IT-Arbeitsmarkt

Softwareentwickler, Security-Experten und Berater besonders begehrt

14.06.2018 von Alexandra Mesmer
Pünktlich zu Beginn der CEBIT beklagt der Branchenverband Bitkom wieder einmal den Fachkräftemangel. Tatsächlich erstreckt sich dieser aber nicht auf alle Berufe in der IT. Besonders gefragt sind Softwareentwickler und Berater, aber auch Security-­Experten und Datenspezialisten.

Steigende Umsätze, zuversichtliche Unternehmen und jede Menge neue Jobs, die im Zuge der Digitalisierung entstehen - mit diesen guten Nachrichten wartete der Branchenverband Bitkom vor der CEBIT 2018 auf, die in diesem Jahr vom 11. bis 15. Juni in Hannover stattfindet. Verbandspräsident Achim Berg bezeichnete die Stimmung in der Branche als "so gut wie lange nicht". Für 2018 erwartet der Verband ein Marktwachstum von 1,7 Prozent auf 164 Milliarden Euro.

In Berlin kann die Bundesagentur für Arbeit keine Anzeichen finden, dass Softwareentwickler oder IT-Berater fehlen. Ganz anders die Lage im Süden und in der Mitte der Republik.
Foto: Bitkom

Mit dem Umsatz wächst auch der Bedarf an Fachkräften. Drei Viertel der Unternehmen wollen im laufenden Jahr neue Jobs schaffen. Bis Jahresende rechnet der Bitkom damit, dass die Zahl der IT-Beschäftigten auf 1,134 Millionen steigen wird. Das entspräche einem Plus von 42.000 Jobs (3,8 Prozent). 2017 waren sogar 50.000 neue Jobs entstanden. Laut Berg ist und bleibt der Mangel an IT-Fachkräften das größte Problem: "Der Wettbewerb um die klügsten Köpfe spitzt sich zu. Branchenübergreifend können 55.000 Stellen nicht besetzt werden, weil IT-Spezialisten fehlen."

148 Tage bleiben Entwicklerstellen unbesetzt

Eine aktuelle Auswertung der Bundesagentur für Arbeit kann indes keinen übergreifenden Fachkräftemangel feststellen, der sich auf alle Berufe in der IT bezieht. Würden beispielsweise Mitarbeiter für Systemanalyse, IT-Vertrieb, Netzwerktechnik, IT-Koordination, -Organisa­tion und -Administration gesucht, können die Unternehmen all diese Stellen in angemessener Zeit besetzen.

Wichtigster Indikator für einen Engpass an Fachkräften ist die Zahl der Tage, die eine Stelle unbesetzt bleibt. Bei IT-Experten wie Entwicklern und Beratern sind es im Schnitt 120 Tage, bei anderen Fachkräften nur 105 Tage.
Foto: Bitkom

Auf eine Geduldsprobe müssen sich Arbeitgeber dagegen einstellen, die nach studierten Softwareentwicklern und IT-Beratern suchen. Durchschnittlich bleiben diese Stellen 148 Tage unbesetzt, so die Auswertung der Bundesagentur für Arbeit. Zum Vergleich: Die Vakanz für andere IT-Stellen beträgt im Schnitt 117 Tage, die für andere Expertenstellen 105 Tage. Wie stark der Engpass ausfällt, ist nicht nur eine Frage des Berufprofils, sondern auch des Bundeslandes.

Während in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen viel mehr Entwickler und Berater gesucht werden, als der Markt hergibt, ist die Lage im Norden und Nordosten der Republik entspannter. Auch in Berlin sieht die Bundesagentur für Arbeit keine Anzeichen für einen Mangel, da dort offene Stellen nicht lange vakant blieben und auch die Zahl der ­Arbeitslosen in der IT deutlich höher sei als in den anderen Bundesländern.

Derzeit sind 25.000 IT-Fachkräfte - jeder Dritte verfügt über ein Hochschulstudium - arbeitslos gemeldet, was der vergleichsweise niedrigen Quote von 2,5 Prozent entspricht. Die Zahl der Beschäftigungslosen in der IT ging seit 2007 deutlich zurück. Damals hatten noch 37.000 IT-Fachkräfte keinen Job. Dabei spielt auch die demografische Entwicklung eine Rolle: Der Anteil älterer Informatiker ab 55 Jahren ist überproportional hoch.

Achim Berg, Bitkom Präsident: " Branchenübergreifend können 55.000 Stellen nicht besetzt werden, weil IT-Spezialisten fehlen."
Foto: Bitkom

Die wichtigsten Themen, für die IT-Experten gesucht werden, sind laut Bitkom IT-Sicherheit (67 Prozent), Cloud Computing (61 Prozent) und das Internet der Dinge und Dienste (48 Prozent). Knapp dahinter folgen Industrie 4.0, Big Data und digitale Plattformen. "Die Unternehmen haben das immense Potenzial innovativer digitaler Technologien erkannt. Jetzt geht es darum, marktrelevante Anwendungen zu entwickeln", sagt Berg.

Security-Experten profitieren von Nachfrage

Obwohl also Entwickler knapp sind, bewegt sich ihr Jahresgehalt mit durchschnittlich 58.000 Euro nur im Mittelfeld. Besser schlagen sich die besonders gefragten Security-Experten: Laut einer IT-Vergütungsstudie von COMPUTER­WOCHE und Compensation Partner kann ein Security-Experte im Schnitt mit knapp 75.000 Euro jährlich rechnen. Damit ist er die am höchsten bezahlte IT-Fachkraft ohne Personalverantwortung - noch vor Projektleitern und SAP-Beratern.

Seit 2007 hat sich die Zahl der Informatikstudenten nahezu verdoppelt. Die Zahl der Absolventen lässt aber zu wünschen übrig, da das Studium häufig abgebrochen wird – was für Kritik in der Wirtschaft sorgt.
Foto: Bitkom

Vor zwei Jahren brachte es ein Security-Profi erst auf gut 70.000 Euro im Jahr. "Sicherheitsexperten werden immer wichtiger - insbesondere angesichts der zunehmenden Cyber-Attacken auf global agierende Unternehmen", sagt Tim Böger, Studienleiter und Geschäftsführer von Compensation Partner. Eine Folge der Digitalisierung und Vernetzung seien Schlupflöcher für Cyber-Kriminelle, die geschlossen werden müssten.

Was IT-Fachkräfte 2017/2018 verdienen
IT-Gehälter 2018/2019
12.225 Datensätze analysierten die Hamburger Vergütungsspezialisten von Compensation Partner für die große Gehaltsstudie für IT-Fach- und Führungskräfte.
Security-Experten bleiben die Gewinner
Unter den IT-Fachkräften ohne Personalverantwortung verdienen die Security-Profis mit einem durchschnittlichen Jahresbruttogehalt von 75.600 Euro am meisten.
Gut bezahlte IT-Projektleiter
Nach den Security-Experten sind die Projektleiter mit durchschnittlich 73.200 Euro im Jahr die am besten bezahlten IT-Fachkräfte.
SAP-Wissen ist immer noch ein Garant ...
... für eine hohe Nachfrage und damit auch eine dementsprechend hohe Vergütung. SAP-Berater gehören mit einem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt von 72.900 Euro zu den Top-Verdienern.
IT-Berater ...
... erzielen mit 72.400 Euro brutto im Jahr auch ein überdurchschnittliches Gehalt für IT-Fachkräfte ohne Personalverantwortung.
Entwicklergehälter
Am besten verdienen SAP-Entwickler mit 65.600 Euro im Jahr, gefolgt von Softwareentwickler im Backend ( 61.700 Euro) und Experten für User Experience ( 58.200 Euro).
Aber auch Entwickler, ...
... die im Mobile-Bereich unterwegs sind und Apps programmieren, sind mit durchschnittlich 59.800 Euro brutto im Jahr gut dabei.
Netzwerk- und Systemadmins ...
... müssen dagegen mit einem niedrigeren Bruttogehalt auskommen: 49.300 Euro im Jahr.
Support-Mitarbeiter ...
... werden noch schlechter bezahlt: 44.700 Euro brutto im Jahr.
Ein Studium zahlt sich aus
Am besten honoriert werden eine Promotion (79.000 Euro) und ein Universitätsdiplom (76.500 Euro), gefolgt vom FH-Diplom 70.700 Euro). Der Master (65.600 Euro) hat noch nicht das Niveau des Diploms erreicht, was an dem niedrigeren Alter der Master-Inhaber liegt. Bei den Zahlen handelt es sich um Einkommen, die im Schnitt mit dem jeweiligen Abschluss zu erreichen sind.
Mit einem Bachelor-Abschluss ...
... kommen Young Professionals auf durchschnittlich 55.200 Euro im Jahr.
Mit zunehmender Berufserfahrung ...
... steigt auch das Gehalt: In den ersten drei Jahren nach dem Berufseinstieg können IT-Fachkräfte mit 44.500 Euro rechnen, nach sieben Jahren sind es 56.400 Euro und nach mehr als zehn Jahren 68.000 Euro.
Grosse Unternehmen bieten bessere Verdienstchancen
Während Firmen mit mehr als 1000 Beschäftigten ihre IT-Fachkräfte mit durchschnittlich 78.148 Euro vergüten, können IT-Experten in Betrieben mit weniger als 100 Beschäftigten nur 52.700 Euro erwarten.
Wo IT-Berater am besten verdienen
Die Branche macht den Unterschied, wie viel IT-Berater verdienen. Die 3 Top-Branchen sind Chemie (95.160 Euro), Medizintechnik (93.400 Euro) und Pharma (93.130 Euro).
Auch der Maschinen- und Anlagebau ...
... entlohnt IT-Berater mit 91.600 Euro überdurchschnittlich.
Die Touristikindustrie und die Hotellerie......
... dagegen zahlen auch begehrten IT-Beratern mit 60.700 beziehungsweise 58.700 Euro keine üppigen Gehälter.
Forschungsinstitute ...
... nehmen mit einer Vergütung von 57.500 Euro für den IT-Berater den letzten Platz im Branchenranking ein. Das liegt daran, dass sie in den meisten Fällen ihre Mitarbeiter nach öffentlich-rechtlichen Tarifen bezahlen.
In München ...
... verdienen IT-Profis 20,5 Prozent besser als im Bundesdurchschnitt, der in Hamburg erzielt wird. Hoch sind hier aber auch Mieten und andere Lebenshaltungskosten.
Frankfurt am Main ...
... bietet IT-Profis mit einem Plus von 19 Prozent zum Bundesdurchschnitt ebenso hohe Verdienstchancen.
In Dresden ...
... und anderen Hauptständten der neuen Bundesländer müssen sich IT-Experten dagegen mit Löhnen bescheiden, die 15 Prozent und mehr unter dem Bundesdurchschnitt liegen.
Benefit Firmenwagen
Nur 9 Prozent der IT-Fachkräfte haben einen Firmenwagen, bei den IT-Führungskräften sind es 59 Prozent. Der Neupreis des Wagens liegt bei Fachkräften bei durchschnittlich 39.2500 Euro. Die Autos der IT-Führungskräfte sind mit durchschnittlich 52.000 Euro deutlich teurer.

Karriere auf der CeBIT starten

Vom 12. bis 15. Juni 2018 präsentieren sich jede Menge namhafter Firmen interessierten Besuchern bei job and career auf der CeBIT. Zudem können sich Digitalexperten bei Vorträgen, Diskussionen und Workshops zu Themen wie Motivation, Arbeitsfreude oder Digitales Marketing informieren. Alle weiteren Informationen zu job and career auf der CeBIT lesen Sie hier: Arbeitgeber präsentieren sich in Halle 27 - Karriere auf der CeBIT starten.