Die IT-Strategie des Wolfsburger Autobauers

Volkswagen: Vollgas mit 0,9 Prozent vom Umsatz

28.05.2008 von Holger Eriksdotter
Dem Volkswagen-Konzern geht es gut: Für Konzern-CIO Hardy Mühleck bedeutet die dynamische Entwicklung indes eine zusätzliche Herausforderung: Er muss den Spagat zwischen Harmonisierung und schnellem Auf- und Ausbau von IT-Systemen bewältigen.

Die Liste der IT-Projekte beim Volkswagen-Konzern ist lang: "Mehr als 600 laufen zurzeit", sagt CIO Mühleck. Kurz vor dem Abschluss steht das Global-Client-Programm, bei dem T-Systems den Umstieg aller Desktop-Systeme auf einheitliche Hard- und Software steuert. Dell liefert die PCs, alle sind mit dem Betriebssystem Windows XP ausgestattet. "Ein späterer Umstieg auf Vista ist dann kein großes Problem mehr, das geht alles remote", sagt Mühleck. Auch die gesamte Druckerlandschaft des VW-Konzerns wurde mit Geräten von Ricoh Nashuatec auf einen einheitlichen Standard gebracht. Allein bei den Druckern rechnet der CIO mit einem Einsparpotenzial von bis zu 70 Prozent der Betriebskosten.

Dabei ist die Vereinheitlichung der Client- und Druckerlandschaft nur eine Facette der Harmonisierung der konzernweiten IT-Landschaft: "Wir standardisieren auf unterschiedlichen Ebenen: Auf der Ebene des weltweiten IT-Services, Operations- und Application-Management sowie der globalen Governance sind wir schon sehr weit. Ebenso auf der Ebene der Systemplattformen, wo wir eine weitgehende Standardisierung auf Infrastrukturkomponenten wie SAP, Oracle oder Websphere realisiert haben", sagt Mühleck.

Sein Fokus liegt jetzt auf der Ebene der Prozess- und Applikationsstandardisierung: "Hier lassen sich die größten Effekte erzielen. Wenn wir eine neue Fabrik bauen, wie im russischen Kaluga und ganz aktuell im indischen Pune, setzen wir dort die konzernweit etablierten Produktionsprozesse und IT-Templates ein. Ob SAP oder Non-SAP spielt dann nur noch eine untergeordnete Rolle. Welt- und konzernweit einheitliche IT-Templates sind der höchste Standardisierungsgrad, der realisierbar ist", sagt Mühleck.

Projekte wie das konzernweite Produktdaten-Management auf Basis von Teamcenter, einer Engineering-Collaboration-Lösung, oder die "Digitale Fabrik" liegen CIO Mühleck besonders am Herzen: "Hier leistet die IT einen wirklichen Wertbeitrag für die Weiterentwicklung des Unternehmens - und zwar nicht in Form von Commodities, sondern durch innovative Konzepte und Lösungen, die etablierte Prozesse verändern und erneuern. Das ist unser neuer Stellenwert bei VW: Die IT ist Mitgestalter von Prozessen."

Und der IT-Chef hat ein Problem, um das ihn andere CIOs beneiden dürften: "Mit IT-Ausgaben von 0,9 Prozent vom Umsatz sind wir führend in der Automobil-Branche und haben praktisch den Kosten-Benchmark gesetzt. Da liegen wir schon so gut, dass es sehr schwer ist, diesen Wert noch zu verbessern."

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