Vor allem bei CRM und Compliance soll nachgerüstet werden

Wealth Management: Binnen drei Jahren steht ein Vermögen für IT bereit

25.07.2007 von Christiane Pütter
IT als entscheidender Faktor zur Differenzierung im Wettbewerb ist nun endgültig bei den Bankern angekommen, erklären die Analysten von PricewaterhouseCoopers in einer Studie. Dabei rücken insbesondere die Themen Customer Relationship Management (CRM) und Compliance in den Fokus.
Die Frage, ob sich Investitionen in die Systeme rentiert haben, wird überwiegend positiv beantwortet.

Auf den ersten Blick sind die Banken im Plus: In neuen Märkten wie Russland und Indien tun sich neue Chancen auf. Die IT läuft gut - im Prinzip. Die Unternehmen müssen jetzt aber erkennen, dass die positive Entwicklung kein Selbstläufer ist. Wer in einigen Jahren an der Spitze stehen will, muss sich an die Feinabstimmung machen. Aufgabe der IT ist es, den entscheidenden Vorteil herauszuarbeiten, der das einzelne Unternehmen von der Konkurrenz abhebt.

Die in der Studie befragten Wealth Manager gehen davon aus, dass ihr Geschäftsvolumen in den kommenden drei Jahren um 70 Prozent wachsen wird. Von der IT erwarten sie zunächst einmal Unterstützung in der Überprüfung ihrer operativen Prozesse. Mit 82 Prozent der Nennungen steht dieser Punkt ganz oben auf der Liste. 67 Prozent der Studienteilnehmer wollen Prozesse automatisieren oder ins Kernbankensystem holen.

Knapp jeder Zweite (49 Prozent) setzt auf E-Plattformen für den Kunden-Selfservice. 46 Prozent wollen das Customer Relationship Management mit Technologien für den Fernzugriff ausstatten.

Die bisherigen Erfahrungen der Banken mit ihren Systemen lesen sich positiv: 35 Prozent geben an, Investitionen hätten "signifikant" zu Effizienz und Kostensenkung beigetragen. Die Mehrheit von 51 Prozent erkennt immerhin an, "ein wenig" profitiert zu haben. Jeder Zehnte dagegen zeigt sich enttäuscht von seinen Investitionen in die Systeme. Sie hätten zu keiner Verbesserung geführt.

Banken rüsten sich mit verschiedenen Mitteln für den Konkurrenzkampf.

Wie auch immer: Drei von vier Unternehmen planen, binnen Jahresfrist einen größeren Upgrade ihrer Kerngeschäftsprozesse durchzuführen. Und mit 86 Prozent schreiben fast neun von zehn Befragten der IT eine hohe Priorität zu und sind bereit, in den kommenden drei Jahren mehr Geld dafür auszugeben.

Offshoring ist keine Option

Die Analysten wollten wissen, welche Punkte die Banken für wichtig halten. Die Befragten nehmen vor allem den Kunden ins Visier: Mit je 62 Prozent der Stimmen liegen die Verbesserung von Tools für das Kundenbeziehungs-Management sowie Kunden-Reporting-Systeme vorn. Mit 47 Prozent folgt der Ausbau von Durchgangsprozessen im Trade Execution und Booking. Die Überprüfung der IT Architektur und das Alignment von IT und Business steht mit 46 Prozent der Nennungen auf Platz Drei.

Wenig Aufgeschlossenheit zeigen Wealth Manager in Sachen Offshoring und Shared Services Center. Stichworte wie Bankgeheimnis und Kundenvertrauen liefern die Begründung.

Umso mehr interessieren sie sich für den Themenkomplex Risiko-Management und Compliance. Fast alle der 265 Befragten sehen "Compliance Risk" als Hauptfaktor, der das Management in den kommenden drei Jahren beschäftigen wird. Technologie-eigene Risiken nennen 168 Studienteilnehmer.

Dabei ist den Analysten aufgefallen, dass Europäer das Thema MiFID (Markets in Financial Instruments Directive) unterschätzen. PricewaterhouseCoopers sieht die Gefahr, dass europäische Banken sich hier nicht ausreichend rüsten.

Und noch Eines: Die positiven Seiten von MiFID - die Standardisierung der Compliance-Systeme etwa - werde von den Europäern zu wenig anerkannt. Gerade hier liegt nach den Worten der Analysten aber eine Chance, den entscheidenden Wettbewerbsvorteil herauszuholen.

PricewaterhouseCoopers hat für die "Private Banking/Wealth Management-Studie 2007" weltweit mit Entscheidern aus 265 Unternehmen gesprochen.