Digitalisierung bei dm Drogeriemarkt

Wenn der Roboter die Filiale scannt

06.12.2022 von Wolfgang Herrmann
Mit Automatisierungstechnik und einer produktorientierten IT-Organisation treibt Roman Melcher die Digitalisierung der Drogeriemarktkette dm voran.
„Die Produktorientierung macht die IT schneller, es gibt deutlich weniger Abstimmungsaufwand“, sagt Roman Melcher, der bei dm nicht nur die IT verantwortet, sondern auch in der Geschäftsführung sitzt.
Foto: dm

Automatisierung ist für Roman Melcher nichts Neues. "Wir machen seit 30 Jahren nichts anderes", sagt er im Interview mit dem CIO-Magazin. Allerdings setze man heute andere Technologien ein und erreiche einen viel höheren Durchdringungsgrad bis in die Fachbereiche hinein. Melcher kennt dm aus dem Effeff. Schon seit 1987 arbeitet er für das Unternehmen, inzwischen ist er nicht nur verantwortlich für die IT-Tochter dmTECH, sondern auch stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung.

"Wir prüfen sämtliche Prozesse daraufhin, ob sie Wertschöpfung im Sinne von Produktivitätssteigerung generieren", erklärt er das Vorgehen. "Bis 2030 verlieren wir in Deutschland rund fünf Millionen Erwerbstätige. Ohne einen verstärkten Technologieeinsatz und mehr Automatisierung ist das nicht zu kompensieren."

Die Top CIOs im Handel
Timo Salzsieder
Seit März 2017 ist Timo Salzsieder Chief Solution Officer (CSO) & Chief Information Officer (CIO) bei Metro Cash & Carry. Er wechselte von der Holiday Check Group zur Metro Gruppe.
Eduard Spitz
Die weltweite IT von Hugo Boss liegt seit März 2023 in den Händen von Eduard Spitz. Sein Vorgänger Jörg Walter ging in den Ruhestand.
Bastian King
Mit Bastian King beruft das Modeunternehmen Takko Fashion erstmals einen Chief Information Officer. Er soll den digitalen Wandel vorantreiben. Die Position des CIO hat der Modehändler aus dem nordrhein-westfälischen Telgte neu geschaffen. Zum 1. März 2023 holte das Management dazu Bastian King an Bord.
Christian Metzner
Seit Mitte April 2023 leitet Christian Metzner die IT der Drogeriemarktkette Rossmann. Seiner Vorgängerin Antje König stieg Anfang 2022 in den Vorstand auf. Metzner kommt von Volkswagen Financial Services.
Melanie Fichtner
Zum 1. Februar 2024 hat Melanie Fichtner den CIO-Posten bei der Baywa übernommen. Zuvor leitete sie die operative IT des Konzerns.
Ricardo Diaz
Seit August 2017 arbeitet Ricardo Diaz bei der Emil Frey AG in Zürich als CIO/CTO. Die Gruppe ist im Automobilhandel tätig. Der gelernte Diplom-Kaufmann Diaz war im April 2014 vom Energie Versorger EnBW als Vice President IT Strategy &Steering zur Unternehmensgruppe Media-Saturn gekommen. Im Juli 2014 wurde er CEO der Media-Saturn IT-Services und CIO bei Media-Saturn.
Matthias Wlaka
Seit 1. Januar 2024 ist Matthias Wlaka CIO und Mitglied der Geschäftsführung von Bonprix. Die Stelle wurde neu geschaffen, um die IT-Aktivitäten des Modehändlers zentral zu bündeln.
Frank Selbach
Seit Januar 2023 verantwortet Frank Selbach bei der Otto Group die IT-Geschicke. Vorgänger Alexander Peters wechselte als Geschäftsführer zu Manufactum.
Marc Rauscher
Seit 1. April 2023 ist der ehemalige IT-Chef von Douglas, Marc Rauscher, Geschäftsführer der Hagebau IT GmbH. Er verantwortet das operative Geschäft der IT-Tochter.
Christian Grotowsky
Seit Juni 2015 ist Christian Grotowsky CIO der Lekkerland Gruppe. Sein Titel lautet Senior Vice President Corporate IT und Managing Director des Tochterunternehmens Lekkerland Information Systems GmbH. Lekkerland ist ein Fachgroßhändler und Logistiker für das Convenience-Geschäft mit Sitz in Frechen bei Köln. Grotowskys letzter CIO-Job war beim Hausgerätehersteller Miele.
Roman Melcher
Roman Melcher verantwortet bei dm nicht nur die IT, sondern sitzt auch in der Geschäftsführung des Drogeriekonzerns.
Lars H. Heimann
Lars H. Heimann ist seit März 2019 CIO der BAHAG AG, die zentrale Einkaufsgesellschaft der BAUHAUS Regionalgesellschaften. Seit Anfang 2021 hat er zudem den Posten des Senior Vice President Corporate IT inne. Er kam bereits 1999 in das Unternehmen.
Markus Mosa
Seit Februar 2015 wird das Ressort IT/Logistik beim Lebensmittelkonzern Edeka direkt vom Vorstandsvorsitzenden Markus Mosa geführt. Vorgänger Michael Wulst ging aus persönlichen Gründen in Rente. Das Vorstands-Team der Edeka AG besteht nun aus nur noch drei Vorständen.
Roland Schütz
Roland Schütz, langjähriger CIO der Lufthansa, wechselt als Vorstand für IT und Digitalisierung zum Mannheimer Pharmahändler Phoenix. Schütz tritt die neu geschaffene Position des Chief Information Officer Anfang 2021 an.
Andreas Hubert
Andreas Hubert ist seit Februar 2021 Group CIO von Adidas.
Katja Burkert
Seit 1. Juli 2021 ist Katja Burkert CIO bei Intersport. Sie folgte auf Lars-Eric Pusch, der zur Drogeriekette Müller wechselte.
Michael Müller-Wünsch
Der Berliner Michael Müller-Wünsch (aka: MüWü) ist seit August 2015 Bereichsvorstand Technology (CIO) der Otto-Einzelgesellschaft. In dieser Funktion verantwortet Müller-Wünsch die Weiterentwicklung der IT-Landschaft und Tech-Architektur des Onlinehändlers und treibt damit den Wandel des Geschäftsmodells in Richtung Plattform. 2017 wurde die Technologie-Organisation von Otto unter seiner Führung mit dem CIO Innovation Award ausgezeichnet. Während seiner beruflichen Laufbahn arbeitete der im Bereich KI promovierte Informatiker und Diplom-Kaufmann unter anderem für Lekkerland, Ceva Logistics, MyToys und Herlitz.
Sinanudin Omerhodzic
Sinanudin Omerhodzic ist seit Oktober 2020 Geschäftsführer IT bei Aldi Nord. Er kommt von der Paul Hartmann AG.
Frank Schroeder
Frank Schroeder ist seit Mai 2016 Head of IT der Interseroh Dienstleistungs GmbH, einer Tochter des Berliner Recycling- und Umweltdienstleisters Alba. Er war zuvor Leiter IT-Management und Leiter Innovationsmanagement beim Bauunternehmen Hochtief AG in Essen.
Severin Canisius
Seit September ist Severin Canisius CIO und Mitglied der Geschäftsführung des Essener Schuhhändlers. Er folgt auf Olaf Schrage, der das Unternehmen Ende 2021 verlässt.
Katharina Knötel
Katharina Knötel hat im August 2021 den CIO-Posten bei Coca-Cola European Partners CCEP von Christian Rasche übernommen, der Mitte Juni zu The Coca-Cola Company gewechselt ist. Sie berichtet sowohl an Peter Brickley, CIO von CCEP, als auch die Geschäftsführung der deutschen Dependance. Knötel ist Teil der hiesigen Geschäftsführung und hat zudem einen Sitz im internationalen BPT-Führungsteam. Sie leitet den Bereich Business, Process and Technology (BPT) in Deutschland und ist unter anderem verantwortlich für Vertriebs- und Lieferkettenlösungen.
Jörg Kohlenz
Am 1. Juli 2022 hat der ehemalige Leoni-CIO Jörg Kohlenz die Position des Group CIO beim Thermomix-Anbieter Vorwerk übernommen.
Lars-Eric Pusch
Seit April leitet Lars-Eric Pusch die IT der Drogeriemarktkette Müller. Er soll sie zu einem datengetriebenen Unternehmen machen.
Khaled Bagban
Am 1. Mai 2022 begann das Mandat von Khaled Bagban: Der Manager tritt die neu geschaffene Stelle des Global Chief Digital and Information Officer (CDIO) beim Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co an.
Michael Rybak
Michael Rybak hat bei der Drogeriekette Rossmann Anfang 2015 als Geschäftsführer den neu geschaffenen Geschäftsbereich Logistik und IT übernommen. Er verantwortete bereits seit Mitte 2014 zusätzlich zur Logistik den Fachbereich IT. Rybak wechselte 2009 in die Logistik des Drogeriekonzerns, wurde Logistikleiter sowie Geschäftsführer der Logistik-Gesellschaft und trat in die Geschäftsleitung ein.
Mark Michaelis
Seit dem 7. Juni 2021 ist Mark Michaelis Geschäftsführer der Markant Services International GmbH sowie ihres polnischen Pendants. Das Unternehmen verantwortet die IT, Produktentwicklung und den Betrieb der Dienstleistungen und Services der Markant-Gruppe.
Michael Kaib
Michael Kaib wurde im Juli 2015 neuer CIO in der Zentrale des Modekonzerns Esprit in Ratingen. Er berichtet an den Chief Operations & Systems Officer, Leif Erichson. Kaib kam im Mai 2010 zu Esprit. Er war dort zuletzt Vice President - Head of IT Governance & Enterprise Architecture. Kaib studierte Betriebswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg und in den USA und promovierte anschließend am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Marburg. Seine berufliche Karriere begann er 1998 als Berater bei Booz & Company in Frankfurt am Main in der globalen IT Practice.
Andreas Schobert
Bei der Hornbach-Baumarkt-AG ist Andreas Schobert (41) seit 2015 neuer IT-Vorstand. Das Ressort Technologie wurde neu geschaffen. Der Vorstand wurde dafür von sechs auf sieben Mitglieder erweitertet. Im neuen Ressort laufen ab sofort die Fäden für die konzernweite Informationstechnologie sowie das E-Business zusammen. Seit 2012 war Schobert als Leiter E-Business für den internationalen Aufbau und die Weiterentwicklung des Online-Geschäfts im Hornbach-Baumarkt-AG Konzern zuständig.
Nathan Mott
Nathan Mott ist seit Oktober 2014 CIO beim Stuttgarter Pharmagroßhändler McKesson Europe (zuvor: Celesio). Der IT-Chef kam aus den USA, vom Mehrheitsaktionär McKesson. Mott war zuletzt Präsident der McKesson Pharmacy Systems & Automation (MPS&A) und hatte danach zusätzlich das Celesio Coordination Planning Office geleitet.
Armin Bergbauer
Mit Armin Bergbauer hat der Technologie-Distributor Ingram Micro seit Frühjahr 2008 einen neuen IT-Chef. Seine Vorgängerin Barbara Neumann hatte sich in den Ruhestand verabschiedet. Als Leiter IT & Organization ist Bergbauer auch Mitglied der Geschäftsleitung und berichtet an Gerhard Schulz, den Vorsitzenden der Geschäftsführung.
Walter Schulte-Vennbur
Bei Electronic Partner verantwortet Walter Schulte-Vennbur seit Februar 2013 die IT. Der Diplom-Informatiker war zuvor CIO be Also Actebis. Auch vor dem Zusammenschluss von Also und Actebis 2011 arbeitete er mehr als 15 Jahre in verschiedenen Positionen beim Vorgängerunternehmen Actebis.
Bernd Herrmann
Bernd Herrmann arbeitet seit 1990 bei Würth, einem Großhandel für Produkte der Befestigungs- und Montagetechnik. In der Würth-Gruppe ist er Geschäftsbereichsleiter für IT, E-Business und Logistik sowie Geschäftsführer für die Bereiche Marketing und EDV der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Seit Mai 2015 ist er auch in der vierköpfigen Konzernführung der Würth Gruppe vertreten und dort für IT und E-Business verantwortlich.
Stephan Wohler
Seit 2011 ist Stephan Wohler im Vorstand der Edeka Minden-Hannover. Er verantwortet bei der größten Edeka-Regionalgesellschaft die Ressorts IT und Logistik. Wohler kommt von der Metro, wo er zuletzt als Vorsitzender der Metro Group Logistics (MGL) arbeitete.
Marco Kahrau
IT-Leiter bei Apollo-Optik in Schwabach ist seit Februar 2016 Marco Kahrau. Er kommt von der Juwi AG in Wörrstadt bei Mainz, einem Spezialisten für erneuerbare Energien, wo er rund sieben Jahre als Bereichsleiter IT gearbeitet hat.
Michael Homburg
Michael Homburg ist seit April 2016 Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation bei Edeka Nord. Sein Vorgänger Ernst Bochnig ist in den Ruhestand gegangen. Seit Mitte 2015 war Homburg bei Edeka Nord bereits stellvertretender Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation.
Benjamin Beinroth
Neun Jahre war Benjamin Beinroth bei dem Lebensmitteleinzelhändler Tegut beschäftigt, davon vier Jahre als Chief Information Officer (CIO). Er wechselte zum Jahresbeginn 2016 in die CIO-Position bei Fressnapf. Beinroth berichtet als CIO direkt an Hans-Jörg Gidlewitz. Dieser ist verantwortlicher Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Personal und IT bei Fressnapf.
Jörg Heinen
Jörg Heinen heißt der IT-Leiter bei WMF (Württembergische Metallwarenfabrik AG) in Geislingen. Seit Februar 2016 ist er im Amt. Der Vice President Global IT (CIO), so sein offizieller Titel, war zuvor Corporate Director, Strategic Vendor Management, bei der Henkel AG in Düsseldorf. Dort war er zuvor auch CIO Western Europe und damit verantwortlich für die IT-Services in der umsatzstärksten Region.
Andreas Möller
Seit März 2018 ist Andreas Möller Geschäftsführer IT/ Managing Director IT beim Lebensmittelhändler Aldi Nord in Essen. Zuvor war er dort Bereichsgeschäftsführer IT, verantwortlich für IT-Projekte & -Methodik.
Frank Hoe
Frank Hoe ist seit September 2016 CIO DACH bei der L’Oréal Deutschland GmbH in Düsseldorf. Er blickt auf 15 Jahre Erfahrung als CIO und IT Direktor in internationalen Unternehmen wie McDonald’s, Dole Food Company, Aldi Stores UK/Ireland und beim TÜV Rheinland zurück. Hoes Vorgänger im Amt, Abder Dellys, ist in den Ruhestand gegangen.
Johannes Wechsler
Johannes Wechsler ist seit Juli 2018 neuer Geschäftsführer der MediaMarktSaturn IT Solutions in Ingolstadt. Wechsler berichtet an Atul Bhardwaj, CTO der MediaMarktSaturn Retail Group und CEO der MediaMarktSaturn IT Solutions. Wechsler wird die Geschäftsführung der MediaMarktSaturn IT Solutions um Bhardwaj, Orhan Olgun und Thomas Gawron ergänzen. Zuvor, seit Mai 2015, war Wechsler CIO der ProSiebenSat.1. Media SE.
Max Thelen
Weil Erwin Sattler in die Geschäftsführung aufstieg, übernahm Max Thelen im Herbst 2010 dessen Position als Bereichsleiter IT/ORG beim Pharmagroßhändler Sanacorp. Damit verantwortet er IT-Infrastruktur und Anwendungsentwicklung des Unternehmens. Zugleich fungiert er als Schnittstelle zu den Fachbereichen.
Michael Baier
Neuer Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Infokom in Karlsruhe ist seit Juli 2018 Michael Baier. Infokom ist die IT-Tochter der Eurobaustoff, einer Kooperation für den mittelständischen Baustoffgroß und -einzelhandel. Zuletzt war Baier Vorstandsmitglied der Abas Unternehmensgruppe.
Jens Siebenhaar
Jens Siebenhaar ist seit Oktober 2018 CIO beim Bekleidungsunternehmen C&A Europe. Zuvor arbeitete Siebenhaar als Geschäftsführers der REWE Systems GmbH. Siebenhaar war im März 2009 Leiter der IT bei REWE geworden. Er wechselte damals von der Baumarktkette OBI an den Rhein.
Frank Scholz
Frank Scholz ist seit September 2018 Group CIO bei der Citti Handelsgesellschaft in Kiel. Er ist dort für die gesamte IT verantwortlich. Scholz war zuvor CIO bei der DB Regio. In den kommenden vier Jahren wird er sich die Aufgabe mit dem bisherigen IT-Leiter Matthias Ernst teilen.
Ulrich Wiedemann
Ulrich Wiedemann ist seit September 2020 IT-Leiter von Vinzenzmurr. Zuvor war er CIO und COO beim Münchner Edelmetallhändler Pro Aurum, zu dem er Anfang 2020 von Essity gewechselt ist.
Jochen Jaser
Jochen Jaser ist seit Juni 2019 neuer CIO beim Kölner E-Commerce Unternehmen HRS Group. Zuvor war Jaser bis Mai 2019 ein Jahr als CTO bei der Bearing Point Software Solutions GmbH in Frankfurt. Fast acht Jahre arbeitete er bei der Frankfurter Matrix42 AG, als CTO und CEO und sowie fünf Jahre bei der Karlsruher update4u Software AG, als Head of Product Management und CTO.
Andreas Helber
Mit dem Jahreswechsel 2010/11 änderten sich die IT-Verantwortlichkeiten bei der BayWa: Andreas Helber wurde zum Finanzvorstand berufen und übernahm zugleich das IT-Ressort vom vormaligen Vorstand Frank Hurtmanns. Dieser verließ den Agrarhändler. IT-Dienstleistungen bezieht die BayWa über die RI-Solution GmbH, die sie Anfang 2002 zusammen mit der österreichischen RWA AG gegründet hat. Chef des Dienstleisters ist Eugen Berchtold.

Das 1973 in Karlsruhe gegründete Unternehmen beschäftigt mehr als 46.300 Menschen und ist Deutschlands umsatzstärkster Drogeriekonzern. Über ein Netz von 3.945 Filialen in Europa offeriert dm mehr als 12.500 Artikel, im Online-Shop ist das Sortiment mit gut 18.000 Artikeln noch breiter. Eine effiziente Logistik ist in diesem Konstrukt erfolgsentscheidend. Melcher sieht hier das größte Potenzial für Digitalisierung und Automatisierung.

Digitaler Zwilling steigert Effizienz der dm-Märkte

Im Verteilzentrum in Wustermark bei Berlin etwa kommissionieren schon jetzt Roboter rund 50 Prozent der Artikel. Vorgelagerte Robotertechnik sorgt zudem für einen durchgängig automatisierten Warenfluss. Für die Filialen hat dm digitale Zwillinge entwickelt, mit deren Hilfe Mitarbeitende beispielsweise jederzeit nachvollziehen können, wo sich einzelne Artikel in einem Drogeriemarkt befinden. Um den "digitalen Filialzwilling" mit den nötigen Daten zu versorgen, setzt Melcher auf spezialisierte Scanroboter des Bremer Startups Ubica. Sie erfassen, erkennen und identifizieren täglich das Mobiliar und den Warenbestand in den Pilot-Märkten.

Um den "digitalen Filialzwilling" mit den nötigen Daten zu versorgen, setzt dm auf spezialisierte Scanroboter des Bremer Startups Ubica.
Foto: WFB/Sarbach

Das Handelsunternehmen arbeitet zudem intensiv an den digitalen Kundenschnittstellen. Seit vielen Jahren fließen Kundendaten vor allem über das Payback-Kartensystem in die eigenen IT-Systeme. Melcher will Kundenkontakte ergänzend zu Payback künftig viel stärker über die hauseigene dm-App steuern und die Payback-Daten dort integrieren.

Auf diesem Weg könne man den Kunden beispielsweise während des Einkaufs im Markt maßgeschneiderte Produktinformationen zuspielen. "Dazu muss die App attraktiv sein", so der IT-Chef. "Sie darf keine platte Werbung präsentieren, sondern muss wirklich nützliche Informationen liefern." Heute benutzten dm-Kunden die App etwa zum mobilen Bezahlen und für den automatisierten Checkout beim Verlassen des Ladens, aber auch für Online-Einkäufe. Im vergangenen Geschäftsjahr wurden 59 Prozent der Onlinebestellungen über die App abgeschlossen.

"Wir sind hier größer als Amazon"

Neben dem stationären Geschäft habe dm in den vergangenen Jahren den größten Online-Shop für Drogeriemarktprodukte in Deutschland aufgebaut, berichtet Melcher selbstbewusst: "Wir sind hier unseres Wissens größer als Amazon." In Sachen Sortimentsbreite, Kompetenz und Preisgestaltung könnten die internationalen Online-Riesen nicht mithalten.

Besonders erfolgreich entwickelt sich das Click + Collect-Modell, das dm unter dem Namen "Express-Abholung" anbietet. Kunden stellen sich dabei ihre Waren im Online-Shop zusammen und nehmen sie anschließend an einer Abholstation im Markt entgegen. Das funktioniert ähnlich wie die DHL-Packstationen. Die Türen lassen sich per Smartphone öffnen. Die positive Resonanz auf das eigentlich für die Corona-Ausnahmesituation entwickelte Modell hat das Management überrascht. Inzwischen wickele man 25 Prozent der Online-Einkäufe auf diesem Weg ab, sagt Melcher.

Data Governance und Analytics

Der Umgang mit Daten, beispielsweise zu Umsätzen, Lagerbeständen und Produktivität, ist für die dm-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter erfolgskritisch. Einige Angestellte wurden früher sogar darin geschult, Informationen mithilfe von SQL-Statements selbst aus der Datenbank zu fischen, erinnert sich der IT-Chef. Heute stellt die IT dafür Dashboards zur Verfügung, die Daten und Reports aus dem Data Warehouse im Backend liefern.

Doch das wird künftig nicht mehr ausreichen. Melcher will tiefere Analysen und Interpretationen des stetig wachsenden Datenbestands, um daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dazu brauche es Spezialisten wie Data Analysts und Data Scientists, um die man sich derzeit bemühe. Auch in Sachen Data Governance und Data Management sind dafür noch Hausaufgaben zu erledigen. So muss dm beispielsweise lokale und prozessspezifische Daten mit zentral vorgehaltenen Informationen verknüpfen.

Produktorientierte IT statt Shared Services

Schon 2014 hat Melcher damit begonnen, eine produktorientierte IT-Organisation mit weitgehend selbständigen Teams aufzubauen. Das bis dato verfolgte Shared-Services-Modell war ihm zu schwerfällig und zu aufwändig. "Die Produktorientierung macht die IT schneller, es gibt deutlich weniger Abstimmungsaufwand", beschreibt er die Vorteile. Die Teams arbeiteten durchgängig mit agilen Methoden, er selbst habe sich intensiv mit dem agilen Manifest für die Softwareentwicklung beschäftigt.

Die Produktorientierung wirkt sich auch auf die Kernanwendungen aus. Melcher will künftig etwa auch SAP-Systeme häufiger aktualisieren, nicht nur über klassische Add-ons, sondern auch mit eigenentwickelten Erweiterungen: "Zur Not machen wir das alle vier Wochen."

Verabschiedet hat sich dm vom Konzept einer zentralen Organisationseinheit für Innovationen. Das habe sich nicht bewährt, urteilt Melcher. Zwar sei es gelungen, auf diesem Weg in kurzer Zeit neue Ideen zu entwickeln. Doch seien diese anschließend nicht ausreichend in bestehende Systeme und Strukturen integriert worden. Heute laute die Devise: "Innovationen entstehen in den Produktteams."

Kernsysteme wandern in die Cloud

Im Backend hat der IT-Chef die Weichen in Richtung Cloud Computing gestellt. dm betreibt eine Reihe von Kernanwendungen, sogenannte Konzernsysteme, zu denen auch "Omnichannel Retail" (OCR) gehört. "Dieses System haben wir komplett nach Cloud-native-Prinzipien in der Google-Cloud entwickelt", betont Melcher. Der Cloud-Provider stelle die dafür benötigte Infrastruktur zur Verfügung, beispielsweise die Container-Orchestrierungsplattform Kubernetes. Seit 2015 werde OCR kontinuierlich in agilen Sprints weiterentwickelt, alle 14 Tage gebe es Neuerungen. Anwendungen, die direkt auf den Kunden ausgerichtet sind, entwickele man überwiegend selbst.

Zu den Konzernsystemen gehört auch ein Data Warehouse auf Basis von Microstrategy, das dm nun mit Snowflake in die Cloud hieven will. Aufgrund der Snowflake-Architektur kann das Data Warehouse auf Cloud-Plattformen unterschiedlicher Anbieter laufen. Welcher Provider am Ende zum Zug kommt, ist noch nicht entschieden. Im Bereich Office und Collaboration dagegen ist Microsoft gesetzt. Die rund 70.000 dm-Angestellten arbeiten allesamt mit der Office-365-Suite.

SAP S/4 HANA-Migration in Vorbereitung

Wie viele andere Großunternehmen muss sich auch dm mit der Ablösung klassischer SAP R/3-Systeme befassen. In jedem der 14 Länder, in denen das Unternehmen aktiv ist, läuft derzeit ein separater SAP-Mandant mit jeweils eigener Datenhaltung. Das soll sich ändern. Melcher will die Anwendungslandschaft auf nur noch einen Mandanten mit einer einzigen Datenbank verschlanken. Dieses Vorhaben werde zwei bis vier Jahre dauern.

Erste Vorbereitungen laufen. "Zunächst geht es darum, Systeme und Daten zu konsolidieren", berichtet der IT-Chef. Diese Aufgabe erledige man intern auf On-Premises-Systemen. Die Migration auf S/4 HANA folge im zweiten Schritt. Erst danach werde entschieden, auf welcher Cloud-Plattform das neue Kernsystem künftig laufen soll.

Der IT-Chef hat auch Business-Verantwortung

Geht es um die Zusammenarbeit mit Fachabteilungen und die Verteilung von Budgets, befindet sich Melcher in einer komfortablen Lage, denn er hat bei dm gleich drei Hüte auf: Neben seinen Geschäftsführerposten bei der dm Verwaltungs GmbH und der IT-Tochter dmTECH trägt er die Verantwortung für mehr als 330 dm-Märkte in Baden-Württemberg.

Dass er nicht wie viele seiner Amtskollegen an einen CFO berichtet, empfindet er als großen Vorteil für dm: "So können IT-Investitionen direkt in der Geschäftsführung beraten werden". Das erleichtere vieles; die kurzen Wege erlaubten beispielsweise schnellere Entscheidungen. Doch wichtiger ist ihm ein anderer Aspekt: "IT ist für dm ein Wertschöpfungsfaktor." Das spiegele sich auch in stark steigenden IT-Budgets wider.

Technik ist nicht das Problem

Die größten Hürden im digitalen Transformationsprozess sieht der CIO dennoch weniger im technischen Bereich. Die kritischen Fragen lauten für ihn: "Machen die Menschen mit? Sind die Anwender zufrieden?" Um dabei voranzukommen, komme es darauf an, den Nutzen der Technologie anschaulich zu machen. Dazu setzt er sich etwa mit Filialleitern zusammen und erklärt Technologien in diversen internationalen Gremien. Eine weitere Erfahrung aus den vergangenen Jahren: "Man muss die Menschen überzeugen, indem man Betroffene zu Beteiligten macht."

Am Ende brauche es für den digitalen Wandel auch die richtige Kultur, so Melcher. "Wir müssen vermitteln, dass es sich lohnt, auszuprobieren. Dazu brauchen wir selbstverantwortliche und unternehmerische Menschen, die sich trauen, Fehler zu machen, um aus ihnen zu lernen und so Spitzenleistungen generieren."

Wie die IT zu mehr Nachhaltigkeit beiträgt

Jenseits der klassischen CIO-Aufgaben beschäftigt sich der Manager verstärkt mit dem Thema Nachhaltigkeit. In den Märkten setze dm beispielsweise auf Rezyklate für wiederverwertbare Verpackungen. Doch auch die IT könne ihren Teil beitragen: "Der größte Hebel in Sachen Sustainability steckt in den Anwendungen und den damit verbundenen Effizienzpotenzialen."

Ansatzpunkte sieht er auch in der IT-Infrastruktur. So arbeiteten die eigenen Rechenzentren inzwischen mit Strom aus erneuerbaren Energien. In den Drogeriemärkten gelinge es, mithilfe von IoT-Lösungen Energie zu sparen. Erst kürzlich habe dm entschieden, die bisher im Standby-Modus laufenden WLAN Access Points in mehr als 2.000 Märkten nachts auszuschalten. Melcher: "Der Effekt war verblüffend. Wir haben damit so viel Strom eingespart, wie 25 Haushalte durchschnittlich im Jahr verbrauchen."