IT und der Mensch als größte Herausforderung

Versicherer zögern noch bei Solvency II

01.12.2006 von Tanja Wolff
Die Bedeutung der IT für Solvency II wird von vielen Versicherern noch unterschätzt. Obwohl die erhöhten Datengrundlagen hohe Anforderungen an die EDV stellen, zögern die Assekuranzen noch beim Kauf neuer Lösungen. Das gehört zu den Ergebnissen der 4. Handelsblatt Jahrestagung Solvency II, die zurzeit in Köln stattfindet.

Untersuchungen haben gezeigt, dass es einen großen Widerspruch bezüglich der IT gibt, erklärt Matthias Müller-Reichart, Inhaber des Lehrstuhls für Risiko-Management der Fachhochschule Wiesbaden. "Dabei zählen die IT und der Mensch zu den größten Herausforderungen bei Solvency II", sagt Müller-Reichart. Viele Verantwortliche würden glauben, dass sich Solvency II nicht auf das IT-Management auswirkt. Gleichzeitig zähle allerdings die Mehrheit der Versicherer die Prozesse um das Daten-Management zu den größten Herausforderung bei der Umsetzung der europäischen Eigenmittelausstattungsverordnung.

"Bei Basel II war die Zusammenbringung der Daten die größte Herausforderung der Banken. Das ist bei Solvency II ähnlich, nur haben die Versicherungen das noch nicht erkannt", sagt Günter Nieuwenhuis, Geschäftsführer des IT-Beratungsunternehmens msg Systems. Viele würden noch abwarten, bis sie in entsprechende Lösungen investieren.

Um den kleinen und mittleren Rückversicherern das Ganze schmackhafter zu machen, hat das Unternehmen zusammen mit SAP eine spezielle On-demand Lösung Rodos entwickelt. Als Basis dient dabei die Lösung SAP for Insurance Reinsurance. Das besondere daran ist unter anderem, dass die Assekuranzen keine hohen Kosten bei der Implementierung haben, sondern eine monatliche Fee zahlen, erklärt Nieuwenhuis.

Die Lösung ist seit vergangenem Monat auf dem Markt. "Als erster Kunde implementiert die Gothaer Versicherung zurzeit Rodos. Dort soll das gesamte System in 2007 laufen", sagt Nieuwenhuis.

Zusammenführung von Daten

Die Unterstützung der Quantifizierung operationeller Risiken ist auch das Ziel des Lösungsanbieters sd&m. Auch er setzt dabei auf eine Standardlösung von SAP. Unter der Nutzung von SAP BW bietet das Unternehmen ein Data Warehouse als BI-Lösung für Versicherer an. "Wir bringen Daten mit dem Ziel die Datenqualität zu verbessern zusammen", erklärt Frank Peters, Berater bei sd&m.

Data Warehouse wird schon seit einigen Jahren für Risikomodelle außerhalb von Solvency II eingesetzt. Trotzdem halten sich die Versicherer auch hier mit Investitionen zurück. Zu den aktuellsten Projekten von sd&m zählt der Aufbau eines unternehmensweiten Data Warehouse bei der Pro Aktiv Versicherung.

Dem Berater zufolge biete das Unternehmen mit dem "Data-Warehouse-Bus für Solvency II" eine Referenz-Architektur, die sich an das vorhandene System anpasst. Die Lösung hilft ein Risikomodell zu erstellen und ist auch ohne großes technisches Verständnis einfach zu bedienen.