iPad vor Android, RIM und HP

Wettbewerb bei Tablet-PCs steht bevor

19.04.2011 von Thomas Pelkmann
Bald startet der Angriff auf Platzhirsch Apple, so Forrester. Android-Tablets, das Playbook oder das HP-Tablet müssten sich allerdings am iPad messen lassen.
Das iPad 2 (vorn) und das Playbook.
Foto: Apple, RIM

In nur zwölf Monaten hat das iPad die Ansprüche an Computer neu definiert. Das schreibt der Forrester-Analyst Ted Schadler über den Einsatz von Tablet-PCs in Unternehmen. Anwender erwarten demnach, dass die Geräte instant-on sind, also direkt nach dem Einschalten verfügbar. Sie müssen außerdem absolut portabel sein, lange Akkulaufzeiten bieten (möglichst für einen ganzen Arbeitstag), immer mit dem Internet verbunden sein und ihren Mehrwert ansonsten durch die Apps erbringen.

Die Zahl von 15 Millionen verkaufter iPads allein im Jahr 2010, so Schadler, sei der Beweis, dass der Tablet-PC von Apple diese Ansprüche erfülle. Auch wenn das iPad immer noch in erster Linie ein Consumer Device ist: Rund die Hälfte der Besitzer, schätzt der Forrester-Analyst, nutzten ihr Gerät auch für die Arbeit im Unternehmen.

Tablets übertreffen Smartphones bei der Mail-Bearbeitung

In den zahlreichen Gesprächen, die Schadler und seine Forrester-Kollegen mit CIOs und IT-Leitern führen, seien viele Fragen gestellt worden, ohne dass es auf jede bereits eine Antwort gegeben habe. Aus diesem Grunde hat sich Schadler die zehn wichtigsten Fragen herausgegriffen und in dem Forrester-Report "Executive Q&A: Tablets In The Enterprise In 2011" beantwortet.

Da ist zu allererst die Frage nach dem Business-Nutzen von Tablet-PCs, die Schadler ein wenig sybillinisch beantwortet: Es gebe viele nützliche und zahlreiche unterschiedliche Anwendungen - und sie kristallisierten sich im Moment erst heraus. Die Reise auf dem Tablet-PC sei ja erst kurz, meint Schadler wohl zu Recht, und das iPad sei ja auch noch jung. Viele andere Tablets seien zudem zwar angekündigt, aber noch gar nicht auf dem Markt. Aber all der Nutzen, der schon jetzt absehbar sei, hänge mit den Formfaktoren der Geräte zusammen: ihrer hohen Portabilität, der Bequemlichkeit, die sie böten, ihrer Konnektivität sowie mit dem mittlerweile recht großen Portfolio an Anwendungen. Sie sind in Meetings weniger aufdringlich bei der Informationsbeschaffung als Notebooks, sie sind bei der E-Mail-Verarbeitung besser als Smartphones, und sie sind interaktiver als papierne Charts im Verkaufsgespräch.

Aus diesen Vorteilen entwickelt der Forrester-Analyst drei Einsatzszenarien: Mitglieder der Geschäftsleitungen und Vorstände werden Tablet-PCs anstelle von Aktenordnern und Schnellheftern verwenden. Außendienstmitarbeiter werden Tablet-PCs anstelle von Laptops verwenden. Für viele konkrete Arbeitssituationen (auf der Baustelle, im Operationssaal, beim Verkaufsgespräch des Versicherungsagenten, im Supermarkt oder in der Ölraffinerie) wird es zunehmend Anwendungen und Apps geben, die Clipboards oder Listen mehr und mehr überflüssig machen werden.

Motorola greift mit Android-Tablet an

Interessant ist auch die Frage nach dem richtigen Tablet: Bislang war sie leicht zu beantworten, denn das iPad war wenn schon nicht das Beste, so dann zumindest das Einzige. Laut Schadler wird das Apple-Gerät aber auch 2011 den Markt beherrschen: erstens, weil es einfach da ist und andere nicht. Zweitens hat sich das iPad (gemeinsam mit dem iPhone aus gleichem Hause) bereits im Firmengebrauch bewährt (wenn auch oft unter Schmerzen) und sind mittlerweile auch im Einsatz in heiklen Gebieten erprobt. Und wenn dann doch mal andere Tablet-PCs kommen, müssen sie bei Performance, Funktionalität und App-Angebot erst mal an den Quasi-Standard von Apple heranreichen.

Dennoch werde sich der Markt entwickeln, glaubt Schadler: Hinter Apple würden Motorola und andere Hersteller Android-Tablets auf den Markt bringen. RIM mit dem auf den Unternehmenseinsatz spezialisierten Playbook und HP mit dem WebOS Tablet folgen auf den Plätzen drei und vier.

Es folgen Fragen nach dem Verhältnis von Notebooks und Tablet-PCs, nach der Sicherheit und dem firmenweiten Management der Geräte, der Entwicklung von Apps und der Frage nach dem Ansatz "Bring your own devices". Eine Frage, die oft gestellt wurde, ist aber die, wie man existierende Anwendungen auf mobile Endgeräte portieren kann. Das, meint Ted Schadler, sei eine gewaltige Aufgabe: all die tausenden Business-Anwendungen auf die vielen unterschiedlichen Smartphones und Tablet-PCs zu portieren.

Aber es gebe einen Weg, diese Riesenaufgabe deutlich abzukürzen: Desktop-Virtualisierung. Wenn Client-Anwendungen nur noch auf Servern laufen sei es kein Problem, sie auf beliebigen Endgeräten verfügbar zu machen, so der Forrester-Analyst. Seine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Virtualisierung auch auf mobilen Endgeräten funktioniert, möchte Schadler indes nicht. Anwenderberichte legten aber den vorsichtigen Schluss nahe, dass man seine Arbeit auch so erledigen könne.

Tatsächlich könnten mobile Endgeräte der Desktop-Virtualisierung aber zu Durchbruch verhelfen, argumentiert Schadler. Wenn bisher Sicherheit und niedriger TCO nicht für einen tragfähigen Business Case ausgereicht hätten: Funktionierende Apps in virtualisierten Umgebunden auf Tablet-PCs würden das ganz sicher ganz schnell ändern.

Tablet-PCs bringen Virtualisierung in Schwung

Der Forrester-Report "Executive Q&A: Tablets In The Enterprise In 2011" kann unter diesem Link bestellt werden.