Neues Betriebssystem holt bei Multimedia auf

Was RIM über Blackberry OS 6 verrät

07.06.2010 von Moritz Jäger
In wenigen Monaten soll das nächste Blackberry-Betriebssystem erscheinen, ein Geheimnis, das RIM eifersüchtig hütet. CIO.de fasst die verfügbaren Informationen zusammen.

Research in Motion will bereits in den nächsten Monaten den Nachfolger des mobilen Betriebssystem, Blackberry OS 6 einführen. Harte Fakten zum neuen System sind nur wenige bekannt, auf dem Wireless Enterprise Symposium 2010 wurde aber ein erstes Video gezeigt, dass einige der neuen Funktionen zeigt. Wir haben das Video analysiert und stellen auf den nächsten Seiten die neuen Funktionen vor.

Neue Multimedia-Features

Ein Ausblick auf den neuen, iPhone-ähnlichen Media-Player. (Quelle: RIM)

RIM sieht nicht nur die Business-Kunden als Zielgruppe, immer interessanter werden die auch die Privatkunden. Kein einfacher Markt, schließlich ist auch Apple und Google Android in diesem Markt unterwegs. Abhilfe soll anscheinend ein komplett überabeiteter Multimedia-Player schaffen. Dieser bietet nicht nur moderne Funktionen wie Cover-Flow, bei dem die Albencover zum jeweiligen Lied angezeigt werden, sondern kann zusätzlich Video-Sites wie YouTube durchsuchen um etwa passende Musikvideos anzuzeigen.

Neue Messaging-Funktionen

Informationen rund um Termine, Anrufe und E-Mails werden nun zentral zusammengefasst. (Quelle: RIM)

Blackberrys sind aber nicht nur zum Vergnügen gebaut, sie sind in erster Linie für ihre Business-Funktionen bekannt. Das neue Betriebssystem bündelt alle eingehenden Nachrichten scheinbar und zeigt die Anzahl im Hauptmenü an. Klickt man auf das Briefsymbol, werden die zuletzt eingegangenen Nachrichten angezeigt, ebenso wie die verpassten Anrufe und anstehende Termine. Klickt man in einer Nachricht auf den Absender, zeigt der Blackberry alle relevanten Informationen und Optionen an. So kann man den Kontakt beispielsweise schnell per Telefon, SMS oder Blackberry Messenger kontaktieren.

Kombinierte Suchfunktion

Eine weiter Neuerung des Blackberry OS 6 ist die verbesserte Suchfunktion. Das Smartphone indiziert sämtliche Inhalte auf dem Gerät, seien es Kontakte, Musikstücke, Applikationen oder E-Mails. Bereits während des Tippens zeigt der Blackberry passende Ergebnisse an. RIM scheint sich hier an der Universal Search des Palm webOS-Betriebssystems zu orientieren - in jedem Fall erspart es eine langwierige Navigation durch die Menüs.

Blackberrys im Überblick
Beim Blackberry Storm
verzichtet RIM auf die sonst übliche vollwertige Tastatur und setzt ganz auf die Bedienung per Touchscreen: Für langjährige Blackberry-Anwender ist das sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber die Softtastatur auf dem Touchscreen mit spürbaren Druckpunkt gefällt. Neben den Blackberry-typischen guten Office-Funktionen bietet das jüngste Blackberry-Modell auch Multimedia-Features wie einen ordentlichen Musikplayer. Zudem lässt sich die Storm-Software-Ausstattung auch über einen Online-Shop - ähnlich des Apple AppStore - erweitern.
QWERTZ-Tastatur, Trackball, Push-E-Mail und zahlreiche Office-Funktionen:
Der Blackberry Bold 9000 besinnt sich auf die klassischen Stärken seiner Familie. Als erstes Blackberry-Modell verfügt das schlanke Business-Handy über HSDPA für schnelle Datenverbindungen. Ebenfalls an Bord: Ein GPS-Empfänger.
Der Blackberry Curve 8310
ist zwar bereits seit 2007 auf dem Markt, hat aber durchaus noch seine Daseinsberechtigung: Zum vergleichsweise günstigen Preis von unter 300 Euro ohne Vertrag erhalten Anwender ein solides Business-Handy mit allen wichtigen Office-Funktionen sowie GPS für die mobile Navigation.
Der Nachfolger des Curve 8310
unterscheidet sich in drei Punkten von seinem Vorgänger: Das Display bietet halbe VGA-Auflösung und damit einen guten Kompromiss zwischen Helligkeit und Stromverbrauch, die Kamera verfügt über einen 3,2-Megapixel-Sensor und ein höher getakteter Prozessor beschleunigt das Arbeiten. Ansonsten handelt es sich beim Curve 8900 um ein zuverlässiges Business-Handy im klassischen Blackberry-Design.
Beim Pearl 8120
hat Blackberry abgespeckt - im positiven Sinne: Das Gehäuse des Business-Handys ist wesentlich schlanker als das seiner Kollegen. Trotzdem steckt viel Technik in dem kompakten Gerät. Neben den üblichen Office-Funktionen bietet das Pearl 8120 auch eine 2-Megapixel-Kamera, ein Speicherkartenslot für microSD-Karten sowie WLAN. Nicht zuletzt der günstige Preis von etwa 250 Euro ohne Vertrag machen das Gerät interessant für Einsteiger in die Blackberry-Welt.
Zwar kann das Pearl 8110
Geschäftsleute dank GPS-Modul auch in fremden Städten zielsicher lotsen, doch dafür lässt es UMTS und WLAN vermissen. Ein weiteres Manko ist die kleine Tastatur mit doppelter Tastenbelegung, die eine vollwertige QWERTZ-Tastatur nicht wirklich ersetzen kann. Ansonsten bietet das kompakte Geräte alle Funktionen, die man von einem Blackberry erwartet, inklusive Office-Features und Push-E-Mail.
Das Pearl 8220 Flip
ist Blackberrys erstes Klapp-Handy. Das Design mit einem Innen- und einem Außendisplay gefällt, die Tastatur allerdings nicht unbedingt: Die Doppelbelegung - beispielsweise zum Tippen von Zahlen - ist zu umständlich gestaltet. Die Office-Funktionen fallen gewohnt umfangreich aus, doch leider gestaltet sich das Surfen im Internet ohne UMTS beziehungsweise HSDPA langsam. Lediglich im WLAN lassen sich Daten flott austauschen.
Der Blackberry 8800
gefällt durch sein hochwertiges Design: Edle Klavierlack-Optik machen das Smartphone zum Statussymbol für Geschäftskunden. Allerdings sollten diese über eine große Hosentasche verfügen, ist das Gerät doch immerhin 10,7 x 5,0 x 1,45 cm groß und 134 Gramm schwer. Organizer, Push-E-Mail, GPS für Navigation sowie eine lange Akku-Laufzeit bescheinigen dem Schwergewicht jedoch absolute Business-Tauglichkeit.
Für gerade einmal knapp 70 Euro führt O2 das fast drei Jahre alte Blackberry-Modell noch im Sortiment - günstiger geht der Einstieg in die BlackBerry-Welt nicht. Dafür erhalten Anwender ein kompaktes Arbeitsgerät mit allen wichtigen Office-Funktionen, Push-E-Mail und Quadband. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ebenfalls schon einige Jahre auf dem Buckel hat der Blackberry 7290.
Während alle Office-Funktionen wie gewohnt zur Verfügung stehen, muss auf Multimedia-Funktionen komplett verzichtet werden. Das Quadband-Gerät verfügt bereits über eine Bluetooth-Schnittstelle, WLAN ist aber noch nicht integriert.
Noch länger als das Blackberry 7290
ist das Blackberry 7230 auf dem Markt - nämlich bereits seit 2003. Das großformatige Smartphone wirkt daher auch in puncto Design recht antiquiert. Zwar stellt der Blackberry 7230 bereits die wichtigsten Office-Funktionen zur Verfügung, doch ob sich die Anschaffung heute noch lohnt, lässt sich mangels schneller Datenübertragungsmöglichkeit, Multimedia-Funktionen oder Bluetooth berechtigt in Frage stellen.

Schnellzugriff auf Favoriten

Bislang konnte man wichtige Programme nur bedingt anordnen. Künftig sollen Nutzer einen deutlich schnelleren Zugriff auf ihre Favoriten erhalten. Dazu hat RIM im Startmenü, das von unten nach oben "gezogen" wird eine weitere Seite eingebaut. Dort lassen sich wichtige Verknüpfungen hinterlegen, sie stehen damit jederzeit schnell zur Verfügung.

Soziale Interaktion

Der Blackberry Messenger nimmt im Zukunftskonzept eine deutlich größere Rolle ein, schließlich können alle Besitzer eines Blackberrys darüber chatten, ohne ein separates Konto anmelden zu müssen. Ebenfalls verstärkt werden soll die Integration von sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook.

Neues Browser-Konzept samt Flash

Auch der Blackberry Browser wird komplett überarbeitet, RIM zieht nun mit Google und Apple gleich. (Quelle: RIM)

Der Blackberry Browser ist, verglichen mit Android oder iPhoneOS, deutlich hinter dem aktuellen Standard. Das soll sich mit dem neuen Betriebssystem ebenfalls ändern. RIM zieht mit der Konkurrenz von Apple und Google gleich und nutzt künftig einen Webkit-basierten Browser. Besonders Highlight: Kommende Blackberrys dürfen auch Adobe Flash und Adobe AIR komplett unterstützen. Denn anders als etwa Apple wehrt sich RIM nicht vehement gegen den Einsatz von Flash auf den Endgeräten, im Gegenteil, die beiden Firmen arbeiten eng zusammen.

Welche Geräte?

Das Video lässt zahlreiche Fragen offen, darunter aber vor allem eine: Welche Geräte sollen das neue Betriebssystem unterstützen? Scheinbar wird Blackberry OS 6 auf eine Bedienung per Touch-Oberfläche ausgelegt - diese wird nur von einem Bruchteil der Modelle unterstützt. Auf der Fachmesse WES 2010 gab es allerdings auch Gerüchte, dass die neuen Touchpads als Ersatz für Touchscreens dienen könnten. In jedem Fall lässt RIM offen, ob und welche derzeitig im Markt erhältlichen Endgeräte auf das neue Betriebssystem aufgerüstet werden können.