Datendiebstahl

Wie Android-Apps Ihre privaten Daten verraten

07.03.2012 von Michael Franz
Wir sind dem Datenklau auf den Grund gegangen und verraten, welche Infos schnüffelnde Apps preisgeben, wer diese erhält und was die Datendiebe damit anfangen können.

Von 101 untersuchten Android-Apps übermittelten 56 Apps persönliche Daten. Was stellen Datendiebe aber mit Ihren Informationen an? Wir verraten, welche Gefahren durch die Datenweitergabe drohen und haben die unsichersten Apps aus unserem Testlabor in einer Galerie zusammengefasst.

Bereits über 7,8 Milliarden Android-App-Downloads verzeichnet allein der Android Market. Alle 5 bis 10 Sekunden kommen 1000 Downloads für Android-Smartphones und -Tablets hinzu. Darüber freuen sich nicht nur die Betreiber und Entwickler der Applikationen. Auch die Werbeindustrie und kriminelle Organisationen dürften sich über diese Zahlen freuen.

Gratis-App versus Bezahl-App

Kostenlose Apps finanzieren sich meist über In-App-Werbung, kostenpflichtige Apps verzichten dagegen überwiegend darauf. Das Verhältnis auf dem Android Market von Gratis-Apps zu kostenpflichtigen Android-Tools liegt derzeit bei etwa 2:1.

Welche Infos schnüffelnde Apps preisgeben.
Foto: AKS - Fotolia.com

Android-App-Nutzern sollte klar sein, dass Entwickler Applikationen nicht aus Langeweile entwickeln. Auch Sie müssen von etwas leben. Damit Sie Applikationen kostenlos nutzen dürfen, ist die Werbung allerdings das kleinere Übel. Bedenklich sind da eher die Apps, die Ihre Daten an Entwickler oder Werbefirmen ungefragt weitergeben.

Verräterische Apps möchte kein Android-Nutzer haben. Wer sich Applikationen auf sein Smartphone installiert, kann aber damit rechnen, ausspioniert zu werden. Zahlreiche Studien haben das längst belegt. Eine im letzten Jahr vom Wall Street Journal in Auftrag gegebene Studie etwa fand heraus: Von 101 untersuchten Apps (iOS und Android) übermittelten 56 die Geräte-Kennung, 47 die Standortdaten und fünf sogar persönliche Daten, wie Geschlecht und Alter.

Auch die von uns getesteten Apps übermittelten überwiegend die Geräte-Kennung, auf Englisch International Mobile Station Identity, kurz IMEI. Aber auch Standort- und Gerätedaten als auch Netzwerk- und Provider-Informationen fielen auf. Die Applikationen gehen mit Ihren Daten bisweilen recht großzügig um.

In unserem Test wollten wir zudem wissen, ob bezahlte Apps grundsätzlich sicher sind und Gratis-Apps sich dagegen über den Handel mit Ihren privaten Daten bezahlt machen. Unter den 47 Apps mit einer Testnote von schlechter als 4,0 in der Kategorie Sicherheit waren 11 Applikationen kostenpflichtig. Die Bezahlung von Applikationen ist also keine 100-prozentige Garantie.

Wer schnüffelt in Ihren Daten

Die Hauptzielgruppe Ihrer Daten sind überwiegend die App-Hersteller selbst. Über Analyseunternehmen, wie etwa Flury, wird das Nutzerverhalten untersucht. Viele dürften das von Software-Installationen auf Desktop-Rechnern kennen. Seriöse Softwareentwickler fragen ihre Nutzer, ob Sie anonymisierte Nutzungsstatistiken dem Entwickler zur Verfügung stellen. Diese Daten dienen meist zur Verbesserung der Software, um etwa eine bessere Benutzeroberfläche, auf Englisch User Interface, kurz UI, zu programmieren und so etwa die Benutzerfreundlichkeit (Usability) zu erhöhen.

Aber auch die Werbeindustrie zeigt ein reges Interesse an persönlichen Informationen. Google sammelt Daten etwa für seinen Dienst AdMob. Der Suchmaschinen-Gigant garantiert so seinen Werbekunden eine zielgruppengerechte Platzierung der Werbeinhalte. Denn das Geschäft mit Ihren Daten ist einträglich. Innerhalb eines Jahres erzielte Google zum 3. Quartal 2011 allein durch das mobile Werbegeschäft 2,5 Milliarden US-Dollar Brutto-Umsatz.

Die unsichersten Apps aus dem Test-Center

PC-WELT und mediaTest digital schicken regelmäßig Apps ins Testlabor. Auf die Kategorie Sicherheit legen wir dabei besonders großen Wert. In dieser Galerie finden Sie verräterischsten Apps aus unserer Testreihe. In unserer Test-Galerie finden Sie unsichersten Android-Apps aus unserem Testlabor.

Pho.to Lab
Neben Standard-Effekten und Bilderrahmen lassen sich mit „Pho.to Lab“ aus eigenen Fotos komplett neue Bilder kreieren. Collagen und Gesichtsfotomontagen sind dabei nur einige der zahlreichen Möglichkeiten. Die eingeblendeten Werbebanner, welche den Benutzer auf Dating-Seiten und ähnliches locken wollen, empfanden wir als sehr störend. Im Großen und Ganzen ist die Funktionalität von "Pho.to Lab" okay. Doch Vorsicht in Hinblick auf die Datensicherheit: Pho.to Lab versendet die gerätespezifische IMEI-Nummer an den Hersteller.
My CookBook
Streng genommen kann die kostenlose App „My CookingBook“ nicht mehr, als eigene Rezepte zu verwalten und Rezepte von Internetseiten zu importieren. Positiv ist anzumerken, dass sie viele Einstellungsmöglichkeiten bietet. Die Sprachausgabe von Rezepten ist eine durchaus nützliche Funktion. Allerdings kann die App aufgrund ihres geringen Funktionsumfangs, der unübersichtlichen Oberfläche und dem mangelhaften Design insgesamt nicht überzeugen. Außerdem muss der Benutzer auf Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung verzichten. Achtung, Datenschutz-Lücke: Die App übermittelt ungefragt den Namen des Mobilfunkanbieters, des WLAN-Netzes und des Smartphones an mehrere Empfänger.
cooking4life
Die App „cooking4life“ hinterlässt einen guten Eindruck. Durch ihre simpel gestaltete Oberfläche erhält „cooking4life“ in punkto Benutzerfreundlichkeit eine sehr gute Bewertung. Der große Umfang an Rezepten und die zahlreichen Kategorien sind besonders hervorzuheben. Negativ ist der App anzukreiden, dass sie nicht zu allen Rezepten ein Bild liefert. Zudem schwankt die Qualität der einzelnen Kochanleitungen sehr stark. Es fehlen Bedienungsanleitung und FAQ. Achtung, Datenschutz-Lücke: Die App übermittelt ungefragt den Namen des Mobilfunkanbieters, des Smartphone-Herstellers und des genutzten WLAN-Netzes an mehrere Empfänger.
GeoStar
Die Quiz-App „GeoStar“ weist kaum Mängel auf und überzeugt in fast allen Bereichen. Sie erhält im Android Market sehr positive Resonanz, was auf den hohen Spaßfaktor sowie die sehr übersichtliche Gestaltung der Oberfläche zurückzuführen ist. Eine Bedienungsanleitung ist nicht vorhanden, allerdings wird sie aufgrund der intuitiven Bedienbarkeit der Anwendung nicht zwingend benötigt. Die Verbindung zu Facebook ist im Gegensatz zu vielen anderen Spiele-Apps sehr gut und auffällig gelöst. Die App besitzt allerdings ein kleines Datenschutz-Leck: Sie versendet die Gerätebezeichnung des Smartphones ungefragt an mehrere Empfänger.
Location Reminder Alarm
„Location Reminder Alarm“ ist eine ortsbasierte Erinnerung, die durchaus praktischen Nutzen hat. Sie sind auf dem Heimweg und haben vergessen, den Einkauf zu erledigen? Genau das verhindert der ortsbezogene Alarm von „Location Reminder Alarm“. Leider ist die Umsetzung der App nicht überzeugend. Die Eingabe der einzelnen Erinnerungen ist mehr als umständlich, außerdem verlangt der „Location Reminder Alarm“ eine Registrierung. Stutzig macht, warum die App auf den Anrufspeicher zugreift. Darüber hinaus stellt die App auffällig viele Verbindungen zu Servern von Drittanbietern her und übergibt die Gerätenummer ("IMEI") an Werbevermarkter.
OfficeSuite Pro
Positiv an der Office Suite Pro ist ihre Funktionsvielfalt beim Erstellen und Bearbeiten von Word- und Excel-Dokumenten. Zudem unterstützt die Trial App viele Dateiformate. In Sachen Bedienerfreundlichkeit kann sie aber nicht punkten. Vor allem in der Kategorie Sicherheit erhielt das Office Tool eine schlechte Note. Die App versendet die IMEI-Nummer des Smartphones an den App-Hersteller und an Google Analytics. 30 Tage kann die App genutzt werden. Wenn Sie diese dann weiternutzen möchten, müssen Sie 7,46 Euro investieren.
Compass and Map
Die App „Compass & Map“ zeigt auf der Startseite einen Kompass sowie Angaben zum aktuellen Standort. Dieser kann auf einer Karte angezeigt werden. Support-Angebote oder Informationen zum Entwickler sucht der Anwender vergebens. Die App begeht mit dem ungefragten Versand der GPS-Koordinaten des aktuellen Standorts an das Werbenetzwerk Admob und dem Namen des genutzten Mobilfunkanbieters an den Hersteller der App zwei Datenschutzverletzungen.
Talking Harry the Hedgehog
In der App „Talking Harry the Hedgehog“ spielt der Benutzer mit einem müden und gelangweilten Igel. Dieser kann sich mit Hilfe eines virtuellen Energy-Drinks in einen Karatekämpfer oder einen sehr schnellen und beweglichen Igel verwandeln, der Kugeln ausweicht. Diese beiden Verwandlungen halten jedoch jeweils nur für kurze Zeit an. Achtung, Datenschutz-Lücke: Die App übermittelt ungefragt die eindeutige Geräte-Kennung (IMEI).
Funny Face
Die Fotoeffekt-App „Funny Face“ enthält eine kleine Auswahl an Effekten, mit deren Hilfe der Benutzer Portraitfotos auf lustige Art und Weise verfremden kann. Achtung: Die App versendet ungefragt die eindeutige Geräte-Kennung IMEI an zwei Werbenetzwerke.
Quickoffice Pro (Office and PDF)
Mit der App „Quickoffice Pro (Office & PDF)“ erstellt und bearbeitet der Benutzer Microsoft-Office-Dateien auf seinem Android-Gerät. Zu den unterstützten Formaten zählen Word-Dokumente, Excel-Tabellen, PowerPoint-Präsentationen und PDF-Dateien. Zusätzlich kann der Benutzer seine Daten mit Google Docs, Evernote und weiteren Cloud-Diensten synchronisieren. Achtung, Datenschutz-Lücke: Die App übermittelt ungefragt die eindeutige Geräte-Kennung (IMEI) und die eindeutige Teilnehmer-Kennung (IMSI) an den Hersteller der App.
Gutschein-App und Sparen
Die Android-App „Gutscheine-App und SPAREN.de“ liefert zahlreiche Gutscheine aus Bereichen wie Gastronomie (zum Beispiel zwei Gerichte zum Preis von einem), Freizeit, Shopping, Wellness und Reisen. Darunter sind viele Gratis-Gutscheine. Für andere ist ein Obolus von 0,49 Cent bis 4,99 Euro fällig. Gutscheine-App und SPAREN.de<br id="ELR_1337355909"/>Achtung, Datenschutz-Lücke: Die App übermittelt ungefragt die eindeutige Gerätekennung des Smartphones (IMEI) an mehrere Empfänger.
eBay Kleinanzeigen
Mit der Android-App „eBay Kleinanzeigen“ sucht der Benutzer nach Angeboten aus über 230 Kategorien aus den Bereichen Multimedia &amp; Elektronik, Immobilien, Job, Auto, Eintrittskarten &amp; Tickets, Haus &amp; Garten, Mode &amp; Beauty, Haustiere und vielem mehr. Zudem darf er selbst Inserate aufgeben. Achtung, Datenschutz-Lücke: Die App übermittelt ungefragt die eindeutige Geräte-Kennung (IMEI) an mehrere Empfänger.
Photo Magic
Die kostenlose Bildbearbeitungs-App „Photo Magic“ bietet die Möglichkeit, eigene Bilder mit zahlreichen, oft spaßigen Effekten zu versehen. Die Ergebnisse lassen sich speichern und per Facebook, Twitter & Co. verbreiten. In punkto Datensicherheit schneidet die App nicht gut ab: Sie versendet ungefragt die gerätespezifische IMEI-Nummer an einen dubiosen Server, der mutmaßlich dem App-Hersteller gehört.
Snipz.de - dein Schn'APP'chen
Mit Hilfe der Android-App „Snipz.de – dein Schn’APP’chen“ kann der Benutzer täglich neue Angebote begutachten. Zu den Angeboten zählen Gratis-Aktionen, stark reduzierte Produkte, Gewinnspiele oder auch Preisfehler. Der Benutzer kann auch in Kategorien nach bestimmten Produkten suchen. Achtung Datenschutz-Lücke: Die App übermittelt ungefragt die IMEI Nummer und den Namen des Smartphoneherstellers an verschiedene Empfänger.
SCANNER PRO - QR Code Reader
Mit der App „Scanner Pro – QR Code Reader“ kann der Benutzer Barcodes und QR-Codes mit der Kamera abfotografieren. Im Anschluss wird der Inhalt des entschlüsselten Codes angezeigt und das Internet danach durchsucht. Achtung, schwerwiegende Datenschutz-Lücken: Die App übermittelt ungefragt mehrere gerätebezogene Daten wie den Namen des Mobilfunkanbieters und des WLAN-Netzes sowie Standortinformationen (GPS-Daten) an mehrere Empfänger.
Translator + Dictionary
Die Anwendung „Translator + Dictionary“ bietet mit mehr als 100 Wörterbüchern einen überdurchschnittlichen Umfang. Deutsch lässt sich beispielsweise in neun andere Sprachen übersetzen. Darüberhinaus verfügt die App über eine Lernfunktion und eine Sprachausgabe. Die App benötigt für seine Grundfunktion eine aktive Internetverbindung. In Hinblick auf die Datensicherheit leistet sich die App einige gravierende Verstöße: Sie übermittelt ungefragt die Gerätebezeichnung, den Namen des genutzten Mobilfunkanbieters und die eindeutige Geräte-Kennung (IMEI) an mehrere Empfänger. Passend dazu verzichtet der Anbieter auf transparente Informationen wie Datenschutzrichtlinien und Geschäftsbedingungen.
Talking Larry the Bird
In der App „Talking Larry the Bird“ kann der Benutzer einen Vogel vom Blitz treffen lassen, ihm Futter geben und verbeugen lassen. Der Vogel gibt Wörter und Sätze, die der Benutzer ins Mikrofon des Smartphones spricht, in einer hohen Stimmlage wieder. Eine Videofunktion ist ebenfalls vorhanden. Achtung, Datenschutz-Lücke: Die App übermittelt ungefragt die eindeutige Geräte-Kennung des Smartphones (IMEI) und den Namen des genutzten Mobilfunkbetreibers an Google.
Touchnote
Mit der kostenlosen Android-App „Touchnote - Postkarten“ lassen sich Postkarten erstellen und anschließend über den Betreiber drucken und verschicken. Die erste Postkarte ist kostenlos. Funktional kann die App durchaus überzeugen, nicht aber beim Thema Datenschutz: „Touchnote - Postkarten“ übermittelt die eindeutige Geräte-Kennung (IMEI) an den Hersteller der App und an Paypal. Der Hersteller der App erfährt außerdem die GPS-Koordinaten des aktuellen Standorts.
TuneWiki - Lyrics with Music
Die Radio-App „TuneWiki Social Music Player“ spielt neben unzähligen nationalen und internationalen Online-Radiosendern auch Musik vom eigenen Gerät ab. Die App sucht automatisch nach den dazugehörigen Songtexten und Videos, die anschließend kostenlos angesehen werden können. Auffällig ist die riesige Auswahl an an Genres. Vorsicht im Hinblick auf die Datensicherheit: Die App liest sensible Daten wie die eindeutige Geräte-Kennung IMEI, den Standort (GPS-Koordinaten) und den Namen des Mobilfunkanbieters aus und versendet sie zum Teil an den Hersteller der App und zum Teil an einen Analysedienst.
Jango Radio
Die kostenlose App „Jango Radio“ bietet dem Nutzer die Möglichkeit, sich durch die Auswahl von Interpreten automatisch Wiedergabelisten erstellen zu lassen. Dabei fügt sie ähnliche Titel einer oder mehrerer Musiker zu einer „Station“ zusammen. Es ist eine kostenlose Registrierung erforderlich, um angelegte Playlists speichern zu können. Potentielles Sicherheitsrisiko: Die App versendet die bei der Registrierung festgelegten Login-Daten unverschlüsselt, was zu Abzügen in der Sicherheitsnote führt.
Fahrten
Um die Funktionen der Android-App „Fahrten“ zu aktivieren, muss sich der Benutzer erst einmal auf dem Netzwerk fahrgemeinschaft.de registrieren oder sich mit seinem Facebook-Konto anmelden. Danach eröffnen sich die Möglichkeiten nach Mitfahrgelegenheiten zu suchen oder selbst Inserate aufzugeben. Achtung, Datenschutz: Die APP übermittelt ungefragt die Telefonnummer des Besitzers und die E-Mail Adresse an mehrere Empfänger.
theChanner - Social TV
Mit der kostenlosen Video-App „theChanner - Social TV“ soll es möglich sein, kostenlos diverse TV-Sender aus zahlreichen Ländern und in vielen verschiedenen Sprachen auf dem Smartphone zu schauen. Das Bild kann dabei über WLAN oder UMTS empfangen werden. Über eine Chat-Funktion können sich die Benutzer untereinander austauschen. Achtung: Die App versendet die IMEI-Nummer des Smartphones sowie Systeminformationen an den App-Hersteller und einen Vermarkter, zudem werden Passwörter unverschlüsselt übertragen.

Welche Daten werden verraten

Liest man die Liste der gesammelten Informationen, treten zunächst wenige Bedenken auf. Daten wie die des genutzten Mobilfunkbetreibers, des genutzten WLANs, Name des Smartphone-Herstellers, Smartphone-Typ oder die Betriebssystemversion klingen harmlos.

Ausschlaggebend ist, wer diese Datensätze für welchen Zweck nutzt. Handelt es sich um ein seriöses Werbenetz, wird Sie künftig nur personalisierte Werbung treffen. Wenn sich Gratis-Apps über Werbung finanzieren, warum sollten es nicht wenigstens auf Sie abgestimmte Verbraucherinformationen sein?

Dennoch: Die Summe der gesammelten Daten macht´s. Denn interessant wird es für Datensammler vor allem dann, wenn mehrere Datensätze einem Gerät zugeordnet werden können. Oder noch besser: Die persönlichen Informationen können dem Smartphone-Nutzer oder Tablet-Anwender selbst zugewiesen werden.

So lässt sich aus den gesammelten Daten ein Nutzerprofil erstellen. Fortan halten die Datensammler Ihre Gewohnheiten fest. Über die GPS-Daten erfahren Sie zum Beispiel etwas über Ihre Einkaufsgewohnheiten. Auch das Nutzerverhalten gibt Aufschluss, wo Sie etwa im Internet surfen und welche Inhalte Sie besonders interessieren.

Wie ein solches Profil entstehen könnte, zeigen wir im Folgenden. Die eindeutige Geräte-Kennung, auf Englisch International Mobile Station Identity (IMEI) ist an sich eine gute Sache. Wie die Fahrzeug-Identifizierungsnummer eines Autos wird diese Nummer nur für ein UMTS oder GMS-fähiges Handy vergeben. Mit der IMEI lässt sich also ein bestimmtes Touchscreen-Handy eindeutig identifizieren. Dabei besteht die Handy-Identität aus einer 15-stelligen Seriennummer.

Anders als beim Auto lässt sich mit dieser Nummer das Gerät unter Umständen wieder auffinden. Notieren Sie sich deshalb Ihre IMEI und bewahren Sie diese daheim auf. Wird Ihr Geräte etwa gestohlen, kann die Polizei mit der Geräte-Kennung das Handy orten. Vorausgesetzt die Ortung des Handys dient zur Aufklärung einer schweren Straftat, etwa einem Raubüberfall.

Tipp: Wie Sie Ihr Handy bei Verlust dennoch orten, sperren und empfindliche Daten löschen, lesen Sie in unserem Ratgeber „Im Notfall: Bei Smartphone-Verlust“.

Von der Geräte-Kennung zum vollständigen Nutzerprofil

Auch die Werbeindustrie freut sich über Ihre IMEI. Lässt sich mit Ihr doch ein Nutzerprofil anlegen. Zunächst kann mit der Nummer nur das Gerät zugeordnet werden. Legen Sie aber über die App ein Nutzerprofil an, erhält der Datensammler unter Umständen auch Ihre persönlichen Daten. Künftig lässt sich seine Datenbank personifiziert pflegen.

Möglich wird das, wenn Sie sich für einen Dienst registrieren. Möchten Sie mit einer Radio-App etwa eine Liste Ihrer Lieblingssender verwalten, ist ein Nutzerprofil zwangläufig notwendig. Ob das Login nun verschlüsselt erfolgt und wer Zugriff auf den Datensatz erhält, lässt sich oft nur über einen Sicherheits-Test feststellen.

Login-Daten

Erst kürzlich tauchten auf dem Android Market schädliche Apps auf (Wir berichteten). Die Apps aktivierten unbemerkt Dienste im Hintergrund. So gelangten Kriminelle an persönliche Daten, wie Kontakte, Telefonnummern und die IMEI-Nummer.

Aber auch der unverschlüsselte Versand von Login-Daten durch Apps könnte Kriminellen Tür und Tor öffnen. Vor allem, wenn Sie über ein öffentliches Netzwerk surfen und Dritte so die Daten abgreifen. Die Radio-App Jango etwa versendet Ihre Login-Daten unverschlüsselt.

Standort (GPS-Koordinaten)

Die Ermittlung der Standort-Daten kann durchaus Sinn machen. Ortsbezogene Dienste, sogenannte Location Based Services, funktionieren natürlich nur, wenn Ihre Standortdaten auch von der App genutzt werden dürfen. Die Wetter-App „Beautiful Widgets“ etwa zeigt die Wettervorhersage Ihres Einzugsgebietes an. Die Datenschutz-Analyse verlief aber zumindest bei dieser App zufriedenstellend. Daten wurden nicht an Dritte weitergegeben.

Stutzig sollten Sie werden, wenn eine App Ihre Standortdaten abruft, obwohl das Tool diese nicht benötigt, um richtig zu funktionieren. In der Test-Galerie finden Sie etwa die App Scannerpro, mit der Sie Barcodes und QR-Codes fotografieren und über das Internet Informationen dazu erhalten. Der GPS-Standort ist für die Funktionalität irrelevant. Verzichten sie dann lieber auf solche Applikationen. Tipp: Deaktivieren Sie die GPS-Funktion Ihres Smartphones und schalten Sie diese nur ein, wenn Sie einen ortsbezogenen Dienst auch wirklich nutzen.

Wenn es um Sicherheit geht, sind vor allem Sie selbst gefragt. Da eine App immer einen potentiellen Zugriff auf persönliche Daten und Funktionen haben könnte, gibt es nur einen Weg das Risiko so gering wie möglich zu halten. Bevor Sie eine Applikation aus dem Internet herunterladen, informieren Sie sich zuvor über den Herausgeber und beachten Sie die Nutzerkommentare.

Haben Sie sich für eine App entschieden, achten Sie bei der Installation darauf, auf welche Daten die App zugreifen möchte. Fordert die Applikation mehr Rechte ein, als für die Funktionalität benötigt wird, verzichten Sie lieber auf diese Applikation. Zumindest sollten Sie die Rechte des Tools einschränken dürfen.

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