Hardware plus Middleware

Was IBMs PureSystems leisten

22.08.2012 von Rüdiger Spies
Die Integration der neuen Systeme ermöglicht CIOs Einsparungen. Sie fordert aber auch mehr Zusammenarbeit in der IT, so Rüdiger Spies von IDC in seiner Kolumne.
Rüdiger Spies ist Analyst und Independent Vice President Enterprise Applications bei IDC Central Europe GmbH.
Foto: IDC

Im April diesen Jahres hat IBM eine neue Serie von Hardware-Systemen angekündigt: PureSystems. Sie kommen in zwei "Geschmacksrichtungen": Als PureFlex und PureApplication Systems. In diesen Tagen werden nun auch in Deutschland die ersten PureApplication Systems ausgeliefert. IDC beobachtet in diesem Zusammenhang einige interessante Marktdynamiken.

Eigentlich ist es falsch, von Hardware-Systemen zu sprechen. Aber der Reihe nach: Man kann diese Systeme als eine Vereinigung der bisherigen p- und x-Systeme werten. Obwohl die genannten Hardware-Brands zunächst noch weiter angeboten werden, entledigt sich IBM erneut längerfristig einer weiteren Hardware-Linie. Damit ist das Spektrum der zu vermarktenden Systeme von vier auf zwei gesunken.

Middleware-Software Teil von Pure Systems

Die AS/400 bzw. i-Series wurde bereits vor einiger Zeit mit den p-Series zusammengelegt und unterscheidet sich ohnehin nur noch durch Software von den p-Series-Systemen. Die neue Harmonisierung wendet nun das erprobte Konzept einer Hardware- und Middleware-Integration auf eine gemeinsame p-/x-Systemreihe an. IBM kann damit seine Marketingausgaben sicher senken, da nur ein gemeinsames System beworben werden muss.

Darüber hinaus ist ein ganzes Spektrum von integrierter Middleware-Software Bestandteil der PureSystems. Spezielle Pattern sollen für bestimmte Einsatzgebiete optimierte, vorinstallierte Konfigurationen liefern. Diese können auch von IBM von einem Server nachgeladen werden, um so immer aktualisiert zu bleiben. Außerdem können auch Partner von IBM Pattern definieren, die eine optimierte Infrastruktureinstellung für Anwendungslösungen der Partner ausgelegt sind. Damit entfallen bei Systeminstallationen beim Kunden aufwendige Infrastruktur-Konfigurationen, sodass ein Fokus auf die Anwendungssysteme gelegt werden kann, was wiederum die Zeit bis zum produktiven Einsatz verkürzt.

Während die PureFlex-Systeme klar als Infrastruktur-System positioniert sind, ist die Positionierung bei den PureApplication-Systemen weniger eindeutig. Schnell stellt sich allerdings heraus, dass die PureApplication Systems keine Systeme mit vorinstallierten Anwendungen sind. Es geht vielmehr um Middleware, die anwendungsspezifisch optimiert vorinstalliert und konfiguriert ist. Es ist in etwa ein Konzept, das bei der AS/400 lang erfolgreich war und das jetzt auch auf Unix- und x86-Systemen Anwendung findet. Allerdings hält IBM nichts davon ab, zukünftig auch komplette Anwendungssysteme anzubieten, um ihre Position im Markt für Anwendungssoftware weiter auszubauen.

IBM spricht direkt CIOs an

IBM nutzt seinen vermeintlichen Nachteil als Hardware-Anbieter für den Ausbau seiner strategischen Position bei Anwendungssoftware. Und es ergibt sich ein weiterer strategischer Vorteil: Innerhalb von IBM sind die unterschiedlichen Brands aufgrund der starken Integration von Prozessor-Hardware, Speichersystemen, Netzwerkkomponenten sowie Betriebssystemen, Datenbanken und von weiteren Middleware-Bestandteilen, gezwungen, weit intensiver zusammenzuarbeiten als bisher.

Genau dieser Umstand wird auch Auswirkungen auf IT-Organisationen haben. Durch die starke Integration werden PureSystems sicher weniger Attraktivität für einzelne System-x- oder Datenbank-Manager aufweisen. Vielmehr werden sich CIOs von den Systemen angesprochen fühlen, weil durch die Vorintegration weniger Arbeitsleistung in Einzelkomponenten investiert werden muss.

IT-Einkäufer und Anwender sollten darauf vorbereit sein, dass

Plus für Anwender: Kurze Installationszeiten

Zusammenfassend ist festzustellen: IBM reduziert mit den PureSystems die Anzahl seiner Hardware-Brands weiter, integriert Hardware, Middleware, und längerfristig Anwendungssoftware in betriebsfertige Bausteine, um so die volle Stärke seines Angebotes auf höchster Unternehmensebene gezielt zu verkaufen. Anwender profitieren allerdings auch durch potentielle Kostensenkungen bedingt durch eine höhere Vorintegration, kürzere Installationszeiten, Update-Möglichkeiten von Betriebs-Pattern und weniger Administrationsaufwand. Allerdings wird die Austauschbarkeit der Systeme - wie man bisher von den x86-basierten Systemen kannte - weiter reduziert.