Üppiger Wertbeitrag in engem Korsett

Steigende BI-Investitionen in Erwartung höherer Umsätze

17.03.2010 von Werner Kurzlechner
Nach der Krise verlangen viele Firmen von ihrer IT den Spagat aus Ausgabendrosselung und größerem Wertbeitrag. Auch wenn es an Ressourcen dafür zu oft fehlt, wird mit großen Erwartungen unter anderem in BI investiert.
Beim Sparen nach der Krise waren viele Unternehmen erfolgreich. Jetzt soll der Umsatz auch dank der IT wieder steigen.

Notoperation gelungen, Patient jedoch abgemagert und noch längst nicht über dem Berg. So lässt sich der Befund der Unternehmensberatung A.T. Kearney über die Auswirkungen der Krise auf die IT-Ausgaben in Deutschland, Österreich und der Schweiz deuten. Den Unternehmen ist es weithin gelungen, ihre IT gesund zu sparen. Gleichzeitig scheint der künftige Wertbeitrag der IT gerade durch das enger geschnürte Budgetkorsett gefährdet. Vor allem fehlt es an Mitarbeitern, die den Erfolg der Maßnahmen gewährleisten.

Alles in allem ist seit Ausbruch der Krise wieder Gelassenheit eingekehrt, die Senkung der IT-Kosten zum Alltag geworden. Dennoch spricht Dr. Marcus Eul, Partner bei A.T. Kearney im Bereich Strategisches IT-Management, von einer „Quadratur des Kreises“ auf der Agenda vieler Firmen. Einerseits sollen die IT-Ausgaben auf ein gesundes Maß schrumpfen, andererseits soll ihr Geschäftsnutzen steigen.

Nachdem das Gros der Unternehmen auf den konjunkturellen Einbruch erst einmal mit umfassenden Kostensenkungsprogrammen antwortete, verschieben sich mittlerweile die Gewichte. Immer mehr ist die IT als Werttreiber gefragt: 74 Prozent der befragten Top-Manager streben IT-gestützte Kostensenkungen in den Fachbereichen an, etwa 40 Prozent der Unternehmen wollen ihre Umsätze über IT stützen oder sogar steigern.

Angesichts dieser ehrgeizigen Ziele verwundert es nicht, dass Business Intelligence (BI) und Data Warehousing höchste Priorität genießen. In keinem anderen IT-Bereich investieren die Unternehmen entschlossener. Auf einer Relevanz-Skala von 1 für „gering“ bis 5 für „sehr hoch“ erhielt BI einen Mittelwert von 3,2. Offenbar versprechen sich die Unternehmen durch Investitionen an dieser Stelle sowohl ein Plus an Effizienz als auch einen Value-Zuwachs durch bessere und analytische Entscheidungsgrundlagen.

Hinter BI folgen Customer Relationship Management (CRM) mit einem Mittelwert von 3,0 und Enterprise Resource Planning mit einem Durchschnitt von 2,9. „Unsere Studie belegt, dass sinnvolle IT-Investitionen bis zu einem gewissen Grad auch zu direkten Umsatzsteigerungen führen können“, so Berater Eul. „Dabei werden sie verstärkt in den Bereichen BI und CRM vorgenommen, um gezielt die Kundentransparenz zu erhöhen oder Vertriebsprozesse zu optimieren.“

IT vor allem in reifen Märkten Werttreiber

59 Prozent der Unternehmen sprechen von einem erhöhten Druck, über IT-Einsatz Umsatzsteigerungen zu erzielen. Gestiegenen Druck zur Realisierung von Einsparungen auf der Ebene der Geschäftsprozesse verspüren 69 Prozent. Als wichtigste Hebel nennen die Befragten hier die Automatisierung von Arbeitsschritten sowie die Beschleunigung und Vereinfachung von Prozessen. Konkrete Instrumente sind Standardisierung, Konsolidierung und auch der Einsatz neuer Technologien wie Virtualisierung. „Auch Outsourcing und Offshoring sind schon lange keine Tabu-Themen mehr“, berichtet Eul.

Am Beispiel der Mobilfunk-Branche verdeutlicht die Studie "IT in Zeiten der Krise - und danach" (gemeinsam mit Computerwoche), wie abhängig das Gelingen der beiden Kernziele vom Marktumfeld ist. In reifen Märkten fungiert die IT über die Erschließung neuer Umsatzkanäle bis zu einem gewissen Grad häufig als Werttreiber. Gleichzeitig treiben IT-Investitionen hier stärker die Kosten in den Fachbereichen, weil Automatisierung und Standardisierung meist schon durchgeführt wurden.

Nichtsdestotrotz hält A.T. Kearney die Perspektiven für eine effektivere Nutzung der IT für vielversprechend, würden nicht einige Barrieren den grundsätzlichen Erfolg in Frage stellen. Insbesondere durch fehlende Verfügbarkeit geschulter Mitarbeiter und unzureichende Budgets sei die notwendige Transformation in den Unternehmen gefährdet.