Top Ten: Klaus Vitt, Bundesagentur für Arbeit (BA)

Vitt für SOA

28.11.2008 von Horst Ellermann
Ausnahmsweise redet CIO Klaus Vitt über ein Projekt, das nur drei Millionen Euro kostet. Eigentlich nicht der Rede Wert, was das IT Budget der BA angeht - aber an dem kleinen Projektchen zeigt sich, wozu Service-orientierte Architektur gut ist. Klaus Vitt blinzelt in die Kamera. "Braucht ihr noch mehr Licht?", fragt der Techniker der Bundesagentur für Arbeit. Nein. Nicht nötig. Der Geschäftsführer der zentralen IT steht gut erleuchtet auf der großen Bühne, von der sonst die Arbeitslosenzahlen verlesen werden. Seine Aufgabe für heute: Vitt soll im Film für cio.de sein Lieblingsprojekt erklären. Zur Auswahl hätte er da einige.
Klaus Vitt, CIO der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Er könnte jetzt länger ausholen zum ERP-Projekt, das die Bundesagentur gerade gestartet hat. Im Endausbau sollen ca. 7.000 User in den Bereichen Personal und Finanzen mit ERP arbeiten. Geplant ist auch der Einsatz einer ERP-Portallösung, die dann in der Folge ca. 85.000 User erreichen sollen. Mal abgesehen von der Größenordnung ist das Projekt allerdings wenig spannend, sondern eher Schwarzbrot. CIO-Handwerk. Obendrein schwer zu bebildern. Ob es wenigstens bei den Wartungsgebühren etwas Ärger gegeben habe, fragt erwartungsfroh der CIO-Redakteur. "Gehen Sie mal davon aus, dass wir das im Vorfeld abgesprochen haben", antwortet Vitt. Die Bundesagentur hat mit ihren gut 99000 Arbeitsplätzen eine solche Größe, dass SAP dort nicht einfach so Konditionen diktieren kann.

Der Steckbrief von Klaus Vitt.

Ebenfalls lehrreich wäre auch das Großprojekt "Dokumenten Management System" (DMS). "Perspektivisch wollen wir alle unsere Dokumente elektronisch bearbeiten", erklärt der Geschäftsführer der zentralen IT, der gleichzeitig auch Vorsitzender Geschäftsführer des IT-Systemhauses der BA ist. Sowohl für die Einführung eines DMS als auch das Einscannen der Post hat er Ausschreibungen eingeleitet. Die Einführung erfolgt in einer der zehn Regionaldirektionen. Bis 2011 wird das Pilotprojekt laufen, mehr will Vitt jetzt noch nicht sagen. Allein um die Rechtsgrundlagen zu erklären, müsste er weit ausholen, sagt er. Bis zu 30 Jahre Archivierungszeit schreiben gesetzliche Regelungen vor. Wer will darüber schon einen Film drehen?

Da redet Vitt doch lieber über sein Projekt "Allgemeine Terminverwaltung" (ATV). Das klingt zwar auch staubtrocken, lässt sich aber schnell mit Leben füllen. Fünf Millionen Kundentermine vergeben die Mitarbeiter der BA jeden Monat - mal am Schalter, mal am Telefon. Die Inhalte variieren: Schulabgänger wollen sich bei Berufsberatern der BA informieren oder anders herum: BA-Mitarbeiter wollen sich über Leistungsempfänger informieren. Letzteres ist komplizierter: "Das kann Rechtsfolgen haben, wenn die Mitwirkungspflicht des Arbeitslosen nicht erfolgt", erklärt Vitt. Deswegen reicht auch Outlook nicht. Die Termin-Software von Microsoft habe zum einen Probleme mit der Menge der Daten und zum anderen fehlt der rechtsverbindliche Charakter. "Wir prüfen zwar gerade, ob eine Reintegration der Daten in Outlook sinnvoll ist. Der Nutzwert ist jedoch noch nicht geklärt", sagt Vitt. Aber nur mit Standardsoftware wird es nicht gehen.

Und wenn schon programmiert werden muss, dann doch wenigstens mit Service-orientierter Architektur (SOA). Deswegen lohnt es sich überhaupt, über das Projekt allgemeine Terminverwaltung mit dem Volumen von nur drei Millionen Euro zu reden. Bei ihr ist der erste Programm-Baustein abgefallen, den Vitt an anderer Stelle wieder einsetzt. Die Archivierung der Einladungen ins Arbeitsamt fließt ein in das Mega-Projekt "DMS". Weitere sollen folgen, sobald der Pilot erfolgreich abgeschlossen ist. "Mit solchen neuen Projekten würde ich nie auf ein Großsystem gehen", sagt Vitt. Dafür hat die BA in der Vergangenheit schon zu viele IT-Pleiten erlebt.