer schwieriger auseinanderhalten. Es ist auch die Frage, ob es überhaupt nötig ist, beides zu trennen.

Umgang mit SaaS-Angeboten nicht bekämpfen, sondern regeln

Der bessere Weg wäre, über Unternehmensrichtlinien und Verhaltensmaßregeln dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter ihr Unternehmen angemessen vertreten und repräsentieren. Zudem ist es nötig, genau zu definieren, was Unternehmen in sozialen Netzwerken machen und wie sie sie fürs Geschäft nutzen wollen. Beides ist nicht unbedingt primäre Aufgabe der CIOs, sondern von Geschäftsleitungen und Fachbereichen. Aber es schadet sicher nicht, wenn die IT-Abteilungen solche Diskussionen anschieben oder forcieren.

Die Zahl ernst zu nehmender Public Cloud- und Software-as-a-Service-Angebote (SaaS) wächst. Grundsätzlich ist das begrüßenswert, denn sie erleichtern den Mitarbeitern viele kleine Aufgaben und entlasten die IT von der Notwendigkeit, solche Anwendungen und Speicher in der Unternehmens-IT einzuführen. Das spart Aufwand und damit Geld für Anschaffung und Wartung. Zugleich muss die IT aber die Arbeit in Richtung Management und Kontrolle von Service-Providern verschieben, um die Service-Qualität, die Sicherheit und die Delivery zu sichern.

Keine Alternative zu Konsumerisierung

Es gibt also keine Alternative dazu, sich als CIO der Konsumerisierung zuzuwenden, findet IDC. Wenn sich nicht die IT-Abteilung um diese Dinge kümmert, werden es die Konsumenten selber in die Hand nehmen und sich in einer Schatten-IT trefflich einrichten. Den CIO bringt das strategisch ins Hintertreffen, weil es die Existenzberechtigung der IT-Abteilung wenigstens zum Teil infrage stellt. Schließlich können sich Mitarbeiter und Kunden auch selber helfen. Konstruktiv wird das ganze für die IT nur, wenn sie den Anwendern mit Rat und Tat für Applikationen, Sicherheit und Performance zur Seite steht.