ITIL, Konsolidierung und Co. sind Pflicht, strategische Projekte die Kür

Was der IT-Chef 2009 anpacken muss

19.01.2009 von Nicolas Zeitler
Zehn gute Ratschläge für CIOs haben die Berater der Experton Group parat. Nachdem der IT-Chef seine Hausaufgaben bei Security, Applikations-Portfolio-Management und Konsolidierung gemacht hat, soll er sich Business-Prozessen und Innovationen, zuletzt auch strategischen Projekten zuwenden.
Strategische Projekte sind auch in der Krise wichtig, sagt Luis Praxmarer von der Experton Group. Allerdings könne sie nur angehen, wer seinen Alltagsbetrieb im Griff hat.

Kosten senken und flexibel reagieren - das sind in diesem Jahr die größten Zwänge, die die Arbeit des CIO bestimmen. Die Berater der Experton Group haben vor diesem Hintergrund zehn Punkte aufgestellt, an denen sich der IT-Chef bei seiner Arbeit orientieren soll. Zunächst geht es dabei um alltägliche Basis-Funktionen. Erst wer hier seine Hausaufgaben gemacht habe, könne sich höheren Anliegen widmen, betont Luis Praxmarer, CEO und Global Research Director bei der Experton Group.

1. ITIL, CobiT und Sourcing

Grundlage aller CIO-Arbeit ist zunächst ein ausgezeichnetes Management des IT-Betriebs. Dazu gehört nach der Ausrichtung an ITIL auch der Einsatz des Governance-Frameworks CobiT (Control Objectives for Information and Related Technology). Gegenüber ITIL komme bei CobiT die Verzahnung von IT und Business besser zum Ausdruck, erklärt Luis Praxmarer im Gespräch mit CIO.de: "Projekt- und Budget-Entscheidungen kann man zwar auf IT-Seite vorbereiten, fällen muss sie aber letztlich das Business." Außerdem wichtig sei die richtige Balance beim Sourcing, abhängig von der Strategie des Unternehmens.

2. Security als Business-Enabler

Das Thema Sicherheit stand bei einer Umfrage der Experton Group im vergangenen Jahr auf Platz eins der Prioritäten von CIOs, wie Praxmarer berichtet. Bei ihren zehn Handlungsempfehlungen für dieses Jahr haben die Berater Security an zweite Stelle gesetzt. Wer seinen IT-Betrieb grundsätzlich im Griff habe, solle danach schauen, wie er Sicherheit als "Enabling Faktor" angehen könne. "Der CIO sollte sich zum Beispiel fragen, wie viele neue Kunden er gewinnen kann, wenn er auf diesem Feld seine Hausaufgaben gemacht hat", erklärt Praxmarer.

3. Applikations-Portfolio-Management

Bevor ein IT-Chef Vorhaben wie Konsolidierung oder Virtualisierung angehen kann, sollte er seine Anwendungs-Landschaft bereinigen. "Denn mit Legacy-Anwendungen schafft man sich nur Probleme", sagt Praxmarer. Unterhalte eine Firma etwa an einem Standort eine alte Lagerhaltungs-Software, laufe diese womöglich nicht unter dem neueren Betriebssystem, das an anderen Niederlassungen verwendet werde. Auch die dafür notwendigen Storage-Systeme seien mit neueren oft nicht kompatibel.

Wer solche Altlasten loswerden wolle, stoße für gewöhnlich oft auf politische Widerstände. Die Wirtschaftskrise allerdings liefere dem CIO Argumente, um dagegen anzukämpfen. Denn alte "Vampire Applications" beizubehalten, koste sehr viel Geld.

4. IT-Konsolidierung

Die Konsolidierung ist laut Experton eine Maßnahme, mit der sich sehr viel Geld sparen lässt. Außerdem schaffe sie Möglichkeiten, um Cloud Computing und externe Services besser zu nutzen. Konsolidieren sollte der CIO im Rechenzentrum, bei Servern, Storage und Clients.

5. Business Intelligence

Die Bedeutung von Business Intelligence ist Praxmarer zufolge in den letzten Jahren mehr und mehr gestiegen. Vor allem in der jetzigen Krisenzeit sei sie "low hanging fruit" - etwas, woraus sich schnell Gewinn erzielen und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit steigern lasse. "Man kann die vorhandenen Informationen noch besser nutzen und mehr Analysen machen, um mehr über den Kunden zu erfahren", sagt der Berater. Business Performance Management mache darüber hinaus auch Schwächen offensichtlich, lege etwa Medienbrüche offen.

6. Business-Prozess-Wissen

Als nächstes sollten sich IT-Entscheider gemäß dem Experton-Plan mit den Prozessen im Unternehmen befassen. "Man muss radikal an die Prozesse herangehen", ermutigt Praxmarer. Viele Unternehmen seien noch viel zu vertikal aufgestellt und deshalb nicht an horizontalen Prozessen oder am Kunden ausgerichtet. Die IT sei Dreh- und Angelpunkt für Themen wie Automatisierung, Effizienz und die Betrachtung der Gesamtkosten von Prozessen. Wer seine Prozesse überprüfe, könne viel Geld sparen, die Durchlaufgeschwindigkeit vieler Vorgänge erhöhen und so auch einen guten Eindruck bei Kunden hinterlassen.

7. Innovationen angehen

Den Innovations-Begriff fasst Luis Praxmarer weit. Es geht ihm dabei nicht nur um neue Produkte oder Dienstleistungen. Neuerungen könne es auch bei der Organisation eines Unternehmens geben oder sogar beim Geschäftsmodell. Wichtig sei es, auch in der Krise nicht vor Innovationen zurückzuschrecken. Vielerorts könne es sinnvoll sein, neue Prozesse einzuführen. Beispielhaft nennt Praxmarer die Gründung einer GmbH: "In Deutschland dauert das derzeit vier Wochen, in den USA kann ich das in zehn Minuten übers Internet erledigen." Führe man bei derlei Angelegenheiten neue Prozesse ein, lasse sich viel Geld sparen.

8. Personal-Management

Als nächste Stufe auf der Leiter der zehn Tipps für 2009 haben die Experton-Experten die Personalplanung gesetzt. "Das wird von den wenigsten beherrscht", berichtet Praxmarer. Wichtig sei eine vorausschauende, langfristige Planung, zum Beispiel mit Jahresplänen für unterschiedlich lange Zeiträume. "Der CIO muss vorausschauen und sich fragen, was das Business wahrscheinlich künftig erwartet und wo seine IT zu diesem Zeitpunkt stehen wird."

Danach müsse er entscheiden, welche Mitarbeiter eingestellt werden müssen. Je nach Bedarf könne es sinnvoll sein, bestimmte Fertigkeiten vorübergehend extern einzukaufen.

9. Leistungsmessung

"Was ich nicht messen kann, kann ich auch nicht managen", sagt Luis Praxmarer. Finanzchefs forderten Leistungsmessungen und Benchmarking in Krisenzeiten immer wieder. Deshalb dürfte sich der CIO auch in diesem Jahr häufig solchen Anfragen gegenüber sehen. Best Practice CIOs nutzten diese Instrumente ohnehin nicht selten für wichtige Entscheidungen und kontinuierliche Verbesserungen.

10. Strategiepläne für die IT

Als zehnten Punkt empfiehlt Experton CIOs, IT-Strategiepläne zu erstellen, in die Ideen aus allen Geschäftsbereichen einfließen. Problematisch sei indes oft die Kommunikation der Pläne; daran scheiterten die meisten CIOs.

Sinnvoll für die nächsten Jahre könne die Arbeit mit Szenarienplanungen sein. Man müsse hierzu verschiedene Prognosen entwerfen, sowohl für einen sehr gut als auch für einen sehr schlecht laufenden Markt. "Das bringt viel Flexibilität", ist Praxmarer überzeugt. Leichter tue sich der IT-Chef, wenn die Geschälftsleitung ihm Vorgaben mache, etwa mit welcher Umsatzentwicklung er planen solle.