Mogelpackung: Nicht alle Hersteller bieten alle Funktionen

Überblick: Unified Communications Anbieter

16.12.2008 von Riem Sarsam
Nicht überall wo Unified Communications draufsteht, ist auch Unified Communications drin. Oft lohnt der genaue Blick. Eine Studie der Universität Münster zeigt, welcher Anbieter was leistet.

Das Institut für Wirtschaftsinformatik der Uni Münster hat die Angebote für Unified Communications Systeme untersucht. "Im deutschsprachigen Markt tummelt sich eine Vielfalt von Herstellern, die ihre Lösungen als Unified Communications Systeme anpreisen", sagt Kai Riemer, der die Studie "Unified Communications" betreut hat. Aber längst nicht alle der über 30 Lösungen halten, was sie versprechen.

Die Lösungen der verschiedenen Anbieter von Unified Communicatios Systemen im Überblick. Quelle: ECO Arbeitskreis UC

Die angebotenen Systeme lassen sich in vier Klassen einteilen:

1. Systeme mit Unified Messaging Wurzeln

Da sind zum einen die Lösungen mit Unified Messaging Wurzeln. Ihr Fokus liegt darin, dem Anwender einen zentralen Zugang zu seinen erhaltenen Nachrichten zu ermöglichen. "Die Systeme beschränken sich also im wesentlichen auf eine asynchrone Kommunikation, das heißt dem Sammeln entgangener Mitteilungen", sagt Riemer.

Instant Messaging ist nur bei Oracle zu haben. Auch weitere Funktionen wie Präsenzsignalisierung oder Kollaborationsunterstützung bieten kaum Systeme in dieser Klasse an. Immerhin stellen die Anbieter MKS, Niggemann Innovations und T-Systems Computer-Telefonie als Ergänzung an.

"Im Prinzip handelt es sich aber um Unified Messaging Systeme mit einigen Extrafunktionen, die von den Herstellern unter dem neuen Begriff vermarktet werden", so Riemer. Die Lösungen müssen sich aber erst noch schrittweise zu vollständigen Unified Communications Systemen entwickeln.

2. VoIP-Systeme

Die zweite Klasse der Systeme hat ihren Fokus im Bereich der synchronen Sprachkommunikation. Dabei handelt es sich um IP-basierte Telefonanlagen mit einigen Zusatzfunktionen. Die Lösungen von Anbietern wie Aspect Software, Estos oder Mitel Networks unterstützen in der Regel VoIP-Telefone, herkömmliche Telefone und weitere Endgeräte wie Dect, WLAN oder CTI.

Häufig besitzen Systeme dieser Klasse Call-Center-Funktionen wie ACD oder IVR an. "Darüber hinaus bieten sie wenig Unified Messaging Funktionen, meist eine E-Mail-Integration, aber wenig direkte Integration mit Drittanwendungen", berichtet Riemer.

3. Modulare Systeme

Lösungen der dritten Klasse decken im Prinzip alle wesentlichen Funktionen in den vier Kernbereichen von Unified Communications ab: Medienintegration, Präsenzinformation, Kontextintegration und Integration mit Kooperationssystemen. Dazu gehören die Systeme von Alcatel, Cisco oder Ericsson. Für kleine und mittelständische Unternehmen bietet sich die Lösung von Swyx Solutions an.

"Ihre Besonderheit ist der modulare Aufbau", sagt Riemer. Er erlaubt es individuell auf den einzelnen Kunden abgestimmte Systeme zu konfigurieren. Das erleichtert vor allem eine schrittweise Migration hin zu Unified Communications, was besonders für kleine und mittlere Unternehmen von Vorteil ist.

4. Integrierte Unfied Communications Systeme

Ebenfalls das komplette Funktionsspektrum bieten integrierte Unified Communications Systeme, die als Komplettlösung vermarktet werden. Sie decken aber mehr Funktionen ab als die Systeme der dritten Klasse. In der Regel bieten sie außerdem ausgeprägte Funktionen für das Conferencing.

In dieser Gruppe finden sich die großen Hersteller Avaya, IBM, Microsoft, Nortel und Siemens. Viele der Systeme richten sich laut Riemer an mittlere bis große Unternehmen. Das betrifft das Spektrum der Funktionen wie auch den Preis.