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Wie CIOs morgen arbeiten

16.09.2011 von Werner Kurzlechner
Die gute Nachricht: Nachrufe auf die IT-Abteilung müssen laut Forrester sicher nicht geschrieben werden. Allerdings werden sich die Aufgaben der IT stark wandeln.
Was macht eigentlich ein CIO? Sich jedenfalls in Zukunft die Arbeitszeit anders einteilen als heute, wie diese Gegenüberstellung zeigt.
Foto: Forrester Research

Auch CIOs waren einmal klein. Wer damals Feuerwehrmann werden wollte, kann sich möglicherweise ungewollt oft auch dahingehend ausleben – Brandherde gibt es auch in der IT reichlich zu löschen. Vielleicht träumte manch einer aber auch von einer Karriere als Architekt, Filmproduzent oder Dirigent. Denjenigen kann geholfen werden, wie der Blick in eine neue Studie von Forrester Research zeigt. Die Analysten untersuchen darin, wie die Transformation der IT zu einer „Empowered BT“ die Rolle des CIOs verändert. Und je nach Phase des Übergangs sind just die Eigenschaften der drei genannten Berufe gefragt.

Das Beste daran: Nachrufe auf die IT-Abteilung und den CIO müssen nach Einschätzung der sechs für die Studie verantwortlichen Forrester-Analysten nicht geschrieben werden. Die These von Tod der IT steht ja im Raume, weil Technologien wie Social Media, Mobile IT, Cloud Computing und Video den Anwendern im Unternehmen ermöglichen, sich selbst mit benötigten Tools und Services zu versorgen – bequem an der IT vorbei. Die Antwort Forresters auf diese „Ermächtigung“ respektive „Empowerment“ lautet „Empowered Business Technology“, kurz „Empowerd BT“, noch kürzer EBT.

Forrester definiert das als Ansatz, bei dem das Ermöglichen technologischer Innovation ins Business eingebettet ist. Die IT-Abteilung liefert dabei just so viel zentrale Koordination und Überblick, wie für die geschäftlichen Ziele im Unternehmen nötig ist. Nach Einschätzung Forresters ist das der sicherste Weg für die IT, um auf Dauer nicht überflüssig zu werden. Damit einher geht nun aber ein dramatischer Wandel des CIO-Rollenbildes und der zu erfüllenden Anforderungen. Die Analysten führen das in ihrer Studie auf mehreren Ebenen aus. Sie beginnen mit den fünf Attributen, die ein IT-Chef im neuen Zeitalter erfüllen muss.

5 Anforderungen an den CIO

Erstens wird sich laut Forrester der Fokus in Richtung Empowerment verschieben. Das bedeutet etwa, Marketing und Kundendienst beim Aufbau neuer Customer-Solutions zu unterstützen und den Mitarbeitern bei IT-Fragen eine Art Sicherheitsnetz zu bieten.

Zweitens wird sich die IT einen Ruf als dynamischer Service Provider aufbauen müssen.

Drittens wird sich als Organisationsmodell eine Art Bündnis entwickeln: Die IT hat dabei weniger direkte Mitarbeiter und wird sich auf Kernkompetenzen wie Governance, Enterprise Architecture, Service-Management und das Erarbeiten von unternehmensweiten Standards beschränken. Implementierung und Ausführungen gehen demgegenüber immer mehr in Business-Hand über.

Viertens hat die IT nach Einschätzung der Analysten künftig einen klaren Wertbeitrag zu liefern – und zwar durch Governance, Sourcing und Innovation.

Fünftens wird der CIO dabei zu einer Art „Chief Operations Officer“, dessen Hauptaufgabe die Mitentwicklung von Business-Lösungen sein wird.

Mehr Zeit fürs Vendor Management

Durch diese Entwicklung bedingt verändert sich das Anforderungsprofil an die IT drastisch. Forrester geht davon aus, dass der zeitliche Anteil des Managements von Applikationen und Infrastruktur von 60 auf 25 Prozent purzelt. Entsprechend erhalten andere Tätigkeitsbereiche deutlich mehr Gewicht.

Der Zeitanteil für Innovation verdreifacht sich demnach von 5 auf 15 Prozent. Eine Verdopplung jeweils von 10 auf 20 Prozent prognostiziert Forrester beim Vendor Management und bei Enteprise Architecture. Die Bedeutung des Risikomanagement steigt von 15 auf 20 Prozent.

Eine wesentliche Rolle spielen CIOs laut Forrester in der Entwicklung und Implementierung einer Geschäftsstrategie. Im Kern geht es dabei um eine Gleichtaktung von Business-Anforderung und IT-Kapazitäten. Ein Angelpunkt dabei ist die EBT-Governance. „Die meisten ‚empowered’ Lösungen stellen keine großen Investitionen dar“, heißt es in der Studie. „Also liegt das Risiko nicht im vordergründigen Investment, sondern in der Skalierbarkeit, Nachhaltigkeit und Sicherheit.“ Das gilt es zu berücksichtigen, wenn die IT sich vom Status einer bloßen Kostenstelle wegentwickeln will. Notwendige Maßnahmen sind dabei der Aufbau formalisierter Governance-Strukturen, Risiko-Kategorisierung und Quantifizierung als Voraussetzung einer Kosten-Nutzen-Analyse und eine ständige Messung der Resultate.

Sich für Großprojekte stark machen

Ferner gilt es, Innovationen anzustoßen. Forrester rät in diesem Zusammenhang, bei der Entwicklung neuer Gewinnströme mitzuhelfen, sich für Großprojekte stark zu machen, stufenartig in Innovationen zu investieren und Mitarbeiter aus den Fachabteilungen mit ins Boot zu holen. Zentral ist aus Sicht der Analysten auch eine Stärkung des Kundenkontaktes. Die Tätigkeitsfelder für den CIO in diesem Kontext: Ressourcen aufbauen, die einen Dialog mit den Kunden ermöglichen, Einbindungen der Kundenmeinung bei der Entwicklung besserer Produkte und Dienstleistungen, Analyse von Kundendaten, Verbesserung des Einkaufserlebnisses für die Kunden und die Kundenzufriedenheit als Messlatte für die BT-Services.

Ein anspruchsvolles Programm also, das so nicht auf einmal zu erfüllen ist. Deshalb unterteilt Forrester hier drei Phasen. Hier kommen die Traumberufe von oben wieder ins Spiel.

In Phase Eins ist der CIO als Architekt gefragt, der Governance und Baupläne bereitstellt. Entscheidend ist nach Ansicht der Analysten das Zusammenspiel zwischen CIO, Service-Providern und Business-Managern. Der IT-Chefs beschränkt sich dabei wirklich auf die Gestaltung der Pläne. Das Business übernimmt die Aufgabe der Bauarbeiter, diese mit Leben zu erfüllen.

3 Phasen bis zur neuen CIO-Rolle

Wer als Filmproduzent einen Blockbuster kreieren will, braucht eine Menge kreativer Leute um sich. Zusammenfügen, anleiten, die Richtung vorgeben – so lauten seine Aufgaben.

Ganz genauso verhält es sich mit dem CIO in der zweiten Phase: Er stößt Zusammenarbeit und Innovation an.

In Phase Drei schließlich operiert der CIO wie der Dirigent eines Orchesters und sorgt für Präzision und Harmonie in den Abläufen. „Der CIO entwickelt nicht nur die Vision und die Strategie, sondern er kümmert sich auch Schritt für Schritt um die Ausführung“, heißt es in der Studie.

Die Studie „The Empowered BT CIO“ ist bei Forrester Research erhältlich.