IT-Budgets sinken in Deutschland um 4,2 Prozent

Was IT-Entscheider 2009 bewegt

13.03.2009 von Andrea König
Unternehmen drosseln in der Krise ihre IT-Ausgaben. 15 Prozent tun dies, um ein Zehntel und mehr. Wenn investiert wird, dann in Bereiche, die Geld bringen sollen. Daher ist der große Gewinner bei der Budgetverteilung der Vertrieb.

Angesichts der Wirtschaftskrise und der anhaltenden Unsicherheit kappen Unternehmen ihre IT-Budgets. Das hat die Studie "Was bewegt IT-Entscheider 2009?" ergeben, die die Unternehmer-Beratung Droege und das Handelsblatt auf der Cebit vorgestellt haben. Demnach reduzieren Unternehmen ihre IT-Budgets um durchschnittlich 4,2 Prozent.

2009 überlegen IT-Entscheider genau, wofür sie wieviel Geld ausgeben.

Die Studie zeigt, dass 43 Prozent der befragten Unternehmen ihre IT-Investitionen kürzen werden, davon immerhin 15 Prozent um ein Zehntel und noch mehr. Andererseits gab rund ein Drittel der Firmen an, in der Krise erst recht zu investieren. 34 Prozent wollen ihre Budgets angesichts der Krise aufstocken, elf Prozent sogar um zehn Prozent und mehr.

Wie schon bei der IT-Studie 2008 ist der Vertrieb ein eindeutiger Gewinner bei der Verteilung der Mittel. Denn einen großen Teil der Investitionen stecken die Unternehmen in den Ausbau des Geschäfts, also in Wachstum. Im Routine-Geschäft hingegen wird weniger investiert: Tischcomputer und Notebooks werden beispielsweise länger genutzt als in früheren Jahren.

Torsten Frankenberger von Droege und Partner sagt über diese Entwicklung: "Wir stellen fest, dass die Unternehmen nicht mehr alle drei Jahre automatisch neue Hardware hingestellt bekommen wollen." Das habe mit den Kosten zu tun, aber auch damit, dass die neuen Geräte und die neue Software nicht mehr den Funktionalitätsschub früherer Jahre mitbringen.

ERP-Markt: Microsoft legt zu, SAP stagniert

Insgesamt investieren Unternehmen durchschnittlich rund 44 Prozent ihres Budgets in Anwendungen und 56 Prozent in Infrastruktur. Bei den Anwendungen verteilen sich die Anteile wie folgt: Der Gewinner ist der Vertrieb, in den 25 Prozent des Anwendungs-Budgets fließen. An zweiter und dritter Stelle folgen Produktion (19 Prozent) und Admin (18 Prozent).

Für die Logistik geben CIOs 15 Prozent ihres Anwendungs-Budgets aus, für den Service 14 und für Forschung und Entwicklung zehn Prozent. Beim Budget für Infrastruktur fließen 23 Prozent in Server und 21 Prozent in Arbeitsplatzumgebungen. An dritter Stelle auf dem Infrastrukturinvestitionsplan steht das Netzwerk mit einem Anteil von 17 Prozent. Datenbank, Middleware und Security halten jeweils einen Anteil von 13 Prozent.

Vergleicht man bei den Investitionen große und kleinere Unternehmen, fallen im Bereich der Anwendungs-Investitionen zwei Gebiete auf, die sich deutlich unterscheiden. Unternehmen mit mehr als 2,5 Milliarden Euro Jahresumsatz investieren 20 Prozent ihres Budgets in den Vertrieb. Unternehmen die unter der Marke von 2,5 Milliarden liegen, investieren 26 Prozent ihres Anwendungs-Budgets in den Vertrieb. In den Bereich Produktion investieren die Kleineren 16 Prozent, die Größeren 24 Prozent.

Bei den Investitionen in Infrastruktur gibt es größere Unterschiede zwischen kleineren und größeren Unternehmen in drei Bereichen. Die Großen stecken 18 Prozent des Budgets in Server, die Mittelständler 24 Prozent. Für Security gibt der Mittelstand zwölf Prozent des Budgets für Infrastruktur aus, die Großen 21 Prozent. In die Arbeitsplatzumgebung investieren die großen Firmen 18 Prozent, die kleineren 23 Prozent.

CIOs geben sich auch beim Einsatz von ERP-Programmen bescheiden. "Microsoft legt im ERP-Markt weiterhin zu, während SAP stagniert. Das zeigt, dass die Kunden in schwierigen Zeiten auch mit weniger zufrieden sind", sagt Frankenberger. Zudem befinde man sich gerade an einem Wendepunkt, fügt er hinzu: "Die IT-Kunden wollen mehr Flexibilität, mehr Variabilität in ihren IT-Kostenstrukturen."

RFID und Biometrie wachsen langsam

Bei der Betrachtung der Betriebssysteme sieht es für Microsoft nicht so gut aus wie bei den ERP-Programmen. Der Marktanteil von Vista ist mit zwei Prozent niedrig geblieben. Frankenberger geht davon aus, dass viele Kunden auf Windows 7 warten werden. Stabil entwickelte sich der Markt zur Auslagerung von IT-Aufgaben an Dritte. Alle befragten CIOs wollen den Fremdanteil ihrer IT-Ausgaben in den kommenden Jahren stabil halten oder langsam ausbauen.

Bei der Beurteilung neuer Kommunikationstechnologien wie RFID und Biometrie rechnen die Befragten mit einer langsamen Steigerung der Verbreitung. Die Ausbreitung der Funkchips soll bis zum Jahr 2012 von aktuell drei auf dann 14 Prozent steigen. Ähnlich schätzen die IT-Manager die Zukunft der Biometrie ein. Deren Durchdringungsgrad werde von derzeit drei auf maximal dreizehn Prozent bis 2012 ansteigen.

An der Marktstudie "Was bewegt IT-Entscheider 2009?" haben 322 IT-Entscheider aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilgenommen. Die Befragten arbeiten in größeren mittelständischen Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 100 und 500 Millionen Euro. Initiatoren sind die internationale Unternehmer-Beratung Droege & Comp. sowie das Handelsblatt.