Geringer Standard- isierungsgrad selbst beim Kundenbeziehungs-Management

Verbundgruppen verschenken durch IT-Eigen- entwicklungen Potenzial

18.10.2006 von Christiane Pütter
Der Zusammenschluss unter ein gemeinsames Dach soll vielen kleinen Einzelbetrieben Sparmöglichkeiten eröffnen - doch in Sachen IT verschenken diese Verbundgruppen Potenzial. Eigenentwicklungen statt Standardlösungen sind an der Tagesordnung. Angesichts des mangelnden Bewusstseins der Mitgliedsfirmen wird sich das wohl so schnell auch nicht ändern. Das geht aus einer gemeinsamen Studie der Fachhochschule Köln und des Anbieters Gicom hervor.

Klappern gehört zum Handwerk und Jammern zum Geschäft – diese alte Weisheit wird angesichts der Panik-Szenarien, die der Handel wegen der drohenden Mehrwertsteuererhöhung verbreitet, gern zitiert. Umso erstaunlicher ist es, dass klar ersichtliche Einsparmöglichkeiten mittels IT ignoriert werden. Rund die Hälfte aller Software-Systeme, die von Verbundgruppen eingesetzt werden, sind Eigenentwicklungen. Und im strategisch wichtigen und leicht standardisierbaren Bereich Customer-Relationship-Management (CRM) liegt diese Rate sogar bei 60 Prozent.

Ein genauer Blick auf den Standardisierungsgrad zeigt folgendes Bild: Über alle Bereiche hinweg liegen die Eigenentwicklungen bei 48,9 Prozent. SAP (verschiedene Produkte) erreicht einen Anteil von 13,2 Prozent, dahinter rangieren Gevis/GWS mit 8,6 Prozent vor Navision/Microsoft-Produkten mit 8,3 Prozent. Die restlichen 21,1 Prozent verteilen sich auf sonstige verschiedene Produkte.

Schwacher Lichtblick Enterprise Ressource Planning

Am niedrigsten ist die Eigenentwicklungrate mit 32,6 Prozent beim Enterprise Ressource Planning. Dort werden immerhin zu 25,6 Prozent Navision/Microsoft-Produkte eingesetzt, SAP kommt auf 23,3 Prozent. Den Gegenpol bildet die zentrale Stammdatenerfassung: Die Eigenentwicklungen führen mit 64 Prozent, SAP erreicht zwölf Prozent, Gevis acht.

Dass in der Integration von Prozessen und Systemen Verbesserungspotenzial liegt, denkt nicht jeder Studienteilnehmer. So messen die Hälfte der Befragten aus Verbundgruppen mit geringer Integration diesem Punkt "gar keine" Bedeutung bei, ein Viertel zeigt sich neutral und ein Viertel räumt "sehr hohe" Bedeutung ein – immerhin.

Unter den Befragten aus Verbundgruppen mit hoher Integration schreibt nicht einmal jeder Zehnte (neun Prozent) der Integration von Prozessen und Systemen "sehr hohe" Bedeutung zu, weitere 23 Prozent halten diesen Punkt für "eher" bedeutend. 45 Prozent geben sich neutral, die restlichen 23 Prozent sehen höchstens eine untergeordnete Bedeutung.

Ein weiteres Ergebnis: 37 Prozent der befragten Unternehmen stehen mit den anderen Mitgliedern per Software-Systemen im Datenaustausch (EDI), 43 Prozent mit ihren Lieferanten.

Was die elektronischen Kommunikationsmittel innerhalb der Gruppe betrifft, liegen E-Mails deutlich vorn. Rund zwei Drittel (66,7 Prozent) erklären, E-Mails seien mäßig bis sehr stark vertreten. Das Intranet dagegen ist bei 40,7 Prozent der Befragten "sehr stark" im Einsatz und bei 29,6 Prozent überhaupt nicht. Beim Extranet sehen sich 28,9 Prozent als "sehr starke" Verwender und liegen damit zahlenmäßig hinter den 31,6 Prozent, die es gar nicht nutzen.

Weniger als jeder Zweite sourct aus

Die Analysten haben außerdem erfragt, ob Verbundgruppen IT-Leistungen outsourcen. 46 Prozent bejahen das, 36 Prozent verneinen. Von den übrigen 18 Prozent kommt keine Angabe. Zum Beispiel vergeben 59 Prozent das Hosting des Intranets an Externe, 75 Prozent das Hosting des Extranets.

Fazit der Autoren: Würden die Unternehmen in den Verbundgruppen die Informationstechnologie integrieren und die Software-Systeme gruppenweit vereinheitlichen, könnten sie insbesondere in Einkauf und Beschaffung Synergien nutzen.

An der "Verbundgruppen-Studie 2006" haben sich 60 Verbundgruppen beteiligt.