Server-Kosten um 80 Prozent gesenkt

US-Bank übernimmt Pionierrolle bei Linux-Migration

23.01.2006 von Tanja Wolff
Mit Hilfe von Linux hat die Key Bank in Cleveland ihre IT-Kosten deutlich senken können. 2004 begann das Finanzinstitut, dass ein Kundenvermögen von 92,3 Milliarden US-Dollar verwaltet, seine Back-end Infrastruktur umzustellen. Das abgeschlossene Projekt hat nun Pilotcharakter für die gesamte Branche.

Das Unternehmen ersetzte seine alten Unix Server durch Intel-basierte Linux Server. Die neue Lösung war günstiger als die urheberrechtlich geschützten Unix-Systeme. Die Bank konnte durch den Wechsel ihre Server-Kosten um 80 Prozent senken, sagt Dave Seager, Verantwortlicher für die Unix-Systeme der Bank.

Als ein Teil des Projekts kaufte die Bank im vergangenen Jahr 100 HP-Server, die von dem Lösungsanbieter Red Hat mit Linux ausgestattet wurden. Bis 2008 soll die Hälfte der Server auf die Open-Source-Lösung umgestellt werden.

"Im vergangenen Jahr hat sich Linux von einer unerwünschten Lösung zu unserer favorisierten Plattform gewandelt", sagt Seager. Es sei allerdings nicht immer leicht gewesen, die IT-Verantwortlichen von Linux zu überzeugen. So bezweifelten sie, dass sich die erwarteten Einsparungen tatsächlich mit der möglichen Unterstützung, zusätzlichen Wartungsaufwänden und der unsicheren Kompatibilität aufrechnen ließen.

Nachdem verschiedene Angebote eingeholt worden waren, entschied sich Seager für Red Hat, weil die Firma das größte Sparpotenzial versprach. Dann begann der Anbieter damit, die gesamten Applikationen der Bank zu untersuchen. Ziel war es die Vor- und Nachteile einer Linux-Migration herauszuarbeiten.

Kein Ersatz für Windows-Server

So wurden die Oracle Datenbanken und Web Sphere Application Server auf Linux integriert. Mittlerweile hat Red Hat zudem dargelegt, dass die Bank nur minimal sparen kann, wenn sie bestehende Windows-Server, die über eine Intel Hardware laufen, abschaltet.

Die meisten Server der Key Bank stammen inzwischen von HP. Sie kosten in der Regel nur 3.000 Dollar. Bis zu 30.000 Dollar muss dagegen für einen Server gezahlt werden, der auf Sun-Sparc basiert. Diese Preisdifferenz überzeugte letztendlich den Vorstand von einem Umstieg auf Linux. Das Unternehmen investierte in den vergangenen eineinhalb Jahren nur eine Million US-Dollar in die Linux-Server. Das sei nur ein Bruchteil von dem, was es für die Upgrades der geschützten Unix Server gezahlt hätte, so Seager.

Beim Funktionsumfang brauchte die Bank Red Hat vor allem, um das neue System kompatibel zur Unix Plattform zu machen. Der wichtigste Faktor war dabei eine garantierte Ausfallsicherheit. Doch die Zusammenarbeit habe sich ausgezahlt, so Seager. Das Finanzinstitut lässt mittlerweile auch interne Kontroll- und System-Management-Applikationen sowie Web- und Netzwerk-Server über Linux laufen. Es gebe allerdings keine Pläne Großrechner mit Windows durch Linux austauschen.

Große Banken testen Linux

Die Key Bank ist eine der ersten amerikanischen Finanzinstitute, die in großem Umfang eine Open-Source-Lösung einsetzt. "Die Situation der Banken-IT ist sehr schwierig. IT-Projekte neigen in diesem Umfeld dazu, bezüglich der Größe und dem Ausmaß der Zeit ihren Rahmen zu überschreiten", sagt Alenka Grealish, Analystin bei dem Marktforschungsunternehmen Celent Group. Außerdem gebe es viele Risiken, die dazu führen, dass Banken nichts einführen, was sich nicht schon bewährt hat.

Die größten der Branche wie die Citigroup, Bank of America und Wells Fargo & Co. hätten bereits Beta-Tests mit Linux durchgeführt. Doch sie seien besonders vorsichtig, weil sie ein größeres Risiko beim Scheitern der neuen Lösung tragen müssen als ein regionales Unternehmen wie die Key Bank.

Ausgebremst wird Linux auch von den vielen Fusionen im Finanzbereich. Dabei hätten sie auch als Möglichkeit gesehen werden können, die bestehenden Plattformen auszutauschen. Aber fusionierte Banken sind in der Regel zu sehr damit beschäftigt, reibungslos und günstig die IT zu integrieren, so Grealish. Damit seien die Betreffenden meist sehr lange beschäftigt. Als Folge gebe es kaum noch Raum für Innovationen..