Hochtief AG

Von SAP zu Oracle

24.02.2006 von Thomas Zeller
Bei dem Baukonzern Hochtief stehen für die IT die Themen Standardisierung und Kostensenkung ganz oben auf der Agenda. Der IT-Bereichsleiter Frank Schröder hat deshalb das Projekt "Aristoteles 2005" ins Leben gerufen. Dabei will das Unternehmen seine ERP-Umgebung zum Teil von SAP auf Oracle migrieren.
Frank Schröder IT-Bereichsleiter bei Hochtief will bei seinen ERP-Anwendungen zum Teil von SAP auf Oracle umsteigen.
Foto: Hochtief

Das offizielle Ziel bei dem Projekt ist es, die laufenden jährlichen Kosten für den Systembetrieb deutlich zu reduzieren und die Geschäftsprozesse im Zusammenspiel mit externen Partnern zu verbessern. Dafür soll künftig Oracle E-Business-Suite die SAP-Umgebung ersetzen.

Zum Einsatz kommen sollen die Module "Oracle Financials", "Projects", "Purchasing/Sourcing" und "Contracts" sowie ein integrierter Berichtsgenerator. Generalunternehmer und Betreiber wird Outsourcing-Partner Capgemini.

Ganz ohne SAP wird es bei dem Essener Konzern aber auch künftig nicht laufen. Dafür sorgte der der Hochtief-Finanzvorstand Hans-Georg Vater, der in diesem Jahr in den Ruhestand geht. Er drängte auf die Einführung einer neuen Software für die Erstellung des Konzernabschlusses.

Mit der neuen Applikation auf SAP-Basis soll der Abschluss vor allem schneller erstellt werden. Den Begriff "Fast Close" will dabei allerdings niemand bei Hochtief in den Mund nehmen. Stattdessen ist es der Projektleitung wichtig, dass HACE (Hochtief Accounting and Controlling Excellence) die Prognose und Mittelfristplanung des Controllings den Ist-Zahlen aus dem Rechnungswesen des gesamten Konzerns gegenüberstellt. Das Projekt gilt im Konzern als Erfolg, denn bereits der Zwischenabschluss zum 30. September 2005 wurde erstmals mit der neuen Anwendung durchgeführt.

Bereits vor HACE hatte Hochtief ein SAP-Konsolidierungspaket im Einsatz. Das bildete die Grundlage für die schnelle Projektumsetzung durch den Dienstleister RWE Systems Applications. Bereits nach drei Monaten konnte die Rechnungslegung aller Konzerneinheiten auf die SAP-Applikation umgestellt werden. Nach Abschluss des ersten Quartals 2006 soll nun auch der Bereich Planung und Prognose hinzukommen.

Auf Standards gebaut

HACE ist jedoch nur ein Beispiel für die IT-Strategie von Bereichsleiter Schröder. Er hat sich das Ziel gesetzt, möglichst die gesamte Prozesskette von Deutschlands größtem Baukonzern durch standardisierte IT-Lösungen mit harmonisierten Betriebskonzepten abzubilden. Bisher können die Standard-Lösungen der großen IT-Anbieter jedoch nicht alle Bereiche von Finanzierung, Planung, Bau und Betrieb vollständig abdecken.

"Wir sind kein Unternehmen mit einheitlichen Fertigungsstrukturen", erklärte Frank Schröder im Interview mit CIO. "Unser Geschäft besteht aus einzelnen, lokalen und zeitlich begrenzten Projekten. Diese projektorientierte Industrie gilt es zu unterstützten. Das macht unsere Ansprüche an die IT schon sehr spezifisch."

Womöglich setzt der IT-Verantwortliche von Hochtief auf Standardlösungen. Doch beispielsweise bei der integrierten Unterstützung des Projekt-Managements lassen die am Markt verfügbaren Standardprodukte Wünsche offen. „Bisher liefern die bekannten Systeme nicht das, was die Bauindustrie wirklich benötigt.“ Auch deshalb arbeitet Hochtief beim Projekt-Management teilweise mit einer Kombination von lokalen IT-Lösungen. Frank Schröder möchte diese Aufgaben jedoch näher an das zentrale ERP-System heranführen.

Erarbeitet werden solche strategischen Entscheidungen im zentralen Team des IT-Managements in Essen. Die IT-Tochter des Unternehmens, die Hochtief Software GmbH, wurde 2001 an Capgemini verkauft. Seitdem betreut Capgemini alle zentralen IT-Services für den Baukonzern, beispielsweise die ERP-Anwendungen oder das Weitverkehrsnetz. Alle lokalen IT-Dienstleistungen, die Desktops, lokale Server sowie Desktop-Applikationen im deutschsprachigen Raum werden seit 2004 von Siemens Business Services erbracht.