Enterprise Mobility Management

VMware übernimmt MDM-Anbieter Airwatch

23.01.2014 von Manfred Bremmer
Die Konsolidierung im Bereich Enterprise Mobility Management (EMM) geht weiter: Der Virtualisierungsspezialist VMware hat angekündigt, Airwatch für insgesamt rund 1,54 Milliarden Dollar zu übernehmen.

Wie das Unternehmen aus Palo Alto bekannt gab, zahlt VMware für Airwatch ungefähr 1,175 Milliarden Dollar in bar, der Rest von 365 Millionen Dollar wird mit Ratenzahlungen und Anteilen beglichen. Der Deal wurde bereits von den Verwaltungsräten der beiden Unternehmen besiegelt und soll bis zum Ende des laufenden ersten Quartals abgeschlossen sein. Nach der Übernahme wird das Airwatch-Team weiter von Gründer und CEO John Marshall geleitet, die in Atlanta ansässige Company selbst geht in VMware‘s End-User Computing Group unter der Führung von Enterprise Vice President und General Manager Sanjay Poonen, auf.

Der frühere Chef von SAP Mobile war erst im August 2013 zu VMware gewechselt. Zu einer seiner Topaufgaben gehört es dabei augenscheinlich, die EMC-Tochter im Bereich Mobility-Lösungen zu stärken. Hier war VMware in den letzten Jahren eher auf der Stelle getreten. Zunächst konzentrierte sich das Unternehmen zu lange auf ein Virtualisierungsprodukt (Horizon) für die damals noch nicht sehr leistungsfähigen Android-Geräte. Aber auch mit einer auf iPhone und iPad erweiterten Strategie schaffte es VMware nicht richtig, im Markt Fuß zu fassen.

Der nun zur Unterstützung hinzugekaufte, nicht börsennotierte Anbieter Airwatch gilt als einer der führenden Player in den Bereichen Mobile Device Management, Mobile Application Management und Mobile Content Management und war in den letzten zwei Jahren - nicht zuletzt dank üppiger VC-Finanzierung - stark gewachsen. Nach eigenen Angaben zählt Airwatch mittlerweile mehr als 10.000 Unternehmen als seine Kunden und beschäftigt weltweit über 1600 Mitarbeiter in neun Büros.

MDM
Gartners Magic Quadrant
18 Lösungen für Mobile Device Management (MDM) hat Gartner in seine diesjährige Magic Quadrant-Studie aufgenommen. Unsere Bilderstrecke zeigt, wo die Analysten die Anbieter einstufen und wie sie ihre Stärken und Schwächen eingeschätzen.
Marktführer: Citrix
<b>Stärken: </b>Gartner streicht das starke und breite Angebot in allen wichtigen MDM-Gebieten und die integrierten Produkt-Lösungen heraus. Zudem sei Citrix einer der wenigen Anbieter, die sichere Container für Smartphones, Tablets, Macs und PCs anbieten. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Cloud kommt zuerst, On-Premise hinkt hinterher. Kleine und mittlere Firmen stehen nicht im Fokus, der Support für von Mitarbeitern mitgebrachte Consumer-IT ist ausbaufähig. Zudem gibt es XenMobile nur als alleinstehende MDM-Lösung oder als Teil einer ganzen Suite unter anderem im Paket mit MAM. Eine Zusammenstellung nach Wahl ist nicht möglich.
Marktführer: SAP
<b>Stärken: </b>Die Walldorfer Stärken sind vielfältig. Sie reichen laut Gartner von der langfristigen Mobility-Roadmap über die umfassende app-neutrale mobile Container-Strategie bis hin zum umfangreichen Netzwerk an Partnern weltweit. Afaria ist zudem über lange Zeit gereift. Synergien durch Integration mit SAP BusinessObjects oder SAP Hana erscheinen vielversprechend. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Das Kernproblem ist, dass Afaria bisher vorwiegend als ein Element eines SAP-Systems zu haben ist. Gartner erwartet, dass SAP das Tool künftig stärker als Stand-Alone-Lösung vermarkten wird - auf Cloud-Basis und mit niedrigen Per-Device-Tarifen, um Zugangsschranken abzubauen.
Visionär: Symantec
<b>Stärken: </b>Gartner konzediert ein breites integriertes MDM-Angebot, das alle kritischen Komponenten von MDM unterstützt. Hinzu kommen ein großes App-Angebot und integrierte Security-Features wie mobiler Schutz vor Datenverlust sowie Identity & Access Management. Weil Symantec im Consumer-Markt gut aufgestellt ist, ist der Anbieter laut Gartner ein besonders geeigneter Partner für BYOD-Initiativen. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>In der breiten Angebotspalette gibt es nach Gartner-Einschätzung Überschneidungen, die manchmal verwirrend sind. Die Preise liegen über dem Durchschnitt. Im MDM-Segment hat Symantec seine Expertise noch nicht so umfassend nachweisen können wie für PCs und Laptops.
Nischenspieler: Sophos
<b>Stärken: </b>Sophos kommt bekanntlich von der klassischen Endpoint-Security-Seite. Gartner betont, dass sich mit ähnlichem Hintergrund nur insgesamt fünf Anbieter im Magic Quadrant positionieren konnten. Auch als MDM-Neuling genieße man da einen Vertrauensvorschuss bei den Kunden. Bereits entwickelt hat Sophos eine ganzheitliche File Sharing Utility mit transparenter Verschlüsselung von Dokumenten auf PCs und mobilen Endgeräten. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Im Vergleich zur Konkurrenz fehlt es an MAM-Funktionen. Im Bereich Zertifikate unterstützt Sophos bisher nur die Microsoft Certificate Services.
Nischenspieler: Trend Micro
<b>Stärken: </b>Das administrative User Interface ist herausragend und extrem übersichtlich aufbereitet. Berichte und Analysen sind pro User erhältlich. Der Enterprise App Store biete eine gemeinsame Sicht inklusive Status-Berichten über iOS und Android-Apps. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Laut Gartner bietet Trend Micro keine Container-Lösungen an. Es hapert an der Kooperation mit externen Zertifizierungsstellen. Überdies werde Datensicherheit als reine Data Loss Prevention-Baustelle begriffen. Deshalb muss man sich eigens für SafeSync anmelden, um File Sharing zu nutzen. Zudem fehlen laut Gartner geeignete Suchfilter zum Beispiel für kritische Emails.

Die EMC-Tochter VMware erhofft sich von dem Kauf Synergieeffekte zwischen dem Produktangebot von Airwatch und dem Portfolio vom VMware-Bereich End User Computing. "Airwatch überspanne Mobile, Cloud und Security - alles wichtige Themen für die Chefetage und aktuell die Prioritäten für CIOs", erklärte Sanjay Poonen in einer Stellungnahme. Die Bedeutung von Airwatch entspreche daher einem dreifachen Wortwert beim Scrabble-Spiel.

VMware ist mit der Aquisition von Airwatch in bester Gesellschaft: Zuvor hatten unter anderem auch IBM (Fiberlink ) und Citrix (Zenprise) ebenfalls einen der führenden Anbieter im nach wie vor wachstumsträchtigen Markt für Enterprise Mobility Management gekauft. Als Konsequenz stehen nun für Kaufinteressenten immer weniger unabhängige und wichtige Player zur Auswahl, gleichzeitig drohen bereits akquirierte Anbieter, die nun stärker integrierte Lösungen bringen können, den Markt zu dominieren.