Extremsport für Führungskräfte

Triathlon härtet für die Karriere

14.03.2018 von Werner Kurzlechner
Führungskräfte benötigen Durchhaltevermögen, Konzentration und Frusttoleranz. Ein Extremsport wie Triathlon eignet sich deshalb ideal, diese Eigenschaften zu schulen, weiß man an der Bamberger Universität.
Zeigt einer Reihe förderlicher Querverbindungen auf: Professor Wolfgang Becker, Betriebswirt an der Bamberger Uni.
Foto: Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Wer als CIO unter wechselhaften Umständen und immer mit einem Rucksack an Verantwortung bis an die Leistungsgrenze schuftet, benötigt fraglos Ausdauer. Flexibilität sowieso, und auch einen Ausgleich. Sport schadet da bekanntlich nicht. Es darf sogar die härteste und herausforderndste Variante überhaupt sein, wie Wissenschaftler der Otto-Friedrich-Universität Bamberg herausgefunden haben: Triathlon verträgt sich hervorragend mit einer Tätigkeit als Führungskraft.

Das bedeutet nicht, dass sich nun jeder CIO für 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radeln und 42,2 Kilometer Laufen am Stück stählen muss, also für einen Ironman. Und auch nicht, dass jeder Extremsportler besonders führungsstark sein muss. Das Forscherteam um Professor Wolfgang Becker, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensführung und Controlling, zeigt aber, dass sich berufliche und sportliche Tätigkeit gegenseitig befruchten. Becker und seine Mitarbeiter Andreas Lienert und Michaela Staffel haben dazu eine Gruppe von Triathlon betreibenden Führungskräften eingehend befragt.

Insbesondere die Steigerung der körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit wird von den Befragten betont. "Eng mit der Steigerung der mentalen Stärke ist die Steigerung der Ausdauer verbunden", berichtet Becker. "So geben die Probanden an, durch den Sport konzentrierter und kraftvoller zu arbeiten, geistig frischer zu sein und während langwieriger Projekte und zäher Verhandlungen ein besonderes Durchhaltevermögen an den Tag zu legen." Zudem empfinden die Extremsportler den Triathlon auch als Quelle beruflichen Prestiges.

Nun ist Sport bekanntermaßen förderlich für Körper und Geist. Und man mag sich denken, dass regelmäßiges und geselliges Kicken oder Basketballspielen auch positive Effekte hat, wenn nicht bessere. Tatsächlich sind zum Triathlon zwei Dinge ex negativo zu bemerken.

Zum einen waren bislang insbesondere Teamsportarten Gegenstand von Untersuchungen, weil in ihnen auch ein Trainingsfeld für Teamgeist und Mitarbeiterführung gesehen wird. Im Vergleich dazu lassen sich bei einer abgeschiedenes Einzeltraining erfordernden Sportart wie Triathlon aber keine negativen Auswirkungen feststellen.

Insgesamt 80 Prozent der Befragten sehen Triathleten zwar eher als Individualisten, 40 Prozent trainieren am liebsten alleine, aber alle schätzen auch das soziale Umfeld der Sportart. Dies spiegele die hohe Bedeutung eigenverantwortlichen Handelns in der beruflichen Führungsrolle wider, so Becker: "Der im Triathlon notwendige Einzelkämpfercharakter hat keine entscheidend negative Auswirkung auf die Führungspersönlichkeit."

Forscher sehen "effiziente Synergie"

Zum anderen könnte der beträchtliche Trainingsaufwand als unvereinbar mit den Anforderungen einer Führungsposition erscheinen. "Der Schlüssel zum Erfolg scheint ein gutes Zeitmanagement zu sein, der Tagesablauf muss straff und effizient organisiert werden", sagt dazu Becker. "Auf Dienstreisen befinden sich die Laufschuhe im Gepäck, in der Mittagspause wird das öffentliche Hallenbad aufgesucht."

In jedem Fall also eine andere Form von Ausgleich als gelegentliches Joggen oder ein entspanntes Stündchen im Fitnessstudio oder auf dem Tennisplatz. Das entscheidende Erfolgskriterium für die Bewältigung der sportlichen Langdistanz sei die Motivation, so Becker. Sie muss von innen kommen, die Psychologie spricht von "intrinsischer Motivation".

Und diese ist für Führungskräfte mit großem Handlungsspielraum auch beruflich von Vorteil. "Wer sich trotz Regens die Laufschuhe schnürt, überwindet auch beruflich Durststrecken leichtfüßiger als andere", so die Forscher aus Franken.

Sie beschreiben einen wechselseitigen Prozess. Sowohl beim Triathlon als auch in der Führung sind Ehrgeiz, Disziplin und Durchhaltevermögen notwendige Eigenschaften. Inwieweit diese angeboren seien, sei wissenschaftlich umstritten, so die Bamberger Ökonomen.

Wenn sie aber als Produkte einer Entwicklung betrachtet werden, ergibt die Verbindung aus Extremsport und Mitarbeiterführung besonderen Sinn: "Im Sport entwickelte Eigenschaften unterstützen die Karriere, der sportliche Erfolg profitiert von beruflichen Fähigkeiten", beschreiben es Becker, Lienert und Staffel. "Und so bilden Beruf und Sport eine effiziente Synergie."

Daraus ergibt sich eine Reihe von Vorteilen. Triathleten müssen vielseitig sein und Schwimmen, Laufen und Radfahren im Training unter einen Hut bringen. "Die generalistische Ausrichtung im Beruf sowie die vergleichbare Konzentration auf drei Disziplinen verbinden Führungskräfte und Triathleten", so Becker. Wer den Wechsel im Triathlon beherrscht, tut sich wohl auch als CIO beim Umgang mit wechselnden Einflüssen im Berufsleben leichter.

Triahthlon beugt Enttäuschung vor

Ausdauersportler schulen ferner ihre Fähigkeit, selbst gesteckte Ziele zu erreichen. Die realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten immunisiere sie vor Enttäuschungen, berichteten die Befragten.

Wer schon ganz oben auf der Karriereleiter angekommen ist, findet im Triathlon möglicherweise eine Herausforderung, die neue Kräfte freisetzt. "Ehrgeizige Ziele werden innerhalb verschiedener Lebenswelten verschoben", so die Wissenschaftler. Zum Teil äußerten die befragten Sportler ihre Freude über die klaren und objektiven Erfolgsmaßstäbe beim Triathlon. In ihrem beruflichen Alltag vermissen sie diese manchmal.

Insgesamt unterstütze die Ausübung von Triathlon die berufliche Tätigkeit auf mehreren Ebenen, so Becker. Dies noch genauer zu bestimmen, sei Aufgabe weiterer Forschungsarbeiten.