2009 als Chance genutzt

Wie CIOs ihr IT-Projektportfolio umschichten

07.01.2010 von Werner Kurzlechner
Weniger Geld, größere Aufgaben: Was viele CIOs täglich erleben, spiegelt eine Umfrage aus dem Hause Bearingpoint wider. Sie zeigt aber auch den Willen der IT-Chefs, an den erhöhten Anforderungen zu wachsen.
Je nach Branche fielen die Einschnitte ins IT-Budget unterschiedlich tief aus.

Jammern hilft nichts, nur die Harten kommen in den Garten, aus unschönen Erfahrungen wird man klug: Angesichts der Entwicklung in diesem Jahr landet man schnell in Großmutters Plattitüdenkiste. Und tatsächlich scheint ja auch einiges dran zu sein an den alten Binsenweisheiten, wie die Umfrage der Unternehmensberater von Bearingpoint unter 55 deutschen CIOs unterstreicht.

Zum Beispiel daran, dass unschönen Ereignissen wie Krisen auch Chancen innewohnen. Für die meisten IT-Manager bedeutet das, dass sie zwar zum Sparen gezwungen sind. Dafür finden sie mit eigenen Ideen endlich Gehör bei ihren Chefs, wo sie früher nur auf taube Ohren stießen.

51 Prozent der CIOs mussten 2009 Kürzungen hinnehmen, jedem dritten IT-Manager wurde sogar ein Zehntel des Budgets gestrichen. Wie Bearingpoint herausfand, fallen die Kürzungen in den Branchen höchst unterschiedlich aus. Während in der Finanzbranche 43 Prozent der CIOs satte Kürzungen von mindestens zehn Prozent verschmerzen mussten, waren es im öffentlichen Sektor 31 Prozent und in der Industrie lediglich 24 Prozent.

"CIOs und IT-Organisationen sind jetzt mehr denn je gefordert", sagt Jan Bernstorf, Senior Manager bei Bearingpoint. "Einerseits stehen die Budgets unter Druck, andererseits müssen zusätzliche Anforderungen bedient werden." Berater Bernstorf denkt dabei beispielsweise an ungeplante Projekte zur Kostensenkung.

Die Finanzbranche prescht beim Umbau der IT-Systeme voran.

Diese Herausforderung haben viele CIOs indes längst gemeistert. 43 Prozent haben ihr IT-Projektportfolio bereits überarbeitet und neu bewertet – zumindest größtenteils. Ein weiteres Drittel hat dies zumindest teilweise getan. Auf diese Weise sind finanzielle Spielräume für strategische Maßnahmen zur Kostensenkung entstanden.

Zwei Fünftel haben langfristige Maßnahmen begonnen oder umgesetzt

Von den IT-Entscheidern sind längst nicht nur Klagen über diese Entwicklung zu vernehmen. Denn nicht selten hatten die CIOs strukturelle Fehlentwicklungen in der Unternehmens-IT längst erkannt. Es hakte allerdings, wenn die Business-Seite von der Notwendigkeit eines Umsteuerns überzeugt werden sollte. Zumindest dieses Vermittlungsproblem hat die Krise gründlich beiseite geräumt.

Mehr als 40 Prozent der CIOs haben bereits mit der Umsetzung langfristiger Maßnahmen begonnen oder diese teilweise schon abgeschlossen. Konkret geht es dabei etwa um den Ersatz alter IT-Systeme durch innovative Technologien mit niedrigeren Betriebskosten.

Wer sich jetzt als erfolgreich und nutzbringend für den geschäftlichen Erfolg erweist, könnte es dauerhaft einfacher haben – auch wenn die Krise endgültig ausgestanden ist. "Die aktuellen Maßnahmen sollten CIOs auch nutzen, um das Verständnis der Fachabteilungen für Anforderungen und Möglichkeiten der IT zu erhöhen", rät Bearingpoint-Partner Jörg Wegner.

Offensichtlich ist, dass die CIOs die Ärmel hochkrempeln und voran gehen möchten – und zwar weiter als bisher von den Vorständen abgesegnet. 71 Prozent der Befragten halten die in ihren Unternehmen getroffenen Maßnahmen jedenfalls nicht für ausreichend.

Sehr deutlich zeigt die Umfrage, mit welcher Wucht insbesondere die Finanzbranche von der Krise getroffen worden ist. In der schlingernden Branche ist auch das Selbstbewusstsein der IT-Chefs angeknackst. Nur 57 Prozent gehen davon aus, dass der Wertbeitrag der IT in ihrem Haus deutlich sichtbar ist. In den anderen beiden Branchen trauen sich mehr als drei Viertel der CIOs, diese Aussage zu tätigen.

Finanzbranche gegenüber Vorjahr gestärkt

Entsprechend stark stand die Finanzbranche in diesem Jahr unter Handlungsdruck. Deshalb haben 44 Prozent der IT-Entscheider kurzfristige Maßnahmen zur Kostensenkung weit voran getrieben, sogar 72 Prozent haben die langfristige Bereinigung von IT-Altsystemen mit deutlichen Fortschritten in Angriff genommen. In der Industrie und in der Verwaltung liegen die Vergleichswerte zwischen zehn und 20 Prozent.

Es offenbart sich eine enorme Diskrepanz, die ein weiteres Ergebnis unterstreicht. Der Finanzbranche blieb keine andere Wahl, als sich neu aufzustellen. Entsprechend strotzt sich nach einem turbulenten Jahr vor Kraft. 43 Prozent sehen ihre IT-Organisation gegenüber dem Vorjahr gestärkt. Nur 14 Prozent sagen, sie sei geschwächt – und das trotz der erheblichen Einschnitt im Budget. In den beiden anderen Branchen überwiegt zwar ebenfalls die Zuversicht, aber das in erheblich geringerem Maße.

Die Befragung "CIO Snapshot 2009" kann auf www.bearingpoint.de heruntergeladen werden.